Ausgabe Nr. 2434
Neues Narkosegerät lässt Tierarztherz hüpfen
Eine knappe halbe Stunde dauern die Vorbereitungen für die Katzen-OP, die der Tierarzt Dr. Nicolae Coldea durchführen wird. Zig sterile Packungen jeder Größe werden vorbereitet, dann kann es losgehen. Der orangefarbene Kater, der für diese OP aus Karlsburg/Alba Iulia gebracht wurde, hat Glück im Unglück: Er ist einer der ersten Kunden, bei denen der Arzt sein neues Narkosegerät einsetzt, das er besonders bei den schwierigen und langen OPs benutzen will. „Ich denke, das ist das erste Inhalationsnarkosegerät in Hermannstadt, das auch für die künstliche Beatmung zuständig ist”, so Dr. Nicolae Coldea.
Das „alte” Narkosegerät steht auch in der Nähe, „doch bei diesem erfolgt die Beatmung nur manuell, was bei einer mehrstündigen Operation für den Anästhesisten sehr beanspruchend ist”, so der Arzt, der stolz sein neuestes „Spielzeug” präsentiert: „Ich mache gerade meinen Doktor in Neurologie und Neurochirurgie, und da werde ich komplizierte Operationen durchführen. Für OPs am offenen Brustkorb wird dieses Gerät gebraucht. Ich möchte auch z. B. so bald wie möglich Hirn-OPs durchführen, und da kann man die klassische Spritzennarkose nicht benutzen, weil der intrakranielle Druck steigt. So ist die Inhalationsnarkose natürlich die Rettung, und das neue Gerät erleichtert meine Arbeit ungemein.”
Während der OP – der orangefarbene Kater hat einen komplizierten Beckenbruch durch einen Autounfall – sieht man mehrere Lichter an der Maschine aufleuchten: Das Gerät meldet, dass alles nach Einstellungen erfolgt und in Ordnung ist.
Bei der Inhalationsnarkose wird das Tier an ein Narkosegerät angeschlossen und atmet damit ein Gemisch aus Sauerstoff und Narkosegas ein. Weil das Gemisch ganz genau dosiert werden kann, ist eine besonders gute Narkoseregulierung von Vorteil. Da das Narkosegas direkt über die Lungen wieder ausgeschieden wird, ist die Belastung für Leber oder Nieren aber auch für das Herz-Kreislauf-System viel geringer als bei anderen Narkosearten. Von Vorteil ist auch die kürzere Aufwachzeit nach der OP, erklärt der Arzt, der eigentlich in seiner Praxis in der Schmiedgasse/Faurului von vielen Geräten umgeben ist, die u. a. während einer OP Herz, Puls, Atmung, Blutdruck überwachen, aber auch ein Radiologiegerät und eines zur Messung der Blutwerte kann man hier finden.
„Ich finde es wichtig, dass auch die Tierärzte in neue Geräte investieren, damit wir das Leid unserer Tiere mindern können”, sagt die Herrin des Katers im Wartesaal. „Es ist auch wichtig, dass die Tierärzte auf nationale und internationale Kongresse gehen und sich immerzu weiterbilden lassen, denn auch die Tiermedizin macht fantastische Fortschritte. Da müssen die Tierärzte einfach mithalten, da unsere Kleinen zum Unterschied zu den Menschen nicht genau sagen können, was mit ihnen los ist. Da ist nicht nur Fingerspitzengefühl und Erfahrung nötig, die aktuelle Information ist auch sehr wichtig. Ich will, dass es meinem Kater so gut wie meinen Kindern ergeht, auch wenn das seinen Preis hat.”
Tatsächlich hat Dr. Coldea ein solches Narkosegerät, das er nun sein eigen nennen darf, in Italien zum ersten Mal gesehen. „In jeder modernen Praxis im Ausland habe ich moderne Narkosegeräte gesehen” sagt er. Dass das nicht seine letzte Mehrtausend-Investition sein wird, will er jetzt nicht wahrhaben, doch seine Bekannten und Kunden wissen (und hoffen insgeheim) , dass er bei den neuen medizinischen Geräten immer wieder schwach wird, denn das „alte” Narkosegerät ist eigentlich erst ein Jahr alt. Und jedes Mal wenn etwas Neues vorgestellt wird, verspricht er sich selber, es nicht zu kaufen, um wenige Wochen oder Monate später doch nicht widerstehen zu können. Mit dem Blick auf das Gerät, für das er sich einen Pkw hätte leisten können, verspricht er mit lauter Stimme, dass das seine letzte große Investition war, denn sogar der Platz wird knapp und er kann wegen des Radiologiegeräts nicht umziehen, da dieses für diesen Raum akkreditiert ist. Er würde jetzt nichts mehr Neues brauchen, denn jetzt freue er sich über das Narkosegerät, das er bei großen Operationen einsetzen wird – wie bei dem orangefarbenen Kater. Doch kaum ist das gesagt, schon murmelt Dr. Coldea vor sich hin über ein Laserskalpell mit Dioden und weitere Geräte, dabei weiten sich ihm regelrecht die Pupillen vor Begeisterung.
Ruxandra STĂNESCU
Dr. Nicolae Coldea operiert den Garfield-ähnlichen orangefarbenen Kater an einem Beckenbruch, das neue Narkosegerät (hinter ihm) ist im Einsatz, das alte auch noch rechts zu sehen.
Foto: die Verfasserin