Ausgabe Nr. 2428
Jugendliche engagieren sich sozial in Hermannstadt
„Wem gehört die Stadt? – Miniprojekte im öffentlichen Raum" war ein viertägiges Projekt, organisiert vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und geleitet von Balkan let's get up! (BLGU), das hier in Hermannstadt stattgefunden hat. Dazu kamen Jugendliche aus Hermannstadt, Mitarbeiter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und auch eine Delegation des Jugendforums aus Suceava, begleitet von der dortigen Kulturmanagerin des ifa.
Der erste Programmpunkt war das Kennenlernen untereinander. Die Altersspanne reichte von 18 bis über 30, es gab Schüler, Studenten, Arbeitnehmer und Suchende, insgesamt wurden mehr als fünf verschiedene Sprachen gesprochen und auch die Erwartungen an die anstehenden Tage waren sehr unterschiedlich. Doch unter der Leitung der BLGU-Geschäftsführerinnen Andrea Zsigmond und Ljiljana Sotra entwickelte sich eine motivierte, interessierte Gruppe.
Bei einer kleinen Stadt-Rallye gewannen auch die Teilnehmer von außerhalb einen Eindruck von Hermannstadt. Anschließend stellten sich einige der lokalen NGOs vor. Unter anderem Tura in Natura und Focus Festival.
Was folgte entsprach den Grundprinzipien von BLGU. Dabei geht es darum, sich nicht nur passiv über Zustände in seiner Umgebung ärgern, sondern aktiv etwas daran zu ändern. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie zum Beispiel auf einer kleinen Ecke brach liegenden Landes am Weg ein paar Blümchen zu pflanzen oder für einen Tag den Müll zu sammeln.
Der überall aufzufindende Müll war einer der zentralen Problempunkte, die von den Teilnehmern beschrieben wurden. Ebenso fehlende soziale Kontakte zwischen alten Menschen und jüngeren, die schlechten Verhältnisse in Krankenhäusern, die fehlende Sicherheit im Straßenverkehr, besonders für Radfahrer, und die mangelnden Kulturangebote in Suceava.
Alles Probleme, an denen ein paar Jugendliche an einem einzigen Tag nichts ändern konnten. Trotzdem waren alle entschlossen, zumindest für einen Tag etwas Gutes in Hermannstadt zu erreichen. Am Samstag folgte dann die Umsetzung. Eine Gruppe nahm Kontakt zu älteren Menschen auf, um sie nach besonderen Rezepten zu fragen. Dabei ging es vor allem darum zu zeigen, dass diese Menschen nicht alleine oder vergessen sind. Eine weitere Gruppe organisierte einen Gang in die Katakomben der Ursulinenkirche. Der Hintergrund hierzu war, auch eingefleischten Hermannstädtern eine neue Facette ihrer Stadt zu zeigen. Leider musste dieser Rundgang abgesagt werden. Die dritte Gruppe machte Bilder vom Ufer des Zibinflußes, die ihre Betrachter zum Handeln gegen die Vermüllung auffordern sollen.
Das Projekt hat sich aber nicht nur mit Problemen befasst, sondern auch mit den schönen Seiten des Lebens. So hat die Gruppe gemeinsam in Michelsberg gegrillt und war auf einem kleinen Konzert der Singer-Songwriterin Lea Matika.
Letztendlich ging es nicht darum, weltbewegende Veränderungen zu schaffen, sondern nur darum, Menschen zu zeigen, dass sie und ihre Probleme zumindest von ihren Mitmenschen wahrgenommen werden. Und auch darum, dass jeder mit ein klein wenig Aufwand und Planung etwas Schönes erreichen kann.
Wer nun auch Lust hat, etwas für sein Umfeld zu tun, kann einige Ideen auf folgenden Internetseiten finden: http://www.guerillagaertner.com/; http://beforeidie.cc/site/berlin-germany/; http://www.restaurantday.org/de/
Josephine-Therese TIPKE
Gruppenfoto im Spiegelsaal.
Foto: Alexander NUTZ