Urlaub und Reisen sind zur Normalität geworden

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Ausgabe Nr. 2422
 

Notizen zur rumänischen Präsenz bei der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB)

 

Vom 4. bis 8. März fand auf dem Messegelände unter dem Berliner Funkturm die ITB Berlin statt, die führende Messe der weltweiten Reiseindustrie. Von Mittwoch bis Freitag war sie für die 115.000 Fachbesucher geöffnet und am Wochenende kamen noch etwa 60.000 sogenannte Endverbraucher, also potentielle Urlauber, wie du und ich. Parallel zur Messe lief der ITB Berlin Kongress, der weltweit größte Fachkongress der Tourismusbranche.

 

Viel Bewegung herrschte in den Hallen unter dem Funkturm, von den ersten Stunden der ITB Berlin an, aber ganz anders als bei den Messen mit Volksfestcharakter, war hier die Etikette groß im Kurs.

Ein leichtes Unbehagen erfasst den frühen Besucher, der schon eine Zugreise hinter sich hat, die bequemsten Schuhe angezogen hat, die bekanntlich nicht die elegantesten sind, und mit einem großen Ausstellungsplan in den Händen, seine „Reiseroute“ für den ersten Tag der ITB-Expedition festlegt. Das etwas einengende Gefühl kommt davon, dass man an tausenden elegant gekleideten und frisch frisierten  Menschen vorbei geht, den Ausstellern, die erwartungsvoll in den Tag hinein schauen.

In diesem Jahr hatte Rumänien die Hälfte der Halle 7.2b zur Verfügung. Nebenan, die Republik Moldova, die Slowakei, und Tschechien.

Die Direktorin des rumänischen Tourismusbüro in Deutschland, Frau Adina Secară, ist, wie sie mir berichtete, das Faktotum, das alles im Vorfeld der Messe organisiert hat und mit dem Beginn der riesigen Veranstaltung, permanent zur Stelle ist, um sicher zu stellen, dass alles planmäßig abläuft und kaum noch zum Schlafen kommt. Im Januar war Rumänien Partnerland bei der Tourismusmesse in Stuttgart, eine Messe, die hauptsächlich den Endverbraucher anspricht. Das war ein großer Erfolg und Frau Secară bemerkte freudig, dass eine deutliche Zunahme beim Individualtourismus zu verzeichnen ist und dass sich das Wachstum  kontinuierlich fortsetzt. Als Verantwortliche für den rumänischen Tourismus in Deutschland, ist sie bemüht, die Nischen der besonderen Attraktionen den ausländischen Touristen zu präsentieren. Das gelingt besonders gut durch die organisierten Pressereisen, die im Anschluss für durchweg positive Berichte sorgen. „Es ist erstaunlich – sagt Adina Secară – wie überrascht die Menschen sind, von alledem was sie in Rumänien entdecken. Sie kommen ohne Erwartungen, wissen nicht viel vom Land aber verlassen es begeistert und verfassen begeisternde Berichte. Die Wildnis, die Unberührtheit, das Ursprüngliche zieht enorm an. Das Bärenreservat bei Zărnești garantiert immer den Erfolg einer Reise“.

Leider sah die Halle der ITB aus wie in jedem Jahr, die gleichen Bilder, mal besser und mal ungünstiger positioniert, auch von der Aussagekraft und dem Wiedererkennungswert sehr unterschiedlich. Die rumänischen Reisefachleute hatten sich zum größten Teil für den Businesslook entschieden, die schönen Trachten werden bei der Messe, die zur Zeit in Bukarest stattfindet angelegt. Schade eigentlich, in Rumänien selbst sind die Trachten doch relativ bekannt.

Die schönen Bilder die im oberen Bereich die Halle schmückten, waren leider aus der Perspektive des Besuchers nicht alle gut zu sehen und die wichtige visuelle Botschaft blieb bisweilen auf der Strecke. So war nur dem Kenner gegönnt die Lügenbrücke zu erkennen, die fast genau den Hintergrund für die zwei Stände aus Hermannstadt bildete. Das Hermannstädter Rathaus wurde von Alexandra Dragu vertreten, die ein großes Angebot an Prospekten ausbreitete, sie hatte für alle Interessengebiete etwas Passendes parat.

Daneben kündigte eine Installation aus Honiggläschen eine Besonderheit an, den Stand der Leitstelle Kirchenburgen, mit Sitz in Hermannstadt.

Viel Informationsmaterial hatten Philipp Harfmann und Dana Moldovan, mehrsprachig und sehr umfangreich. Die lebendige Geschichte der Wehrkirchen Siebenbürgens war ein Publikumsmagnet, viele Fachbesucher zeigten großes Interesse, diese einzigartigen, imposanten Kirchenburgen in ihren Reiseangeboten aufzunehmen. Wie ich von Büroleiter Philipp Harfmann erfuhr, sind die Kirchenburgen ein fester Bestandteil der touristischen Angebote.

„In den letzten fünf Jahren geht es ständig bergauf und durch den wachsenden Individualtourismus haben die Menschen vor Ort mehr Chancen zur Teilhabe und Wertschöpfung. Die Evangelische Kirche ist daran interessiert, dass die Region vom Tourismus profitiert. Noch gibt es nicht sehr viele Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Land, aber saisonbedingt haben viele Dorfbewohner in der Nähe der Kirchenburgen ein zusätzliches Einkommen, durch Fremdenführertätigkeiten oder durch den Verkauf traditioneller Produkte, die sie selbst herstellen. Es ist eine Aufbruchstimmung, die Menschen fühlen sich ermutigt Vieles zu versuchen in Sachen Tourismus, es ist vieles im Entstehen, auch darum wäre eine Vereinfachung des Zulassungsverfahrens für Pensionen zu wünschen“. Philipp Harfmann, ein Fazit am Ende der ITB, nachdem auch die Individualtouristen persönlich die Angebote studieren konnten: „das Interesse an Siebenbürgen wächst ständig, dieses bedeutet eine Steigerung der Besucherzahlen, mit positiven Auswirkungen auf die Region.“

Die rumänischen Aussteller versuchen mit hochwertigen Broschüren, in mehreren Sprachen, die internationalen Partner auf Rumänien neugierig zu machen und sie haben wirklich viel  zu bieten.

Ein vorzüglicher Beitrag war die Präsenz eines Kunsthandwerkers aus der Bukowina, der auf   traditionelle Weise Ostereier bemalte und verzierte. Ein anderer Handwerker fertigte Masken an, an einem Stand wurden in Handarbeit, nach alten Mustern, bestickte Blusen angeboten.

Für die gute Atmosphäre zeichnete die Bekannte Musikgruppe Nightlosers, diese gestalteten auch den rumänischen Abend, gleich am ersten Ausstellungstag. Ein Büfett mit fast allen rumänischen Spezialitäten, mit vorzüglichem rumänischen Wein, dazu in  bester Qualität die Musik der Nightlosers. Die Nachbarn und Geschäftspartner waren begeistert und fühlten sich so wohl, dass sie ein Tänzchen wagten, zur großen Freude der Musiker und des Publikums.

Auf der ITB wurde es sonnenklar: Reisen werden immer häufiger online gebucht, Tendenz steigend. Und das längst nicht mehr ausschließlich zu Hause am PC, sondern immer häufiger unterwegs, am Tablet oder Smartphone. Dafür gibt es immer mehr Apps, ständig auf dem neuesten Stand, ausgeklügelt und bedienerfreundlich. Modernste Technik wurde auch bei der ITB bestaunt.

Urlaub und Reisen sind zur Normalität geworden. Wenn man die Informationsflut betrachtet, die die Reiselust erwecken soll, erkennt man eine ausgetüftelte Werbestrategie. Und wie man seine Kunden beeinflusst Reisen zu wollen, zu buchen und zu genießen, das konnten Reiseveranstalter lernen oder vertiefen, in Seminaren und verschiedenen Workshops. Aus- und Weiterbildung werden in der Reisebranche nicht nur großgeschrieben, sondern auch noch unterstrichen, denn es ergeben sich immer neue Zielgruppen, die Interessen und Neigungen werden immer vielfältiger und wer das nicht bis ins kleinste Detail im Auge hat, wer seine Angebote nicht maßgeschneidert anbietet, der geht leer aus.

Die Reiseveranstalter haben erkannt, dass sie immer raffinierter um ihre Kunden kämpfen müssen, somit sind sie überall präsent wo kommuniziert wird, mischen mit, machen auf sich aufmerksam, in einem permanenten Dialog mit ihren potentiellen Kunden. Der Werbespot im Fernsehen ist das Eine, aber die Diskussionen darüber und zum Thema Reisen allgemein, auf Twitter und Facebook, der rege Austausch von Fotos und Eindrücken, nach den Reisen, mit Hilfe aller Kommunikationsnetzwerken sind unbezahlbar. Ebay wurde als eine ungenügend genutzte Verkaufsplattform präsentiert und die Ratschläge und Dokumentationen der Experten in Sachen Reisemarketing sollten den Reiseunternehmen das nötige Wissen vermitteln, um ihr Geschäft besser führen zu können, um erfolgreicher zu sein. Auch die Reiseberichterstattung wurde in Veranstaltungen unter die Lupe genommen, denn die Tatsache, dass auch diese immer mehr online stattfindet, zieht auch hier Konsequenzen nach sich. Sie muss breitgefächert und spannend sein, um alle Publikumstypen anzusprechen.

Beim Rundgang durch die Hallen fällt auf, wie wirkungsvoll Werbestrategen viele Länder in sehr gutes Licht gesetzt haben. Entweder ganz bunt, exotisch, fröhlich, unbekümmert, leicht frivol, oder betont elegant, luxuriös, geschichts- und traditionsbewusst, so präsentieren sich die meisten der 186 Länder, durch ihre 10.096 Aussteller, wobei ganz ohne Zweifel der Luxusurlaub voll im Trend ist, egal welches Ende der Welt man sich als Ziel aussucht.

Da nach modernsten Marketingstrategien die Planung des Urlaubs bis ins kleinste Detail vorgenommen werden soll und unbedingt mit Hilfe der Medien, der Kommunikationsnetzwerken, des Spezialisten im Reisebüro und der Multimediageräte, ist es an der Zeit damit zu beginnen, wenn das Unternehmen Urlaubsreise ein Erfolg werden soll. 

Nächstes Jahr findet die ITB vom  9. bis 13. März 2016 statt und offizielles Partnerland sind die Malediven.      

Simona BÖHM

 

Dana Moldovan berät die Besucher am Stand der Leitstelle Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien.           

Foto: die Verfasserin

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tourismus.