„Herrliche Vergangenheit, traurige Gegenwart“

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Ausgabe Nr. 2421
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Unterschriften zur Restaurierung des Brukenthalpalais gesammelt

 

White Palace – Dark Story" (Weißer Palast – Dunkle Geschichte) heißt die Campagne des Brukenthalmuseums zur Restaurierung des Brukenthalpalais und durch die nun dafür Unterschriften in der Zeitspanne 1. März-31. Mai 2015 gesammelt werden. Mit dieser Kampagne wollen die Verantwortlichen auf den schlechten Zustand des Brukenthalpalais und  auf die Notwendigkeit der Restaurierung hinweisen.

 

Das Brukenthalpalais, ein Baudenkmal der Kategorie A soll in den mehr als zwei Jahrhunderten seines Bestehens nie komplett restauriert worden sein. 2017 soll nun das 200. Jubiläum seit der Eröffnung des Brukenthalmuseums im Brukenthalpalais gefeiert werden, das somit das erste Museum auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens, aber auch das erste in Mittel- und Südosteuropa ist.

„Das Brukenthalpalais befindet sich in einer Krisensituation“, sagte die stellvertretende Generaldirektorin Dana Hrib bei einer diesbezüglichen Pressekonferenz in der vergangenen Woche: „Das Brukenthalmuseum hat mit Krisensituationen auch in der Vergangenheit zu tun gehabt. Diese wurden dem Publikum als Nachrichten präsentiert und deshalb haben sie wie jede Nachricht sehr kurz gelebt. Dieses Mal versuchen wir eine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte mit einer herrlichen Vergangenheit, einer traurigen Gegenwart und einer offenen Zukunft“.

Aufmerksam gemacht werden soll auf unbekannte Details  an dem Prunkbau am Großen Ring. Es gehe dabei um Details, die der direkten Beobachtung entgehen oder die schwer mit bloßem Auge zu erkennen sind.

In jedem Monat der Kampagne soll auf der Interseite des Brukenthalmuseums und auf dessen Facebook-Profil jeweils ein Thema vorgestellt werden. Beispielsweise werden im Monat März die Probleme der Erhaltung der Steinbestandteile sowie die Notwendigkeit ihrer Restaurierung präsentiert. Da wären die Einfassungen der Portale, der Fenster und Gauben, die Steinsockel im vorderen Innenhof.

Im April sollen die Empfangsräume vorgestellt werden. Näher wird hier das Problem der Erhaltung  und der Notwendigkeit der Restaurierung des Parketts, der Seide- und Papiertapeten oder die Eröffnung des orientalischen Saals im Nordflügel angesprochen werden.

Im Mai wird die Sekundärfassade  vorgestellt.

Jedes Thema wird durch einen Kurzfilm eingeleitet. Die Filme wurden übrigens mit der Unterstützung der Band „Deine Lakaien" aus Deutschland gemacht, die der Kampagne eine einzigartige Stimme des Erzählers und einen tollen musikalischen Hintergrund geboten hat.

Bis zum 31. Mai kann nun die Petition online unter www.brukenthalmuseum.ro oder in verschiedenen Abteilungen des Brukenthalmuseums unterschrieben werden.

Außerdem laufen im Rahmen der Kampagne zwei Projekte in Zusammenarbeit mit der Kunstschule in Hermannstadt sowie mit der Fakultät für Journalistik der Lucian Blaga-Universität.

„Ich hatte die Augen geschlossen, als ich das Museum betrat. Dann öffnete ich sie, aber ich wollte sie gleich wieder schließen. Es war eine Welt der Ruine“, erinnerte sich Sabin Adrian Luca, der Generaldirektor des Museums, an das Jahr 2006 als er sein „periplu“, seine „lange Reise“, im Brukenthalmuseum antrat mit der „Eitelkeit dessen, der bauen will“. Diese Eitelkeit soll ihn dann dazu angespornt haben zu kämpfen, zu arbeiten, mit den Mitarbeitern Erfolge zu feiern, allerdings mit einer kleinen Unzufriedenheit. „Seit neun Jahren scheitern wir an dem Vorhaben, ein Restaurierungsprogramm des Gebäudes zu starten. Wir scheitern, und ich wage zu sagen nicht aus finanziellen sondern aus bürokratischen Gründen.“ Man könne Menschen, die helfen könnten, hierfür nicht empfindlich genug machen.

Seit über 240 Jahren, seit dem Baubeginn am Palais, sei an diesem Gebäude nie ein bedeutender Eingriff vorgenommen worden. Es bestehe nun das Risiko, dass Steinbestandteile herunterfallen, so Luca.

2006 sei aus eigenen Fonds des Museums das Projekt zur Restaurierung des Eingangs-Portals und des steinernen Sockels im vorderen Innenhof bezahlt worden. Seit neun Jahren werde allerdings vergeblich auf die Freigabe der Finanzierung zur Ausführung der Arbeiten gewartet. Vor zwei Jahren sei beispielsweise der Arm eines der beiden Atlanten im Innenhof abgebrochen.

„In diesem Moment glauben wir, dass wir die Unterstützung der Gruppe, die wir ansprechen, erwarten dürfen und durch diese Kampagne können wir erfahren, inwieweit es diese Unterstützung gibt“, sagte Luca. Das Ziel der Petition sei die Haltung des Publikums zu erforschen und das 200. Jubiläum des ältesten Museums in Mittel- und Südosteuropa so zu feiern, wie es sich gehört.

Getan werde alles, was von der Verwaltung des Palais getan werden kann, meinte Luca. Gegenwärtig werde überall neu gestrichen.

Das Jahr 2017 könne nicht mit einer kompletten Restauration gefeiert werden, aber man könnte die Stein- oder Holzteile restaurieren. Eine komplette Restaurierung koste zwischen 30 und 50 Millionen Euro, schätzte Luca. Die Restaurierung des Teatro alla Scala-Opernhauses in Mailand soll 40 Millionen Euro gekostet haben.

Die Probleme bezüglich der Finanzierung von Restaurierungsarbeiten sind vielfältig. Schwierigkeiten beim Abrufen von EU-Gelder gäbe es z. B. wegen der Eigentümerschaft, die sich die evangelische Kirchengemeinde A. B. in Hermannstadt und der rumänische Staat teilen, sowie wegen der Existenz eines gemischten Verwaltungsrates und eines wissenschaftlichen Rates, deren meiste Angehörige deutsche Staatsbürger sind. Ein Problem sei auch, dass die Buchhaltung zum Staat gehöre, Eigentümer aber jemand anders sei. Die Situation sei kompliziert.

Eine Lösung bestehe in der Projektmanagement-Abteilung im Rahmen des Kulturministeriums, die Fonds für Restaurierungsarbeiten an Privatgebäuden, wie in diesem Fall, verwalten kann. Weiterhin gäbe es zwar das Nationale Institut für Denkmäler, der Fonds für restaurierungsbedürftige Gebäude verwaltet, diese Gelegenheit sei laut Luca verpasst worden, da Hermannstadt zwischen 2005 und 2007 bereits viele Fonds erhalten hat. Das Brukenthalpalais habe zwar auch Fonds erhalten, allerdings reichten diese nicht aus zur Restaurierung des Palais. So sei 2006 mit Hilfe der Hans Christian Habermann Stiftung die Fassade restauriert worden.

Für Spenden sind auf der Internetseite des Museums die Kontonummern des Brukenthalia Vereins angegeben worden: Banca Transilvania, RO55BTRLEURCRTOOW626290 (für Spenden in Euro); RO70BTRLRONCRTOOW626290 (für Spenden in Lei); RO95BTRLUSDCRTOOW6262901 (für Spenden in US-Dollar).

Werner FINK

 

Generaldirektor Prof. Dr. Sabin Adrian Luca weist die anwesenden Journalisten auf die Schäden an den Sockeln und den Statuen im vorderen Innenhof hin.                                                    

Foto: der Verfasser

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur, Kunst.