Ausgabe Nr. 2420
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Treffen mit Wählern in der Botschaft Rumäniens
Die Berliner Dorotheenstraße gewöhnt sich langsam an sie, die Rumänen, die ab und an in großen Mengen vor dem schönen, repräsentativen Gebäude ihrer Botschaft, in Grüppchen, Gruppen oder Riesenschlangen, lachen, sich umarmen und aufgeregt Neuigkeiten tauschen. Die Stimmung wird mit jedem Mal besser.
Am 2. November 2014 war sie verhalten optimistisch, die Menschen ziemlich verbissen und trotzig, entschlossen und kämpferisch.
Zwei Wochen später, gleicher Ort, Stimmungswechsel: von sechs Uhr an, eine Stunde vor Beginn der Wahl, vor der Botschaft, fröhliche Menschen, alle jung und etwas müde, da sie nachts mit dem Zug angereist waren. Aber keine Kälte, auch nicht der drohende Regen, nichts konnte ihnen die gute Laune vermiesen. Es sollten immer mehr davon werden, beeindruckend viele mit kleinen Kindern und Säuglingen, aber auch einige Senioren in sehr hohem Alter, insgesamt 2.974 Wähler. Davon haben dann 2.723 Klaus Johannis zum Präsidenten Rumäniens gewählt, so dass die in Deutschland ansässigen Rumänen ein Wahlergebnis erzielten, das unerreicht blieb: 96,09 Prozent.
Nun, zur Tagesordnung übergegangen, traf sich der Präsident, zwei Monate nach der Amtsübernahme, bei seinem Antrittsbesuch in der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland mit einigen seiner Wählerinnen und Wähler im Sitz der Botschaft Rumäniens in Berlin.
Präsident Johannis und Gattin Carmen Johannis erschienen pünktlich in Begleitung der Berater des Präsidenten und die Menschenmenge empfing sie nahezu euphorisch, so viel Applaus hätte einen Rockstar neidisch machen können. Klaus Johannis genoss und teilte die gute Stimmung.
In einer kurzen aber punktgenauen Rede sprach der Präsident die Menschen an. Er erklärte, dass ihm seine riesige Verantwortung bewusst sei und er alle Anstrengungen unternehmen werde, damit die Zukunft eine andere Art Politik bringt. Es sei sein erklärtes Ziel, dass Rumänien die Fortschritte macht, die sich die Menschen wünschen, damit viele der Rumänen, die im Ausland wegen einer besser bezahlten Arbeitsstelle leben, zurückkehren, nach Hause, in ihr Land, wo sie gebraucht werden und wo sie ihre Träume und Pläne verwirklichen können werden.
Klaus Johannis teilte uns mit, dass es ab sofort im Präsidialamt eine Abteilung für die Diaspora gibt, denn es ist ihm wichtig, dass alle rumänischen Staatsbürger im Ausland angemessen vertreten sind, ihre Sorgen ernst genommen werden und sie die Hilfe bekommen, die sie benötigen.
Als die Ansprache zu Ende war, vergaßen die Gäste die Etikette, wie auf ein Zeichen stürzten sie, kaum zu halten, auf das Podest zu, auf dem sich das Präsidentenehepaar befand. Ab jetzt stand die Veranstaltung für alle Beteiligten unter dem Motto „Geduld, bitte!“ Freundlich hörte sich Klaus Johannis Lob und Wünsche, aber auch Zweifel an. Vom schüchternen „wir sind so froh, dass es geklappt hat und wünschen Ihnen Erfolg“ bis zum forschen „wir haben Sie gewählt, enttäuschen Sie uns nicht!“ war alles vorhanden. Lächeln, Autogramme, Kurzgespräche, Händeschütteln, immer wieder, hundertfach.
Gleichzeitig kam auch Frau Carmen Johannis nicht so einfach davon, sie war ebenfalls begehrt, nicht nur um gemeinsam Fotos zu machen, sondern auch als Gesprächspartnerin. Offen und herzlich wandte sie sich den Menschen zu, die es schafften, sie zu erreichen.
Leider kamen nicht alle dazu, ein Wort mit „ihrem Präsi“ zu wechseln. Als es nur noch ein Häufchen von 15-20 Wartenden gab, die zu schüchtern oder zu wohl erzogen waren, um durch ungeduldiges Drängeln nach vorne zu gelangen, brach plötzlich das Bad in der Menge ab, der Präsident verließ samt Begleitung die Halle mit dem Versprechen, dass es solche Treffen auch in Zukunft geben wird. Da kann man doch sagen, Klaus Johannis, der rumänische Staatspräsident hat noch einen Koffer in Berlin.
Simona BÖHM
Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis beim Bad in der Menge.
Foto: Cornelia GUJU