Ein Stadtchroniker in Bildern

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Ausgabe Nr. 2420
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Der Hermannstädter Fotograf Fred Nuss stellt im Franz Binder-Museum aus

Wer kennt ihn nicht? Mit seinen über zwei Metern ist er überall leicht zu erkennen. Fred Nuss ist der wohl bekannteste Fotograf Hermannstadts und ein Vorbild für alle Möchtegern-Fotografen. Am Freitagnachmittag konnte man einen Einblick in die Fotografiekünste von Fred Nuss werfen. Es wurden 101 Schwarz-Weiß Aufnahmen von Hermannstadt gezeigt, die in den 1950-ern und 1960-ern fotografiert wurden und die 1998 dem Astra-Museum Hermannstadt gespendet wurden. Die Ausstellung heißt „Sibiul în alb și negru“ und kann bis zum 31. Mai im Studiosaal, im Parterre des „Franz Binder“-Museums bewundert werden.

„Es muss vor allem eine Leidenschaft vorhanden sein, und diese Leidenschaft für die Fotografie hatte ich schon 1953, als ich meine ersten Fotos von Hermannstadt geschossen habe“, erzählt Fred Nuss in einem Gespräch für die Hermannstädter Zeitung. Der Sohn eines Großpolder Landlers und einer Wuppertalerin, lernte er zuerst die Berufe des Elektrikers und Feinmechanikers. Ein paar Jahre später kam Fred Nuss auf den Geschmack der Fotografie. Wir schreiben das Jahr 1962 und bei der Zeitung Flacăra Sibiului (heute Tribuna) wurde dringend ein Fotograf gesucht. Fred Nuss bewarb sich und bekam die Stelle und ein für jene Zeit modern ausgestattetes Laboratorium. „Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ein Fotoreporter nichts anderes ist, als ein Stadtchroniker in Bildern“, fügt der langjährige Mitarbeiter der Hermannstädter Zeitung hinzu. „Ein Emil Sigerus der Fotografie“, so wurde Nuss von Răzvan Pop bei der Vernissage am Freitag betitelt. Und das nicht ohne Grund, denn Fred Nuss hat Fotos in seinem Archiv, die durchaus die Geschichte der Stadt am Zibin verbildlichen könnten.

Für die Schwarz-Weiß-Fotos in der Ausstellung wurden Rollfilme verwendet im Format 6×6 cm und 24×36 cm, geknippst mit einer Rolleiflex und der Pentacon 6. „Einige Fotos sind Geschichte“, sagt der sympatische Fotograf, denn in manchen Fotos sind Gebäude zu sehen, die heute gar nicht mehr existieren. So zum Beispiel lichtete Fred Nuss das Gebäude der 90-er Kaserne ab, die Straßenbahn, die durch die Heltauergasse führte, den  Park auf dem Großen Ring oder die „Casa Modei“, deren Stelle das „Dumbrava“-Kaufhaus eingenommen hat.

„Es war für mich eine Genugtuung, die nur wenige Fotografen erleben durften“, erklärt Fred, wie er liebevoll von seinen Freunden genannt wird, „52 Jahre bei der Tribuna als Fotoreporter arbeiten zu dürfen und mich nebenbei mit der Kunstfotografie befassen zu dürfen.“ Früher hätte jede Mutter ihr Kind von Fred Nuss portraitieren wollen. Er hat aber als begeisterter Portraitfotograf vor allem Schnappschüsse von Kindern und alten Menschen gemacht. Demnächst soll übrigens eine Ausstellung mit Portraits von Fred Nuss ebenfalls im Franz Binder-Museum organisiert werden. 

Nach der Vernissage wurde ein Film zu Ehren von Fred Nuss gezeigt, in dem Persönlichkeiten und Fotografen von Hermannstadt ihre Erfahrungen mit Fred Nuss schilderten. Im Folgenden einige Aussagen:  „Ich habe Herrn Nuss einmal sagen hören: Es gibt keine hässlichen Menschen, aber es gibt schlechte Fotografen.“ (Radu Nechit, Journalist); „Eine seiner Eigenschaften ist, dass er keinen Lärm beim Fotografieren macht, er ist sehr diskret und macht Fotos von einer Fragilität, wie sie nur selten in der Welt zu finden sind.“ (Constantin Necula, orthodoxer Pfarrer und Theologieprofessor); „Herr Nuss ist Geschichte auf zwei Beinen. Sowohl die Geschichte der Stadt als auch die der Fotografie. Er hatte das Glück die Entwicklungen der Fotografie zu erleben von der Glasplatten- zur Rollfilm- und heute zur Digitalfotografie.“ (Daniel Bălțat, Fotograf).

Auf die Frage, was einen guten Fotografen ausmacht, erklärt Fred Nuss: „Außer Leidenschaft muss ein guter Fotograf die Kenntnis seines Arbeitsgerätes mitbringen. So wie jeder Scharfschütze sein Gewehr wie seine eigene Hosentasche kennt, sollte auch der Fotograf seinen Fotoapparat in- und auswendig kennen.“

Wir, die Redakteure der Hermannstädter Zeitung, sind stolz und dankbar, Fred Nuss als Mitarbeiter und Kollegen zu haben und wünschen ihm weiterhin viel Gesundheit und gutes Licht für viele hervorragende Fotos!

Cynthia PINTER

Alt-Hermannstadt in Schwarz und Weiß" lautet der Titel der Ausstellung mit Fotos von Fred Nuss (unser Bild) aus den 1960-er und 1970-er Jahren, die am Freitag der Vorwoche im Ausstellungsraum im Erdgeschoß des Franz Binder-Völkerkundemuseums am Kleinen Ring eröffnet worden ist.

Foto: Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe.