Ausgabe Nr. 2420
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Über den „hora“ Verlag in Hermannstadt und sein Inhaber-Ehepaar
Die 1991 gegründete GmbH „hora“ war zunächst auf Computersatz, Lektorat und Gebrauchsdruck ausgerichtet. Ab 1997 weiteten die Firmeninhaber, das Ehepaar Dr. Maria Luise Roth-Höppner und Dr. Wolfgang Höppner, das bisherige Tätigkeitsfeld des Unternehmens durch den Buchverlag „hora“ aus.
Ein siebzigster Geburtstag im Verlag – Wolfgang Höppner wurde 1945 in Hamburg geboren –, veranlassten den von „hora“ publizierten Hermannstädter Autor Joachim Wittstock, an einige Bemühungen der beiden in Hermannstadt bekannten Persönlichkeiten zu erinnern.
Zahllose Texte sind im Lauf der letztverstrichenen Jahre durch ihre Hände gegangen, sind von Maria Luise und Wolfgang Höppner auf allen Stufen der Ausfertigung sachkundig betreut und zum Endergebnis Veröffentlichung gebracht worden. Wie unsäglich weit mitunter der Weg von ambitionierten, doch nebelhaften Vorstellungen einzelner Autorinnen und Autoren bis zum fertigen Buch sein konnte, ist ihnen oft und mitunter schmerzlich bewusst geworden. Vieles musste aufeinander abgestimmt werden, bis das Bild zur Schrift passte, bis Auflagenhöhe und Kosten in ein akzeptables Verhältnis kamen, bis das Schwermögliche und gar Unmögliche des Vertriebs sich an realen Möglichkeiten messen ließ.
Da ist reichlich Geduld vonnöten gewesen, um mit den Schreibenden zurechtzukommen, um Buchhandlungen mit der eigenen Produktion zu beliefern, um auf Buchmessen und während verschiedenster Publikumsbegegnungen die Aufmerksamkeit auf „hora“ zu lenken, auf den Vogelflug im Verlagsemblem.
Dieses graphische Motiv, ebenso von Beherztheit zeugend wie von stiller Romantik, erinnert vielleicht ans Volkslied: Zogen einst fünf wilde Schwäne, / Schwäne leuchtend weiß und schön… (Bei „hora“ sind allerdings nur drei Zugvögel unterwegs.)
Oder ruft uns die Bert-Brecht-Verse ins Gedächtnis: Sieh jene Kraniche in großem Bogen! / Die Wolken, welche ihnen beigegeben / Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen / Aus einem Leben in ein andres Leben.
Aus einem Leben in ein andres Leben… In Gesprächen kam zum Ausdruck, im Verlagszeichen werde der Umzug von Deutschland nach Rumänien angedeutet – die Rückkehr der Maria Luise Roth, die Ansiedlung von Wolfgang Höppner. Mit der Problematik eines solchen Landeswechsels (Ortswechsels, Weltwechsels) setzten sich beide lebhaft auseinander, haben sie doch in den 1990er Jahren den „Verein Arche Noah“ gegründet und betreut, dessen Vorstands-Vorsitzende Maria Luise Roth-Höppner wurde. Über diesen „Verein zur Unterstützung von Rück- und Einwanderern in Rumänien“, über sein Wirken, seine Erfolge und die zu bewältigenden Schwierigkeiten, erteilt am besten die Publikation Zugänge. Forum des Evangelischen Freundeskreises Siebenbürgen Aufschluss (Heft 23, Juli 1998).
Die Ansiedlung der Höppners in Siebenbürgen kam der hiesigen Buchproduktion zugute. Verwalterisches war meist Sache von Frau Maria Luise, die Arbeit am Text fiel in Herrn Wolfgangs Zuständigkeit.
Er hat eine gute Schule durchlaufen. Freilich kann ich nur einen Bereich beurteilen, und auch das nur einigermaßen, den Sprachbereich. Der Sinn für die stimmige Einzelheit ist wohl schon in Wolfgang Höppners Gymnasialzeit geschärft worden – wann denn sonst? So dass er später stets ein Ohr für den richtigen oder den falschen Ausdruck hatte und hellhörig war, wo es um die Herkunft der Worte und ihre Beziehungen untereinander ging. Auch das Auge sah genauer hin, wenn Wortgut überliefert wurde, galt es doch, die vielfältigen Möglichkeiten der Schriftgestaltung zusehends besser zu überblicken. Auf den Verleger, den Lektor kam dann, zu gegebener Zeit, die Aufgabe zu, das für den Einzelfall passende Schriftbild zu wählen.
Sprachdummheiten, Widersprüche in der Sprachlogik, Flüchtigkeiten im Aufbau eines Textes, fehlende Treffsicherheit bei der Wortwahl, mangelnde Prägnanz im Ausdruck und sonstige Mängel hat Wolfgang Höppner bei Durchsicht der Typoskripte oftmals aufgedeckt. Mancher Übelstand konnte stillschweigend behoben werden. Wenn der Fehler tiefer saß, ließ er sich mitunter im Gespräch mit Autoren oder Herausgebern aus der Welt schaffen.
Weder einfach noch jederzeit unterhaltsam ist solche Beschäftigung als Sprachprüfer gewesen, und nicht immer bestand Aussicht, aus Halbfertigem ein vollends befriedigendes Ganzes herzustellen. Doch versucht hat Wolfgang Höppner es allemal, wobei Maria Luise Roth-Höppner ihm tatkräftig zur Seite stand. Viele gelungene Veröffentlichungen bezeugen es.
Zu wünschen wäre, all die im hora-Verlag erschienenen Publikationen dereinst in einem ausgedruckten Katalog zusammengefasst zu sehen (in einem anfassbaren Druckerzeugnis, das nicht lediglich in der Raum-Abstraktion schwebt). Dieses Verzeichnis zeigte uns: Eine stattliche Reihe mannigfaltiger Schriften kam da zustande.
Joachim WITTSTOCK
Dr. Maria Luise Höppner-Roth (links) und Dr. Wolfgang Höppner bei der Geburtstagsfeier in ihrem Haus in Hermannstadt. Foto: Beatrice UNGAR