Architektur und Politik

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Ausgabe Nr. 2420
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Flauto dolce konzertierte bei Vernissage in Dresden

 

Constantin  Brâncoveanu zu Gast bei August dem Starken: Das Palais Großer Garten in Dresden blickte letzten Sonntag auf den Teich,  in dem die Regentropfen immer größere Kreise zeichneten, bis die Oberfläche, ganz zerrissen, die schöne Schlosssilhouette nicht mehr spiegeln konnte.  Zum Glück zogen die vielen Besucher flink vorbei, huschten in das Innere des Palais und die Halle im Obergeschoss füllte sich, nicht nur bis auf den letzten Platz, sondern darüber hinaus. Die Gastgeber waren darauf vorbereitet, so hatten es letzten Endes alle bequem und aus dem aufgeregten Tuscheln konnte man eine große Neugier heraushören.

 

Es kommt nicht oft vor, dass in Dresden das berühmte barocke Palais aus der Zeit August des Starken, eine Ausstellung über rumänische Architektur beherbergt. „Politik und Architektur zwischen drei Weltreichen: Prinz Constantin Brâncoveanu", so die Bezeichnung der Veranstaltung des Rumänischen Kulturinstituts Berlin (ICR), in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Palais Großer Garten e.V. und der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH.

Dr. Christian Striefler, Kunsthistoriker, Vertreter der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH begrüßte das Publikum und gab offen zu, dass er vor der Vorbereitung dieser Veranstaltung nicht die geringste Ahnung von Constantin Brâncoveanu und der vom Fürsten geprägten Architektur hatte. So sei es für ihn "eine freudige Entdeckung und Bereicherung" gewesen, zu erfahren, welch eine besondere Persönlichkeit so nachhaltig die Entwicklung der Architektur Rumäniens geprägt hat. 

Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva-Maria Stange brachte in ihrem Grußwort ebenfalls die große Überraschung zum Ausdruck, mit der Übernahme der Schirmherrschaft über diese Veranstaltung, Bildungslücken gefüllt zu haben. Die Geschäftsträgerin ad interim der Rumänischen Botschaft in Berlin, Adriana Stănescu, brachte ihre Freude über die Realisierung der Ausstellung zum Ausdruck, sowie die Hoffnung, dass über die Geschichte und die Kunst Rumäniens, die wachsende Neugier der Menschen zu dauerhaften, immer engeren freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien führen werde.

Claudiu Florian, der stellvertretende Leiter des Rumänischen Kulturinstituts Berlin, führte durch das Programm und übersetzte mit Charme den überaus interessanten und lehrreichen Vortrag des Architekten Dr. Augustin Ioan. Eine kurzweilige Geschichtsstunde brachte dem Publikum die Persönlichkeit des Fürsten Brâncoveanu nah, klärte seine entscheidende Rolle in der Entwicklung der rumänischen Architektur in Stadt und Land auf, durchleuchtete das bewegte Leben des Fürsten, der es geschafft hatte, trotz bewegter Zeiten und Interessen der Großmächte um die Walachei, seine 25-jährige Herrschaft zu einer Zeit des Friedens und des Fortschritts zu gestalten.

Einen entscheidenden Anteil an dem Gestalten der geschichtsträchtigen  Atmosphäre hatte das Klausenburger Ensemble Flauto Dolce. Großartig die Programmzusammenstellung des Blockflötisten Zoltan Majo. Ein feines, edles Geflecht von Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert verzauberte das Publikum und schaffte es, die Phantasie anzuregen, so dass man sich beim Lauschen in einer bunten, fernen Zeit wähnte, dort in den Fürstentümern, die später Rumänien bilden sollten.

Die Blockflöten, gespielt von Zoltán Májo und Maria Szabo luden mal zum Tanz, mal zum Nachdenken an, juchzten und schluchzten, glasklar intoniert, sensibel, fein, kraftvoll oder flüsternd, ganz so wie es die Musik brauchte.

Die Zügel hatte Cembalistin Noemi Miklos in den flinken Fingern, virtuos perlend, oder träumerisch die Tasten fast streichelnd, mal in der Janitscharenmusik, mal in den ungarischen Tänzen, hier fröhlich, da weinend,  immer stilecht.

Ob traditionelle armenische Lieder aus Gherla, chassidische Lieder aus der Maramuresch, rumänische Tänze, oder die edle Arie des siebenbürgischen Komponisten Johann Sartorius, die drei aufeinander präzise eingespielten Instrumentalisten hatten als Partnerin die wandlungsfähige, zauberhafte Sopranistin Mihaela Maxim, die mit Tambourin und Trommeln das Instrumentarium erweiterte. Stimmlich sehr ausdrucksstark und eine schauspielerische Augenweide, versetzte Mihaela Maxim das Publikum bald vor die Gauklerbühne des Jahrmarkts, oder hinter schützende Kirchenmauern, dann wieder auf einen Dorfplatz, bei den feiernden Menschen aller Nationalitäten, die miteinander zum Schatz der rumänischen Musik im Laufe der Jahrhunderte beigetragen haben.

Schweren Herzens  und mit der Bitte ein weiteres Konzert in naher Zukunft in Dresden zu organisieren, trennte sich das Publikum von den vier Musikern. Viele Besucher haben nach dem Rundgang durch die Ausstellung den Wunsch geäußert, die Architektur der Brâncoveanu-Tradition dort zu bewundern, wo sie entstanden ist und fortgeführt wird.   

Flauto Dolce wird im Sommer eine Tournee durch Deutschland unternehmen, dabei können die Musiker um den künstlerischen Leiter Zoltan Majo erneut ihre erfolgreiche Botschaftermission erfüllen.

Die Hermannstädter Musikliebhaber können das Ensemble bei einem Benefizkonzert für die Sozialprojekte von Soroptimist International Marburg in Hermannstadt erleben, das am 20. März, 19 Uhr, in der Johanniskirche stattfinden wird.

                                     Simona BÖHM

 

Flauto dolce (v. l. n. r.): Maria Szabo (Blockflöte) Noemi Miklos (Cembalo), Mihaela Maxim (Sopran) und Zoltán Májo (Blockflöte).     Foto: die Verfasserin

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe.