„Sture“ Kleinbauern?

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Ausgabe Nr. 2417
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Männerfrühstück der EAS im fünften Jahr

 

Zum fünfjährigen Jubiläum des Männerfrühstücks an der Evangelischen Akademie Siebenbürgen wurde vergangenen Samstag ein essentieller Bestandteil dieses Treffens in Augenschein genommen: das Essen. Dabei wurde aber nicht der Käse, die Wurst und die zacuscă auf dem eigenen Frühstücksteller inspiziert, sondern eifrig diskutiert, wie es um die Ernährung auf der Erde bestellt ist – und vor welchen Herausforderungen die Menschheit diesbezüglich steht.

 

Das Männerfrühstück stand unter dem Motto „Unser tägliches Brot gib uns heute – und auch in Zukunft?" Als Referent eingeladen war der Landwirtschaftsberater Ernst Harms, welcher in seinem kurzen  Vortrag einen breiten Bogen von der (paradiesischen) Ernährungssituation Adam und Evas über die gegenwärtigen Problemlage bis hin zu (möglichen) zukünftigen Entwicklungen spannte.

Harms betonte dabei den Umstand, dass – aufgrund des Zuwachses der Weltbevölkerung und der wachsenden Umweltzerstörung – die Landwirte weltweit „für immer mehr Menschen auf einer kleiner werdenden landwirtschaftlichen Fläche“ ausreichend Lebensmittel produzieren müssen: Schätzungen zufolge halbiere sich von 1999 bis zu 2050 die landwirtschaftliche Nutzfläche  pro Kopf von 0,24 auf 0,12  Hektar.

Die Verteilung der zur Verfügung stehenden Lebensmittel sei gegenwärtig alles andere als ausgewogen: Über 1,3 Milliarden Menschen sind der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO nach unterernährt – wohingegen über 1,4 Milliarden übergewichtig sind.

Dieser weltweit ungleiche Bedarfsdeckung müsse Abhilfe geleistet werden – mittels Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion, einer effektiveren Nutzung der Weltgetreideproduktion (momentan werden davon nur 45 Prozent als Nahrungsmittel für den Menschen verwendet, 35 Prozent davon als Futtermittel, 20 Prozent als Treibstoff etc.) und einer generellen Bewusstseinsänderung hinsichtlich der Ernährungs- und Umweltthematik (Stichwort: „Veredelungsverlust“ bei der Fleischproduktion, das heißt, dass mehrere Kilogramm Getreide verfüttert werden müssen, um ein Kilogramm Fleisch zu erhalten).

Auch auf die Situation in Rumänien wurde eingegangen. Harms vertrat dabei die Meinung, dass Rumänien als hinsichtlich seiner Landfläche zweitgrößtes EU-Land sein Ertragspotential nicht ausnutze und ein moderneres und effizienteres Landwirtschaftssystem benötige. Vor allem hierzu wurde dann kontrovers debattiert. So wurden einerseits die rumänischen Kleinbauern als „stur“ kritisiert als auch andererseits die EU-Agrarpolitik mitsamt ihren subventionierten „Milchseen und Butterberge“ in Frage gestellt. Nach rund einer Stunde diskutierten die Anwesenden dann an dem reichhaltigen Frühstücksbuffet weiter. 

Benjamin ROSSMANN

 

 

Wie es um die Ernährung auf der Erde bestellt ist und vor welchen Herausforderungen die Menschheit diesbezüglich steht erörterte in seinem Impulsreferat zum Thema „Unser tägliches Brot gib uns heute – und auch  in Zukunft?" Dr. Ernst Harms beim Männerfrühstück der Evangelischen Akademie Siebenbürgen am Samstag der Vorwoche.

Karikatur von Stefan ROSSMANN

Ernst Harms.

Foto: Manuel STÜBECKE

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.