Ausgabe Nr. 2418
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Ein neuer Laden der besonderen Art am Kleinen Ring
Wo kann man als Tourist in Hermannstadt ein passendes Souvenir finden? Mal angenommen der Tourist hat einen guten Geschmack und gibt sich nicht mit einer Dracula-Tasse zufrieden. In der Heltauergasse und auf dem Großen Ring konnte unser Tourist demnach nichts außer hässlichen Ikonen und in China produzierte Magneten, Ratturm inklusive, finden. Auf dem Kleinen Ring wird der Tourist schnell fündig. „SIBIU – Gifts, Tours, Crafts“ (SIBIU – Geschenke, Reisen, Handwerke) befindet sich am Kleinen Ring im Gebäude mit der Nummer 3, im gewesenen „Dori´s“, in der Nachbarschaft von „Bătrânul Sas“ und „IA Sibiu“.
Unser Tourist hat Glück, denn der Laden wurde erst letzte Woche eröffnet (Öffnungszeiten täglich 12-20 Uhr). Er öffnet die Tür und entdeckt einen lichtdurchfluteten Raum mit hohen, weißgetünchten Wänden. Links und rechts stehen Regale mit den Artikeln, die sehr übersichtlich geordnet und griffbereit sind. Ein großer Wohnzimmertisch dekoriert mit frischen Blumen lädt zum Verweilen ein. Die Souvenirs sind hier von Hand gearbeitet. Bunte Masken, die zur Vertreibung des Winters in rumänischen Dörfern immer noch eingesetzt werden, bunte Mosaikarmbänder und Magneten, Fotorahmen, die mit Weinkorken und Kokosgarn verziert wurden oder Porzellanminiaturen. Keine Spur von Dracula. Unserem Touristen gefällt, was er sieht. Doch was hat es mit dem Wohnzimmertisch auf sich? Andreea Ciortea, die zusammen mit Elena Lotrean die Geschäftsführung des Ladens innehat, erklärt: „An diesem großen Tisch sollen in naher Zukunft Handwerker, Hobbybastler und jeder, der Interesse an einem Handwerk hat, zusammenkommen und sich austauschen. Kennen Sie die Sendung „How it’s made“? Unser Tourist kennt die Sendung. „So in etwa soll das hier an diesem Tisch auch laufen. Der Handwerker wird hier sitzen und live arbeiten, während der Besucher sich mit ihm unterhalten, ihm zur Hand gehen und schließlich, warum nicht, das fertige Produkt auch kaufen kann.“ Eine wunderbare Idee. Bald, so plant das Team von „Future Capital“, deren Mitglieder die beiden Geschäftsführerinnen sind, sollen bestimmte Projekttage an jenem Tisch zustande kommen. Ein Thema könnte dann „traditionelles Weben“ heißen oder „Glasmalerei“ oder „Holzskulptur“.
Die Wörter „Gifts“ und „Crafts“ aus dem Namen des Geschäfts wären schon erklärt. Doch was hat es mit dem „Tours“ auf sich? Unser Tourist entdeckt im hinteren Teil des Raumes ein Büro. Dahinter sitzt eine freundlich lächelnde Dame, die ihn einlädt sich zu setzen. Carmen Chindriș ist die Leiterin des Projektes „Cultural Transylvania“. Unser Tourist ist sofort begeistert, denn er liebt es, neue Kulturen und Traditionen kennenzulernen. Er mag keinen öden Stadtrundgang sondern er möchte hautnah dabei sein, neue Bekanntschaften machen und das Land erkunden. „Dann sind Sie bei uns richtig. Wir organisieren nämlich besondere Veranstaltungen für kleinere und größere Touristengruppen. Unser Ziel ist es, Sitten und Bräuche der Dorfgegend um Hermannstadt vorzustellen. Unter anderem bieten wir die Nachstellung oder Simulation einer traditionellen Hochzeit in Sibiel, in der Mărginimea Sibiului. Einen richtigen Farmbesuch können wir in Eulenbach/Ilimbav organisieren, wo die Touristen bei der Biofarm von Daniela Greulich und Eugen Sopa Kühe melken, Pferde reiten und einen leckeren Polenta nach Schäfersart probieren können“, erzählt Carmen. Für die kalten Wintermonate bieten die Mitarbeiter von „Cultural Transylvania“ verschiedene Workshops, zum Beispiel mit der Frecker Weberin Rodica Ispas oder dem Schässburger Bildhauer Mark Tudose. Weitere Angebote werden demnächst auf der Webseite www.culturaltransyl vania.ro zu finden sein.
Zufrieden und mit originellen Souvenirs in der Tasche verlässt unser Tourist „SIBIU – Gifts, Tours, Crafts“ und verspricht bald wieder zu kommen. Es geht also auch anders.
Cynthia PINTER
Einladend wirkt der Innenraum des Ladens.
Foto: die Verfasserin