Ausgabe Nr. 2417
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Zweite Margarete Depner gewidmete Künstlermonografie vorgestellt
Die 37 cm hohe Terrakotta-Ausführung der Plastik „Sich Abwendende" von Margarete Depner (1885-1970) „begrüßte" gewissermaßen im Flur des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt (DKH) die Teilnehmer an der Vorstellung der jüngst dieser Künstlerin gewidmeten Monografie, die am Freitag der Vorwoche in der DKH-Bibliothek stattgefunden hat.
Diese eigenartige Plastik befinde sich, so Joachim Wittstock, der das von ihm selbst und seiner Halbschwester Rohtraut Wittstock verfasste Buch vorstellte, schon seit langem in seinem Besitz und zeuge von der für die Künstlerin Margarete Depner geb. Scherg „charakteristischen Diskretion und Zurückhaltung", die aus allen ihren Werken spreche, „selbst aus denen, die auf den ersten Blick als Ausdruck betonter Indiskretion erscheinen, weil sie den menschlichen Körper unverhüllt darstellen." Mit diesen einführenden Worten und auch während der gesamten Präsentation erwies sich Joachim Wittstock als zumindest ebenfalls so diskret wie seine Großmutter.
Nachdem im Jahre 2011 die Wiener Historikerin Lisa Fischer die siebenbürgische Künstlerin wiederentdeckt und unter diesem Titel gemeinsam mit Gudrun-Liane Ittu und Sabine Plakolm-Forsthuber eine Monografie herausgebracht hat, in der vor allem die Grafik und die Malerei von Margarete Depner im Mittelpunkt stehen, stellen sie – Joachim Wittstsock und Rohtraut Wittstock – nun in dem neuen Band hauptsächlich die in Lisa Fischers Buch „kaum berücksichtigte" Bildhauerei ihrer Großmutter vor. Ohne jedoch bei der Aufstellung des Verzeichnisses am Schluss des Bandes „Vollständigkeit" anzustreben. So ist dort auch zu lesen, dass sich in der Familie, nachdem Familie Philippi inzwischen zwei Privatdrucke mit Reproduktionen von Margarete Depners Grafiken und Ölbildern herausgebracht hat, „bereits die Initiative für einen 'Privatdruck III' mit Schwerpunkt Bildhauerei" rege.
Vier Bilder aus seinem Besitz stellte Friedrich Philippi für die Buchvorstellung im Original zur Verfügung, darunter ein Porträt seiner Mutter Maja Philippi geborene Depner, die zweite Tochter der Künstlerin Margarete Depner und spätere Historikerin, als Mädchen.
Aufschluss über die in dem Buch erwähnten Mitglieder der Familien Scherg, Depner, Philippi u. a. bieten im Anhang die von Dr. Maria Luise Roth-Höppner angefertigten Stammbäume. Zu dem Werksverzeichnis und den 80 Reproduktionen gesellt sich auch ein Personenregister und ein Ortsregister, beide von Dr. Wolfgang Höppner zusammengestellt.
„Das künstlerische Œuvre der Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Margarete Depner zeigt die Entwicklung eines eigenständigen Profils im Kontext der siebenbürgischen und der europäischen Klassischen Moderne. Die Neubewertung dieses Œuvres steht daher auch in direktem Zusammenhang mit der späten Wiederentdeckung einer ganzen Region und ihren künstlerischen Repräsentanten und Repräsentantinnen nach dem Fall des Eisernen Vorhanges." Dies schrieb Lisa Fischer in der Einleitung ihrer Monografie „Wiederentdeckt. Margarete Depner (1885-1970). Meisterin des Porträts der Siebenbürgischen Moderne" (Böhlau Verlag Wien, Köln und Weimar 2011). Der eben im hora Verlag Hermannstadt erschienene Band ergänzt diese Monografie auf das Trefflichste.
Beatrice UNGAR
Joachim Wittstock bei der Buchpräsentation.
Foto: Fred NUSS
MARGARETE DEPNER. Eine Bildhauerin in Siebenbürgen. Vorgestellt von Joachim Wittstock und Rohtraut Wittstock. Mit Photographien von Oskar Gerhard Netoliczka und anderen. hora Verlag Hermannstadt, 2014, 239 S., ISBN 978-606-8399-06-5