„Näher an die Gemeinschaft gebracht”

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Ausgabe Nr. 2409
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 Zugänglichkeitsmarke an Hotel Golden Tulip in Hermannstadt überreicht

 

 

Mit der Marke der Zugänglichkeit (Marca accesibilității) wurde vergangenen Mittwoch das Hotel Golden Tulip seitens der Stiftung Motivation ausgezeichnet, da es alle vorgesehenen Kriterien hierfür erfüllt. Golden Tulip ist damit das erste Hotel in Hermannstadt, das  mit diesem Titel ausgezeichnet wird. Die Urkunde überreichte Alexandru Mănăilă, Koordinator in Sachen Zugänglichkeit von der Stiftung Motivation an Hotelmanager Claudiu Frăţilă.

   Das Hotel Golden Tulip wurde im September 2008 in Hermannstadt eröffnet und hat sich von Anfang an auch an Personen  mit Behinderungen gerichtet. „Wir versuchen ein Hotel zu sein, dass allen Gästen und jedem Gästesegment aus dem Land und aus dem Ausland zur Verfügung steht“, sagte Hotelmanager  Claudiu Frăţilă. Das Hotel Golden Tulip verfügt unter anderem auch über ein Zimmer, das speziell für Rollstuhlfahrer gedacht ist.

Die Zugänglichkeitsmarke ist eine einzigartige Initiative in Rumänien, mittels der die Stiftung Motivation ein Auditsystem entwickelt hat, das der Zugänglichkeit von öffentlichen und privaten Gebäuden für Rollstuhlbenutzer gewidmet ist. Gebäude, die bestimmte Kriterien erfüllen, werden mit der Marke der Zugänglichkeit ausgezeichnet, wobei bei der Bewertung der Außenbereich (z. B. Eingang, Parkplatz), der Innenraum (z.B. Aufzug, Flur, WCs) und der Zugang  zu Gütern und Dienstleistungen (z. B. zugängliche Zimmer für Behinderte) beachtet werden.

Die Zugänglichkeit der Gebäude wird dabei von Teams geprüft die aus Rollstuhlbenutzern, Zugänglichkeits-Experten und Architekten bestehen. Eingestuft werden die Gebäude als zugänglich, unzugänglich oder mittelmäßig zugänglich. Mittelmäßig zugänglich bedeute nicht, dass eines der wichtigen Elemente fehlt, sondern zum Beispiel auf einem Parkplatz das entsprechende Schild fehle und nur die Markierung auf dem Asphalt vorhanden sei oder eine Schwelle ein ganz wenig höher sei als in den Vorschriften vorgesehen, erklärte Alexandru Mănăilă.

Die bereits eingestuften Gebäude sind auf der Karte der Zugänglichkeit online unter www.accesibil.org zu finden. Die Karte der Zugänglichkeit ist eine online-Plattform die gegenwärtig Daten aus Bukarest und aus den 38 Kreisen des Landes enthält.

 „Wir haben uns eher auf Gebäude aus den Bereichen Kultur Vergnügung, Hotels und Restaurants konzentriert”, sagte  Mănăilă. „Einerseits sind es die Bereiche, wo die Menschen aus dem Haus kommen, andererseits versuchen wir sie näher an die Gemeinschaft zu bringen. Das ist unser Ziel.”  Die Karte sowie die Marke der Zugänglichkeit gibt es seit dem 3. Dezember 2012.

Im Laufe von zwei Jahren wurden sowohl Gebäude als auch Wohnungen der Rollstuhlfahrer untersucht. Wohnungen betreffend wurden insgesamt 2.175 Studien erstellt. 16 Prozent der untersuchten Wohnungen sind zugänglich, 50 Prozent unzugänglich und 34 mittelmäßig zugänglich.  „Wenn wir die Wohnungen auf dem Land betrachten, haben viele davon kein Badezimmer im Haus. Von unserem Standpunkt aus ist das eine für Rollstuhlfahrer unzugängliche Wohnung, auch wenn der Benutzer eine praktische Adaption findet und versucht, sich das Leben leichter zu machen, bedeutet das nicht, dass die Wohnung als zugänglich eingestuft werden kann”, sagte Alexandru Mănăilă. Im Kreis Hermannstadt habe man etwa 150 Studien für Wohnungen gemacht.

1.324 Gebäude landesweit wurden ebenfalls untersucht. Von diesen wurden 23 Prozent als zugänglich, 51 Prozent  als unzugänglich und 26 Prozent als mittelmäßig zugänglich eingestuft. Im Kreis Hermanstadt wurden 79 Gebäude untersucht, neun wurden als zugänglich, 45 als unzugänglich und 25 als mittelmäßig zugänglich eingestuft.

Vor einem Jahr wurde übrigens die Marke der Zugänglichkeit in Hermannstadt auch dem B-Trakt der Astra-Bibliothek verliehen.

Das System funktioniere in beide Richtungen. Entweder werden die Verwalter bzw. die Betreiber von Gebäuden kontaktiert, oder die Verwalter melden sich mit dem Ziel sich zertifizieren zu lassen. Gegenwärtig seien die Verwalter allerdings noch zurückhaltend sagte Mănăilă.

Als Vorbild diente eine ähnliche Organisation aus Polen, die inzwischen Anerkennung genießt und angeblich von zahlreichen Hotel- und Restaurantmanagern kontaktiert wird.

Anwesend waren auch Generaldirektor Cristian Ispas von der Stiftung Motivation und Sue Eitel von der US-Agentur für Internationale Entwicklung (USAID). Die Initiativen Zugänglichkeitsmarke und Zugänglichkeitskarte laufen im Rahmen eines Projektes, das von USAID finanziert wird und durch welches die Anzahl der Rollstuhlfahrer, die ihre Wohnung nicht verlassen können vermindert werden soll und diese ermutigt werden, am Leben der Gemeinschaft teilzunehmen.

Die Stiftung Motivation România ist eine Non-Profit-Organisation die 1995 mit dem Ziel der Unterstützung von behinderten Kindern und Erwachsenen gegründet wurde.

Werner FINK

Alexandru Mănăilă (stehend) präsentiert die Urkunde im Beisein von Hotelmanager Claudiu Frăţilă.                                                      

Foto: der Verfasser

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.