Ausgabe Nr. 2409
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Gedenkveranstaltung für Gerhard Möckel an der EAS
Der Gründer der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS), Pfarrer Gerhard Möckel (1924-2004), wäre am 28. November d. J. 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veranstaltete die Evangelische Akademie Siebenbürgen am Stichtag eine Gedenkstunde im EAS-Tagungshaus für denjenigen, der gemeinsam mit seiner Gattin Dorothea Koch-Möckel nach 1990 das Konzept der Evangelischen Akademie nach Rumänien gebracht hat.
Darauf gingen in ihren Grußworten auch Konsulin Judith Urban und der Referenten für Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien Stefan Bichler ein.
Darüber, wie mühsam diese Initiative Fuß gefasst und Mitstreiter gefunden hat, erzählte Dorothea Koch-Möckel: „Die meisten von Ihnen wissen, was er hier geleistet hat, aber da war er eigentlich schon im Ruhestand.“ „In allen Stationen des Lebens“, habe sich ihr Mann, „für diese Heimat eingesetzt“, betonte die Referentin, die vor allem dem ersten Vorsitzenden der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, Hermann Pitters, für seine Bereitschaft dankte, in jenen turbulenten Zeiten diese Aufgabe zu übernehmen.
Auf die Zeit seines Bruders in Griechenland ging Andreas Möckel ein: Er sprach über einen „missglückten Anwerbeversuch der Securitate“, ein neuer Aspekt, der im Fall des Schwarze-Kirche-Prozesses zum Vorschein tritt. Die Securitate habe versucht, sowohl den Vater Konrad Möckel, damals Kronstädter Stadtpfarrer, als auch Gerhard Möckel, vorwiegend während seiner Zeit in Griechenland, anzuwerben. Im Falle Konrad Möckels sollte dieser gegen Bischof Friedrich Müller „in Stellung gebracht“ und der Sohn Gerhard für die Auslandsspionage eingesetzt werden.
„Der neue Aspekt im Schwarze-Kirche-Prozess liegt darin, dass der Anwerbungsversuch keine Reaktion der Securitate auf was auch immer war, sondern ein aggressiver Akt zur Unterwerfung der evangelischen Kirche“, schlussfolgerte Andreas Möckel aus den Unterlagen, die ihm zur Verfügung stehen. Unabhängig voneinander lehnten Vater und Sohn – Konrad und Gerhard Möckel – die Mitarbeit mit der Securitate ab. Konrad Möckel galt fortan als „Staatsfeind“ und die Weigerung von Gerhard Möckel fiel laut Andreas Möckel ebenfalls auf den Vater zurück: „Mit seiner Weigerung, sich in den Dienst der Securitate zu stellen und seinen Vater seinem Schicksal vor dem Militärgericht zu überlassen, hat er eine harte Entscheidung getroffen.“ Diese Weigerung sei aber im Sinne ihres Vaters erfolgt, versicherte Möckel die Anwesenden.
Der junge Historiker Corneliu Pintilescu bot dazu eine wissenschaftlich ausgefeilte Einführung in den Forschungsstand zum Umgang der Securitate mit den deutschen Minderheiten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dietrich Galter, EAS-Vorstandsvorsitzender. B. U.
Andreas Möckel, Dorothea Koch-Möckel, Judith Urban, Dietrich Galter und Corneliu Pintilescu (v. l. n. r.) vor der Leinwand auf der ein Porträt von Gerhard Möckel zu sehen war.
Foto: Beatrice UNGAR