Eine andere Sicht auf die Geschichte der Ungarn

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Ausgabe Nr. 2407
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Neunte Auflage des Ars Hungarica-Festivals in Hermannstadt gefeiert

 

Vergangene Woche fand die 9. Auflage des Ars Hungarica Festivals in Hermannstadt statt. Die Eröffnung fand vergangenen Donnerstag im Beisein des führenden ungarischen Konsuls in Klausenburg Bitay Levente, Hauptveranstalter Serfözö Levente, Kreisratsvorsitzender Ioan Cindrea und Präfekt Ioan Sitterli im Thaliasaal statt. Auch dieses Mal gab es ein vielfältiges Programm mit über 30 Veranstaltungen.

„Hier in Hermannstadt könnten wir uns die Diaspora der Diaspora nennen. Und trotz dem fühlen wir nicht, dass dies so sei. Wir pflegen und entwickeln unsere Organisationen, wir lernen in unserer Muttersprache, sprechen diese und wir können unsere kulturellen Werte unserer Gemeinschaft, aber auch denen mit uns lebenden, andere Sprachen sprechenden Personen vorstellen”, sagte Hauptveranstalter Serfözö Levente, Vorsitzender des Verbandes der Hermannstädter Ungarn „HID“  (Die Brücke) im Rahmen der Eröffnung. Das Festival sei ein guter Anlass zum gegenseitigen Kennenlernen, zur Stärkung des Gemeinschaftssinns, zur Stärkung zwischenmenschlicher Beziehungen. Zusammen mit seinen Volontären organisierte er auch dieses Mal ein reiches und vielfältiges Kulturprogramm wobei Konferenzen, Konzerte, Vernissagen, Tanz- und Theateraufführungen, Buchvorstellungen, Kinderprogramme nicht von der Tagesordnung fehlten.

Am ersten Abend begeisterten die vier Tänzer der Gruppe  4 for Dance aus Ungarn die Anwesenden mit einer durchaus lustigen Tanzshow die aus Elementen des ungarischen Volkstanzes zusammengesetzt war.

Traditionsgemäß gab es in der ersten Hälfte des Festivals eine Reihe von Vernissagen wie beispielsweise die Ausstellung „Kós Károlys Welt 1912“ im Innenhof des Rathauses am Großen Ring. 1912 beschloss Kós Károly nach Siebenbürgen zurück zu ziehen, nachdem in Budapest das Hauptgebäude des Tiergartens, das Gebäude des Szekler-Nationalmuseums in Sankt Georgen sowie seine spätere Residenz, die sogenannte Krähenburg „Varjúvar” in Stana, in der Region „Kalotaszeg“ fertiggestellt waren.

Gezeigt wurde auch der Dokumentarfilm von Csibi László über den Architekten und Schriftsteller Kós Karoly, der eine kurze Zeit auch in Hermannstadt verbracht haben soll.

Zu den Buchvorstellungen gehörte unter anderem die Vorstellung des Buches „O istorie a  maghiarilor” (Eine Geschichte der Ungarn) des Fernsehjournalisten und Initiators Szabó Csaba. Unter den fünf Lehrern die das Buch verfasst haben, befindet sich übrigens auch ein rumänischer Autor. Das Buch wende sich vor allem an rumänische Leser und biete diesen laut Vorwort eine „andere Sicht auf die Geschichte der Ungarn, durch die Darstellung sowohl der rumänischen als auch der ungarischen Sicht. Das Buch wurde nämlich in rumänischer Sprache verfasst und soll der Information dienen. In einem Nachwort sind auch Daten zu den Ungarn zu finden, die außerhalb Ungarns leben sowie zu Finno-ugrischen Kongressen. Szabó Csaba ließ auch die „König Stephan“-Ouvertüre und den Rákóczi-Marsch kurz erklingen, um so auch Beethoven bzw. Berlioz durch die Musik etwas zur Geschichte der Ungarn sagen zu lassen.

Die ungarische Sendung feiert in diesem Jahr ihr 45. Jubiläum. Zu diesem Anlass sowie zum Thema „Hermannstadt im Fernsehen” sprach Moderator Jakabbfy Tamás, mit dem Musiker, Regisseur und ehemaligen Chefredakteur Boros Zóltán sowie dem Journalisten Balázs János. Gesprochen wurde unter anderem von dem Jazz Festival in Hermannstadt, das von der ungarischen Sendung regelmäßig aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde und an dem Boros Zóltán erst als Journalist, dann aber auch als Musiker teilnahm. Berufsmäßig ist er Musiker, den Journalismus erlernte er während der Arbeit im Fernsehen. Balázs János war als Fogarascher übrigens vor allem für die Berichterstattung aus Süd-Siebenbürgen zuständig. Berichtet wurde auch über Schwierigkeiten, mit denen sich die Sendung im Laufe der Zeit konfrontiert hat. Die ungarische Sendung feierte übrigens zugleich 25 Jahre seit der Wiedereinführung. Ende 1985 bzw. Anfang 1986 wurde die ungarische Sendung aufgelöst und durfte erst ab Dezember 1989 wieder ausgestrahlt werden.

Eine weitere Veranstaltung war „A magyar szórvány napja”, der Tag der ungarischen Diaspora, eine von dem Ungarnverband zum vierten Mal, dieses Mal in Hermannstadt, organisierte Show. Zum Programm gehörte der Auftritt der Volkstanzgruppe „Gyöngyvirág“ (Maiglöckchen) aus Mediasch und sowie ein Operettenabend mit Operett Group Projekt. Die Gäste begrüßten Nagy Jozsef, stellvertretender Kreisratsvorsitzender im Kreis Covasna, Benedek Zakarias, stellvertretender Vorsitzender des Ungarnverbandes im Kreis Hermannstadt, Gyula Winkler, Vorsitzender des Ungarnverbandes im Kreis Hunedoara und zugleich Abgeordneter im Europaparlament. Zakariás erwähnte in seiner Ansprache, dass die Anzahl der Ungarn im Kreis Hermannstadt sinkt. Ab der Volkszählung 2002 bis zur Volkszählung 2011 sei die Anzahl der Ungarn um 4.000 Personen gesunken, was etwa 25 Prozent entspreche.

Im Rahmen einer Konferenz am Vormittag des selben Tages wurde das Problem des Unterrichts in der Diaspora besprochen, wo wegen Schülermangel immer häufiger die Klassen zusammengelegt werden müssen.

Werner FINK 

Die Volkstanzgruppe „Gyöngyvirág“ (Maiglöckchen) aus Mediasch gehörte zu den meist beklatschten Teilnehmern an dem neunten Ars Hungarica Festival auf der Bühne des Thaliasaals.                     

Foto: der Verfasser

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.