„Ich bin ein neugieriger Mensch“

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Ausgabe Nr. 2400
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Hans Peter Connerth spendete seine Sammlung dem Franz Binder-Völkerkundemuseum Hermannstadt

 

Ich habe Zeit. Das Material kostet." Das habe ihm ein afrikanischer Kunsthandwerker gesagt, dem er einen Elefantenrohling abkaufen wollte und dabei überrascht war, dass das unfertige Holzstück genauso viel kosten sollte wie der fertig geschnitzte Elefant. So lernt man Mentalitäten kennen", schlussfolgert der Pädagoge, Sammler und Maler Hans Peter Connerth, der seit Donnerstag der Vorwoche in einer Sonderausstellung im Kellergeschoss des Franz Binder-Völkerkundemuseums am Kleinen Ring einige der rund 300 Artefakte zeigt, die er dem Museum gespendet hat.

 

Eine Gruppe von Fünftklässlern von der Brukenthalschule, die das Wahlfach „Sprachförderung" gewählt haben, kamen am Mittwoch gemeinsam mit ihrer Lehrerin Adriana Hermann in den Genuss einer Sonderführung durch die Ausstellung. War Peter Connerth bei der Vernissage noch sehr gerührt und fast sprachlos ob so viel Lobes, das ihm z. B. die Austellungskuratorin Gabriela Călin-Mihălțan entgegenbrachte, so war er an diesem Mittwoch wie ausgetauscht. Es war klar zu erkennen: Hier spricht ein Lehrer, der mit Leib und Seele Lehrer war und der sich am wohlsten fühlt, wenn er etwas von seinem Wissen anschaulich weitergeben kann.

Die Schülerinnen und Schüler hingen denn auch an seinen Lippen und waren bass erstaunt und voller Bewunderung dafür, dass Connerth sie in vier Sprachen anredete. Zum Schluss füllten sie einen Fragebogen zur Person und zur Ausstellung aus.

Zur Person: Hans Peter Connerth wurde nach eigener Aussage „zwei Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs" – also 1939 – in Hermannstadt geboren, ist also, ebenfalls nach eigener Aussage „ein Vorkriegsmodell". 1961 wanderte er mit seiner Familie aus und kam über Österreich und Deutschland in die Schweiz. Hier hat er 30 Jahre lang Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen an dem Lehrerseminar in Luzern ausgebildet. Der heute 75-Jährige gibt zu, er sei ein neugieriger Mensch und sei deshalb von Anfang viel gereist. Seine erste Reise führte ihn und zwei Freunde nach Paris, wo sie im Zwei-Mann-Zelt übernachteten, um Geld zu sparen. Später kamen Reisen nach Indien, Sri Lanka, auf die Insel Bali, Afrika u. a. hinzu. Überall habe er Artefakte gesammelt, Kleidungsstücke, Masken, Puppen. „Hinter jedem Stück steckt eine handwerkliche Technik", erklärt Connerth und fragt die Schüler, ob sie schon mal etwas von der Batik-Technik gehört haben. Alle verneinen, er erklärt, wie es funktioniert und Adriana Hermann verspricht den Schülern: „Das machen wir dann einmal in einer unserer Unterrichtsstunden".

Man habe ihn gefragt, warum er denn seine Sammlung nach Hermannstadt gebracht habe und dem Franz Binder-Völkerkundemuseum gespendet hat, meint Connerth. Die Antwort sei ihm sehr leicht gefallen: „Weil ich in Hermannstadt geboren bin und meiner Heimatstadt weiterhin verbunden bin."

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. November d. J. zu besichtigen.

Man darf auf eine weitere Ausstellung gespannt sein: Connerth möchte eigene Werke im Brukenthalmuseum ausstellen und hat diesbezüglich schon mit Kurator Robert Strebeli gesprochen, der die Galerie für zeitgenössische Kunst betreut.       

Beatrice UNGAR

 

Hans Peter Connerth in seinem Element.                      

Foto: Fred NUSS

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.