Ausgabe Nr. 2403
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Vor 150 Jahren kamen Franziskanerinnen aus Mallersdorf nach Hermannstadt
Am 3. Oktober 1864 erfolgte die Niederlassung der Armen Franziskanerinnen aus Pirmasens in Hermannstadt. Die Kongregation siedelte schon 1869 aus Pirmasens nach Mallersdorf um. Nach Hermannstadt waren die Franziskanerinnen auf Initiative und mit tatkräftiger Unterstützung der Gräfin Julianna Batthány gekommen, der Gattin des damaligen Gouverneurs von Siebenbürgen, Wilhelm Montenuovo. Die Gräfin mietete denn auch für die Schwestern in der Berggasse/Dealului ein großes Gebäude, das damals Baron Geringer gehörte. Ein Jahr danach kauften die Schwestern das Gebäude.
Hier gab es zunächst Schuleinrichtungen und Räume für Krankenbetreuung. Schon 1867 beschloss man, die Kranken in privaten Wohnungen zu betreuen und das Gebäude diente als Internat, Kindergarten, Mädchenschule. Später kam eine Schule für Hauswirtschaft hinzu. In diesem Gebäude – zu dem 1871 noch das Nachbarhaus zugekauft worden war – feierten am Freitag der Vorwoche in dem inzwischen frisch restaurierten Festsaal die Franziskanerinnen aus Siebenbürgen und ihre Schwestern vom Mallersdorfer Mutterhaus sowie ehemalige Schüler und Schülerinnen 150 Jahre seit Beginn der Tätigkeit ihrer Kongregation in Siebenbürgen. „150 Jahre in bewegten Zeiten sind es wert, gefeiert zu werden", sagte Gebietsoberin Sr. Michaela Haushofer in ihrem Grußwort. Bewegte Zeiten haben die Schwestern und die von ihnen Betreuten tatsächlich erleben müssen. Am schwersten war die Zeit der Enteignung. 1947 hatten die Schwestern ihr 50. Jubiläum gefeiert, 1948 übernahm der kommunistische Staat das Institut und die Schwestern wurden evakuiert. Einige blieben trotzdem in Siebenbürgen, um die älteren Schwestern zu pflegen und zu versorgen. Erst 1991, nach der Wende in Rumänien, konnten die Mallersdorfer Schwestern wieder in Siebenbürgen tätig werden. Unter der beherzten Leitung ihrer Gebietsoberin betreiben sie gemeinsam mit jungen, einsatzfreudigen Schwestern aus Siebenbürgen heute mehrere soziale und schulische Einrichtungen, u. a. in dem Ordenszentrum Odorhellen (Tageskindergarten für Kinder aus bedürftigen Familien; Hausaufgabenhilfe, Mittagessenausgabe; Nazareth-Haus für junge Menschen mit Behinderungen), in Großwardein (Haus der Kleinen Hl. Therese für Kinder mit Behinderungen), in Csikszépviz/Frumoasa (Kinderheim) und in Kézdiszentlélek/Sânzieni (Altenheim). Ganz nach ihrem Ordensmotto, das im 2. Korintherbrief zu lesen ist: „Die Liebe Christi drängt uns".
Beatrice UNGAR
Foto 1: Blick in den Festsaal: Zu den Ehrengästen gehörten Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg (4. v. l.), Weihbischof Tamás József von Karlsburg (3. v. l.) und Konsulin Judith Urban (3. v. r.); in der vorderen Reihe ist auch Pfarrer Dr. Gábor Botár (1. v. r.) zu sehen, der seine Dissertation der Tätigkeit der Armen Franziskanerinnen gewidmet hat und bei der Festveranstaltung den Jubiläumsvortrag hielt.
Foto 2: Schwester Michaela Haushofer, Gebietsoberin der heute in Siebenbürgen tätigen Mallersdorfer Schwestern, begrüßt die Anwesenden in dem frisch renovierten Festsaal neben dem Porträt des Ordensgründers Paul Josef Nardini.
Fotos: Fred NUSS