„Es gab viel Lob“

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Ausgabe Nr. 2399
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Gespräch mit Erich Türk über den ISO-Kongress

Der alle zwei Jahre in einem anderen Land organisierte Kongress des Internationalen Vereins der Orgelbauer (International Society of Organbuilders, ISO) fand vom 7. bis 14. September d. J. erstmals in Rumänien statt. Die rund hundert Kongressteilnehmer absolvierten ein dichtes Programm, das sie an historisch interessante Instrumente in Hermannstadt und Umgebung, Mediasch, Birthälm, Schäßburg, das Haferland in der Gegend von Reps, Kronstadt und Umgebung sowie Bukarest führte. Einblicke in die Veranstaltung bietet der Klausenburger Organist Erich Türk in einem Gespräch mit der HZ-Chefredakteurin Beatrice U n g a r.

Was bedeutet für Sie als Organist ein solcher Kongress in Rumänien?

Erstens bedeutet es eine Bestätigung, daß die siebenbürgische Orgellandschaft außergewöhnlich wertvoll ist, und das Interesse der ausländischen Fachwelt verdient. Praktisch ist diese Orgellandschaft ein Orgelmuseum, wo die Zeit seit 70 Jahren stehngeblieben ist. Außer dem Alter der Instrumente ist aber auch ihre Qualität bemerkenswert, und da wir uns in dem vergangenen Jahrzehnt vieler guter Restaurierungen haben erfreuen können, gab es auch viele schöne Klänge zu präsentieren. Die Teilnehmer, Orgelbauer aus Skandinavien und Mitteleuropa (D, CH, A, B, F), aber auch aus den USA, Japan und Neuseeland, zeigten sich sehr beeindruckt vom Programm des Kongresses. Vor allem diejenigen, die zum ersten Mal in Rumänien waren, wurden positiv überrascht, nicht nur von den Orgeln, sondern auch von Städten wie Hermannstadt, Mediasch, Schäßburg, Kronstadt, usw. Auch abgelegenere, idyllische Orte wie Arkeden und Deutschkreuz fanden großen Anklang bei den Teilnehmern.

Was stand im Mittelpunkt?

Im Mittelpunkt des Programms standen natürlich die Orgeln. Dabei fiel es schwer, eine repräsentative Auswahl zu treffen, die im gegebenen Zeitrahmen besichtigt werden kann. Für die Teinehmer wurden umfangreiche Mappen zusammengestellt, in denen die zu besichtigenden Orgeln schon ausführlich beschrieben wurden. An Ort und Stelle gab es überall eine kurze Vorstellung der verschiedenen Register, sowie ein kurzes Konzertprogramm, danach die Möglichkeit für die Teilnehmer, die Orgel selber zu spielen, hineinzusehen, usw. Am Rande gab es natürlich auch etwas Tourismus und Unterhaltung, z.B. Stadtführung durch Hermannstadt, Zugfahrt von Schäßburg nach Arkeden und Pferdewagentransfer vom Bahnhof zur Kirchenburg, Grillparty im Burghof von Honigberg, usw. Es gab auch einen Vortrag in Michelsberg von Orgelbauer Hermann Binder über neue Forschungsergebnisse zum frühen siebenbürgischen Orgelbau oder eine Filmvorführung in Honigberg über die Restaurierung der Deutschkreuzer Orgel.

Können Sie einige Highlights im Programm nennen?

Das fällt mir schwer, auch war ich die letzten zwei Tage nicht dabei. Ansonsten war für mich das ganze Programm, an dem ich teilgenommen habe, ein Genuss. Das Programm war sehr abwechslungreich. Die vorgestellten Orgeln waren sehr unterschiedlich im Charakter und Klang, die Mahlzeiten ebenfalls (kalte Platte in der Hammersdorfer Kirchenburg, Mittagessen in der Scheune des Pfarrhauses von Deutschweißkirch, Kaffee im Deutschkreuzer Pfarrhof, Hanklich in Michelsberg, aber auch Diners in Restaurants). Wahrscheinlich gibt es unter den Teilnehmern verschiedene Sympathien für das absolute Highlight, aber Lowlight gab es sicherlich keins.

Gibt es schon feedback von den Teilnehmern?

Wie schon erwähnt, war das Feedback überaus positiv. Das gilt gleichermaßen für Land und Leute, sowie für die Orgeln und auch die Musiker, die die vielen Minikonzerte gestaltet haben. Die Teilnehmer des Kongresses kommen aus Ländern, wo vielleicht 80 Prozent der Orgeln jünger als 100 Jahre sind. Hier sind 80 Prozent der Orgeln älter als 100 Jahre. Es gab viel Lob für die schönen Kirchenburgen und Altstädte, und es wurde interessiert gefragt nach geschichtlichem Hintergrund und aktueller Situation.

Und zuletzt vielleicht noch einige Takte zu den Organisatoren…

Hauptorganisatoren waren Orgelbauer Ferdinand Stemmer und Barbara Dutli als Mitglieder der ISO. Der Orgelausschuss der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien  (Ursula & Kurt Philippi, Steffen Schlandt, Erich Türk) stand beratend zur Seite und half bei der Gestaltung der Orgelpräsentationen mit. Die Kronstädter Mirela Kulin und Richard Sterner halfen als Dolmetscher bzw. Sekretär, sowie als Reiseleiter mit. Die Planung des Kongresses begann schon vor zwei Jahren und wurde Schritt für Schritt in regelmäßigen Zusammenkünften ausgearbeitet. Jedes Detail wurde reiflich überlegt und geplant, wodurch die Durchführung tatsächlich reibungslos gelang.

            Danke für das Gespräch.

 

Die Orgel im Schloss Peleș gehörte zu den Highlights. Foto: Klaus RENSCH

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.