Unappetitlich, fett und überteuert

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Ausgabe Nr. 2391
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Das einzig Gute am „Guten Geschmack“-Festival war die Idee

 

Das vielgelobte Kochfestival „De bun gust“ war für viele der Besucher weder für den Gaumen, noch für das Auge ein Fest. Und leider kam mindestens für eine Kundin das Essen mit einem Fingernagel dazu, immerhin schön grau lackiert. Und bis auf die geladenen Köche, die den TV-Zuschauern bekannt und sehr bekannt waren, ließ auch die Begeisterung der Buden-Köche und der Verkäufer zu wünschen übrig. Dass die Portionen überraschend klein waren, hatte was Gutes: Man musste sich nicht quälen, ein bestenfalls mittelmäßiges Gericht zu schlucken.

 Voller Freude liefen die Besucher auf den Großen Ring, um mal was Außergewöhnliches zu kosten, doch viele bevorzugten nach der Besichtigung eine Terasse oder eine Imbissbude in der Nähe – und das war leider in den meisten Fällen eine gute Entscheidung. Mit Hunderten von Gerichten lockten die Organisatoren die Besucher an, dabei waren es wahrscheinlich um die 50, denn jede Bude bot von einem bis zu 6-7 Gerichten. Vertreten waren: Indien, der Libanon, Mexiko, Spanien, Ungarn, China, die USA, Tschechien, Griechenland und Rumänien.

Bei dem Chinesen fiel die Wahl am leichtesten, denn angeboten wurde ein Teller mit einer Kombination von Gerichten, so dass man nicht lange wählen musste. Ein Gericht, ein Preis, genauer gesagt 18 Lei. Ein ganz stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass man für weniger Geld ein Tagesmenü in einem Restaurant im Stadtzentrum erhalten kann. Oder beim gleichen Chinesen das gleiche Gericht quasi am gleichen Ort erhalten kann, allerdings ohne Mücken und Plastikteller. Allerdings waren da keine Überraschungen, genauso bei der ungarischen Bude und bei der rumänischen. Der Gulasch war auch nicht das Billigste beim Fest, aber für 15 Lei war man dann auch richtig satt. Dazu gab es ein kräftiges Hausbrot, das perfekt dazu passte. Die rumänische Küche hatte wie immer ihre Fans, denn zum Bier passte natürlich ein mititel, allerdings wollten die meisten eher ausländische Küche genießen.

Leider gab es wenig Genuss bei den meisten. Denn wenn das Essen einigermaßen schmeckte – zum Beispiel beim Libanesen – war entweder ein graulackierter Fingernagel dabei, oder die Portion war klein und teuer: Für 11 Lei gab es ein mititel auf Spieß, allerdings lecker gewürzt, ein kleines Fladenbrot, ein Viertel Tomate und nicht mehr als 50 Gramm Joghurt mit Pfefferminze. Und wem der Humus schmeckte, der konnte auch gleich das Rezept haben: Man nehme das Auto und fahre zu Metro, denn offensichtlich kamen die Köche nicht auf den Gedanken, den Humus selber vorzubereiten, zumal der einfach herzustellen ist, sogar für Amateure.

Dass sie die Küche, die sie vorstellen, nicht beherrschten, wurde  nicht verheimlicht: Die Köchin von der tschechischen Bude war bereit, jedem zu erklären, dass sie eigentlich im Alltag ganz „normal“ kochen würde. Also gab es da „nicht normales“ Essen, und die Frau, der sie das erklärte, verzichtete prompt, hier zu kaufen.

Das indische Essen roch indisch, doch für 11 bis 15 Lei gab es so gut wie ein fettiges Nichts auf den Teller. Genauer gesagt etwa sechs Stückchen Hühnchenbrust, kleine matschige Karottenstreifen und zerkochten Reis. Wenn man sich die Mühe machte, alles schön rauszufischen, konnte man danach mit einem extra gekauften Brötchen auch die rötliche fett-wässerige Soße ablecken. Der Curry machte das Ganze genießbar, satt davon hätte eventuell eine Katze werden können.

Matschig gekochten Reis gab es auch beim Spanier, für 11 Lei gab es knapp 10 Miesmuscheln, halb voll, halb leer, je nach Glück, mit ein bisschen Salami und einer fettigen Soße. Nicht so wässerig wie beim Inder, dafür aber ungenießbar und versalzen. Dazu konnte man beim Spanier auch eine kalte Platte kaufen, so dass man einigermaßen satt wurde. Zu finden waren darauf etwa 10 Käsewürfel, die, wie der Name auch besagt, würfelgroß waren. Nicht Monopoly-Würfel, sondern eher Reisespielwürfel. Einige dick geschnittene Scheiben Schinken, 5 grüne Oliven, eine rosa Soße (Geschmacksrichtung nicht definierbar), und ein Brötchen gab es für 7 Lei. Wenig spektakulär war die griechische Küche, die auch nicht für Überraschungen zuständig war. Das war gut, denn bei diesem Festival waren die meisten Überraschungen negativ.

Am besten beraten war man bei der amerikanischen Bude, zumindest am ersten Tag des Festivals. Da gab es leckere Rippchen, wie die meisten lobten, mit einer guten Soße, die allerdings nicht nach selbstgemacht schmeckte. Gut und sättigend war der Hamburger für 9 Lei und der Cheeseburger für 10 Lei, und am ersten Tag des Festivals war auch das Fleisch sehr lecker zubereitet. Das Rezept schien allerdings nicht gleich zu bleiben, auch wenn die Schlange bei der Bude eher konstant war, denn am letzten Tag erinnerte das Fleisch an die mici, kein Grund zum Jubeln, aber essbar – wie wenig am Platz.

Dass es allerdings von Menschen auf dem Großen Ring wimmelte, lag an den guten Bierpreisen – 4 Lei pro Becher – und an den TV-Köchen, die viele Amateur-Köchinnen und -Köche anlockten und einige Tips und Tricks bekannt machten. Dazu waren auch die abendlichen Konzerte nicht schlecht, schade nur, dass die knurrenden Mägen so laut waren.

Ruxandra STĂNESCU

 

Das Essen wurde auf kleine Plastikteller geklatscht.  

Foto: die Verfasserin

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.