21 Jahre lang Wandergesellen in Hermannstadt

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Ausgabe Nr. 2392
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Fotoausstellung in den Wehrtürmen, Schauwerkstatt in der Harteneckgasse in Hermannstadt

Es war einmal, vor genau 21 Jahren. Im August 1993 stand der Wandergeselle Oliver Eberlein vor der Tür der Redaktion der Hermannstädter Zeitung. Der aus Deutschland stammende Zimmermannsgeselle hatte das in deutscher Sprache beschriftete Schild des Hermannstädter Wochenblatts gesehen und beschloss, die Redaktion zu besuchen, die sich damals in der Josefgasse/Str. Dr. Ioan Rațiu befand. Begrüßt wurde er von der damaligen Redakteurin Beatrice Ungar, die über die exotische Erscheinung ziemlich verwundert war, wie sie auch heute zugibt: „Er erinnerte mich an Goethes `Wilhelm Meister´.“

Wenig bewusst waren sich damals die beiden Gesprächspartner über die Wichtigkeit ihrer Begegnung. Oliver Eberlein schrieb sozusagen Geschichte. Es war die erste Sichtung eines Wandergesellen nach 1945 in Hermannstadt, die schriftlich vermerkt war.

2002 kamen gleich drei Wandergesellen nach Hermannstadt, dem Tipp des Soziologen Roland Girtler folgend. Auf der Suche nach Unterkunft und Arbeit, wurden sie sofort an das Stadtpfarramt der evangelischen Kirche Hermannstadt verwiesen. Arbeit gab es 2002 zu genüge, vor allem für einen Zimmermann, einen Maurer und einen Autoschlosser.

Seitdem sind die Jahre vergangen, aber die Wandergesellen kommen jeden Sommer zur schon seit dem Kulturhauptstadtjahr 2007 zur Tradition gewordenen Schauwerkstatt. Dieses Jahr findet die Schauwerkstatt vom 21. Juli-31. August, wie immer in der Harteneckgasse statt. Organisatoren sind der Verein Casa Calfelor mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin, dem Kreisrat und Bürgermeisteramt Hermannstadt.

Am Freitag, dem 1. August, luden die Wandergesellen zu der Vernissage der Fotoausstellung „Kunst im Handwerk", die in der Galerie zwischen den beiden Wehrtürmen in der Harteneckgasse aufgestellt wurde, ein. In der Ausstellung sind Fotos auf Plexiglas- und Pressspanplatten sowie verschiedene Holzobjekte zu sehen. Die meisten Fotos wurden von den Hermannstädter Fotografen Nicolae Trif und Gabriela Cuzepan gemacht und zeigen verschiedene Augenblicke des Wandergesellendaseins in Hermannstadt und nicht nur. Grußworte sprachen nach der Einführung von Stefan Walter (Wandername Klimbim) von dem Verein Casa Calfelor, Judith Urban, Konsulin der BRD in Hermannstadt und Dr. Andreas Apelt, Bevollmächtigter der Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin. Nach der Eröffnung luden die Organisatoren zu einem Glas Sekt in gemütlicher Runde ein.

Wer mehr über die Wandergesellen erfahren möchte, ist jeden Donnerstag, um 20 Uhr eingeladen an Vorträgen, Gesprächsrunden und Dokumentarfilmvorführungen, vor der Gesellenherberge am Huetplatz teilzunehmen. 

Cynthia PINTER 

 

Der Klavierbauer-Geselle Stefan Walter (Bildmitte), mit Wandernamen Klimbim", begrüßte die Anwesenden und stellte die Ausstellung vor. Ihm zur Seite stand Anda Ghazawi, die gute Fee" der Wandergesellen, die für die Organisation zuständig ist.                                      

Foto: die Verfasserin

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.