Freiluftkino ist am schönsten

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Ausgabe Nr. 2387
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Eindrücke von der diesjährigen Ausgabe des TIFF Hermannstadt

Vlad Țepeș trägt eine 3-D-Brille. Vlad Țepeș steht für Rumänien und die Brille für Film und Kino. Ergo, es handelt sich um ein rumänisches Filmfestival. Schwer zu erraten ist das nicht gerade. Das Internationale Filmfestival Transilvania, kurz TIFF, fand von Mittwoch, dem 25. Juni, bis Sonntag, dem 29. Juni, auch in Hermannstadt statt. 38 Filme standen im Programm, die meisten vom Vorjahr oder sogar von 2014. Viel Wert gelegt wurde in diesem Jahr auf die rumänischen Spielfilme, die vom Hermannstädter Publikum sehr begehrt waren. 

Über 15.000 Besucher hatte die diesjährige Hermannstädter Ausgabe des TIFF, das gaben die Organisatoren bekannt. Am meisten sahen sich die Hermannstädter die Spielfilme auf dem Großen Ring an. „Freiluftkino ist eben doch am schönsten,” sagte eine Zuschauerin,  während sie genussvoll an ihrem Popcorn kaute und die Tüte mit dem Snack an ihren Freund weitergab. Das war Freitagabend, bevor der Film „America, venim!” (Amerika, wir kommen!) auf der großen aufgeblasenen „Leinwand”, die diesmal mit dem Rücken zur Heltauergasse aufgestellt war, gezeigt wurde. Über 2.500 Zuschauer lachten herzhaft bei der anderthalbstündigen Komödie, die gänzlich in den USA gefilmt wurde. Es war der am besten besuchte Film innerhalb des Festivals. Unter der Regie von Răzvan Săvescu spielten die Schauspieler Gheorghe Ifrim, Adrian Văncică, Mihai Călin, Ion Săpdaru, Ioana Blaj und Tania Popa quasi sich selber. Oder so schien es jedenfalls. Die Story ist einfach: Rumänische Schauspieler aus Târgoviște werden von der rumänischen Botschaft in New York eingeladen, um ein Theaterstück ebenda aufzuführen. Doch den Schauspielern wird der Deal ihres Lebens von einem ebenfalls aus Rumänien stammenden Theateragenten vorgeschlagen. Sie sollen anstelle von Florin Piersic, der seine Tournee durch die Vereinigten Staaten gerade kurzfristig abgesagt hatte, auftreten. Der Theateragent, gespielt von Alexandru Bindea, verspricht den rumänischen Schauspielern eine Menge Geld. Doch nichts läuft wie geplant und die ganze Reise endet im Chaos. Ein lustig anzusehendes Chaos. Der Film war keine einzige Minute langweilig. Das merkte man auch am Ende, als die Zuschauer noch lange Zeit vor Begeisterung klatschten und der anwesenden Schauspielerin Tania Popa Autogramme abverlangten.

Um Autogramme drängelten sich die Filmfans auch am Donnerstagabend (26. Juni) im Erlenpark, wo der Teenagerfilm „#Selfie” gelaufen war. Laut Organisatoren waren hier über 1500 Zuschauer anwesend. Auch bei der zweiten Vorstellung im Gong-Theater sammelten sich so viele Leute, dass der Film in beiden Sälen zugleich gezeigt wurde. Für jene, die das Phänomen noch nicht kennen: „Selfie” heißt ein Foto, das man von sich selber mit dem Handy macht. Das Foto wird dann meist via Facebook oder Twitter mit der Welt geteilt. Das Thema ist zur Zeit auch in Rumänien sehr in. Vielleicht war dies der Grund für den großen Ansturm. An und für sich handelt der Film über drei Freundinnen, die kurz vor dem Abitur noch einmal am Schwarzen Meer abfeiern wollen. Regie führte Cristina Iacob, in dem Film sind Crina Semciuc, Olimpia Melinte und Flavia Hojda als Hauptdarstellerinnen zu sehen. Doch in dem Film wimmelt es nur so von rumänischen Stars aus der Musik- und Filmszene. U.a. sind Smiley, Alex Velea, Florin Călinescu und Mihaela Rădulescu dabei.

Keine Stars waren in der Besetzung des Spielfilms „Usturoi”, übersetzt „Knoblauch”. Trotzdem war der Film, der am Freitag, dem 27. Juni, im Gong-Theater in beiden Sälen zugleich gezeigt wurde, sehr gut besucht. In dem Film geht es um zwei Zigeunerclans aus der Nähe von Klausenburg und eine Liebesgeschichte á la Romeo und Julia, die aber ein glückliches Ende hat. Die Clans „Ceapă” (Zwiebel) und „Usturoi” sind seit Ewigkeiten verfeindet bis der Junge aus der Familie Ceapă erfährt, dass die beiden Familien eigentlich miteinander verwandt sind. Lobenswert sind die schauspielerischen Leistungen der beiden Jungen Sebastian Topan und Darius Stoica, die beide zum ersten Mal in einem Spielfilm mitmachen durften. Der Low-Budget-Film, der in nur drei Wochen gedreht wurde, kam sehr gut beim Publikum an.

„Stockholm” ist der Film, der in diesem Jahr den großen Preis des Festivals gewonnen hat und wurde an zwei Tagen in Hermannstadt gezeigt. Die Geschichte einer Liebesnacht, die tragisch endet, kam aus Spanien und zog viele Hermannstädter in ihren Bann. Die beiden Hauptdarsteller Javier Pereira und Aura Garrido gewannen für ihre Interpretationen jeweils einen Preis bei den Goya Awards bzw. beim Malaga Festival.

„Hotel Grand Budapest” (USA und Deutschland), „The Book Thief” (USA) und „La Grande Belezza” (Italien) waren drei Filme der Extraklasse, die im Programm des Film Festivals Transilvania aufgenommen wurden und einen großen Erfolg in Hermannstadt feierten.

In der Bar „Bohemian Flow” auf dem Kleinen Ring wurden Filme vorgestellt, die Musik als Thema hatten. Zu erwähnen wären „Kurt and Courtney” (USA) und „Metallica Through the Never” (USA), die von vielen Jugendlichen gesehen wurden.

Eine spezielle Filmvorführung fand auf der Bühne auf dem See im Freilichtmuseum statt, wo „All is Lost” (USA) gezeigt wurde. Friedrich Wilhelm Murnaus „Tabu” aus dem Jahre 1931 lief mit musikalischer Begleitung der Band „Foley`Ala” auf der Michelsberger Burg” von der Rolle.

Das Internationale Festival Transilvania endete am Sonntag, dem 29. Juni auf dem Großen Ring mit dem Spielfilm „București, unde ești?”, der von den Protesten in Bukarest des vergangenen Jahres handelt.

Die Organisatoren um Festivalleiter Tudor Giurgiu hatten nicht zu viel versprochen. Auch diese Ausgabe des TIFF war in Hermannstadt ein voller Erfolg.

Cynthia PINTER

 

Die meisten Besucher des Internationalen Filmfestivals Transilvania sahen sich die Filme auf dem Großen Ring an. Der Andrang war bei dem rumänischen Spielfilm „America, venim!”, unter der Regie von Răzvan Săvescu am größten. Der Eintritt zu den Filmen auf dem Großen Ring war frei, hier wurden nur rumänische Produktionen vom letzten und von diesem Jahr gezeigt.              

Foto: Sebastian MARCOVICI

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.