Grabsphinx am Torturm

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Ausgabe Nr. 2385
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Gräfenburg in Urwegen saniert und eingeweiht

 

Eine der letzten erhalten gebliebenen Gräfenburgen in Siebenbürgen, jene von Graf Daniel im 13. Jahrhundert in Urwegen im Unterwald errichtete, wurde am Sonntag nach im Rahmen des EU-Kirchenburgenprojekts durchgeführten Sanierungsarbeiten, durch Bischof Reinhart Guib, Dechanten Dr. Wolfgang Wünsch und Ortspfarrer Wilhelm Meitert eingeweiht.

 

Die Gräfenburg hatten die in Urwegen lebenden Sachsen im 16. Jahrhundert gekauft und als 1870 der Turm der romanischen Basilika auf dem Berg brannte, erhöhten sie den Wohnturm der  Gräfenburg und benützten ihn von 1879 an als Glockenturm. Die gotische, nach der Zerstörung des Ortes im 17. Jahrhundert barock umgebaute Dorfkirche hat nämlich keinen Turm.

Das Fest am Sonntag fand an den eben genannten drei Stationen statt, wobei am Ende alle im Gemeindesaal und im Hof dieses Saales von Johann Lutsch und seinen Mitarbeitern verköstigt wurden.

Zunächst gab es einen Festgottesdienst in der Dorfkirche, zu dem zahlreiche Urwegerinnen in der schönen Tracht erschienen, viele von ihnen waren aus Deutschland angereist, einige waren an Pfingsten beim Heimattag in Dinkelsbühl dabei gewesen. Aber schon seit geraumer Zeit, wie Kirchenvater Michael Buchholz erzählt, feiern die Urweger in Urwegen Pfingsten. Anschließend gingen alle, mit Bischof Reinhart Guib und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi an der Spitze zur Gräfenburg, wo nach der Einweihung Bischof Guib den früheren Europaminister und EU-Kommissar für die Mehrsprachigkeit, Leonard Orban, zum zweiten Kulturbotschafter  der Kirchenburgen kürte. Der erste ist Sportkommentator Cristian Ţopescu, dem im August letzten Jahres in Honigberg diese „Ehre und Verantwortung" zuteil wurde, wie Orban sagte, entgegengenommen hatte. Orban sprach von Siebenbürgen als Mikrokosmos, der den Makrokosmos der EU vorweggenommen habe. Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien und Konfessionen könnte als good practice-Beispiel dienen.   Bezirkskirchenkurator Karl Broos, der mit seinen 70 Jahren immer noch an der deutschen Zentrumsschule in Großpold Mathematik unterrichtet, stellte die Gräfenburg vor und sprach die Hoffnung aus, dass sie viele Besucher anziehen werde.

Zuletzt gingen alle auf den Bergfriedhof, wo der in Urwegen geborene Pfarrer Johann Zey eine bewegende Andacht hielt, den ein Posaunenchor aus drei Urwegern und einem Reussener musikalisch umrahmte.             

Beatrice UNGAR

Foto 1: Die Gräfenburg mitten in Urwegen stand Sonntag auch im Mittelpunkt des Urweger Treffens.   

Foto 2: Diese Grabsphinx aus der Römerzeit ist eingemauert in den Torturm der Fluchtburg, in der oberen rechten Fensterlaibung

Fotos: Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.