Ausgabe Nr. 2384
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Der Liechtensteiner Künstler Martin Frommelt stellt in Hermannstadt aus
„Natürlich geben wir acht auf unsere Tradition, hüten sie, und doch, so paradox es klingt, müssen wir jeweils ein Loch in dieses generationshohe Fass schlagen, damit etwas vom Inhalt ablaufen kann und wir Neues zufließen lassen können". So lautet ein Gedankensplitter von Martin Frommelt, einem Liechtensteiner Künstler Jahrgang 1933, der seit Donnerstag der Vorwoche erstmals in Hermannstadt ausstellt. Unter dem Titel „Arc" sind in der Galerie für zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums in der Quergasse/Tribunei noch bis zum 29. Juni d. J. 13 großformatige Gemälde des Künstlers zu sehen, die erstmals dem Publikum gezeigt werden.
Bögen gibt es nicht nur in der Architektur stellte Frommelt nicht zuletzt bei seinem Besuch in dem Arches National Park im US-Staat Utah fest, wo bogenförmige Felsformationen gewaltig und zerbrechlich zugleich eine dynamische Landschaft bilden. Unnachahmbar aber tiefgründig bei näherem Betrachten.
In gewohnter Weise ließ sich Frommelt auch bei diesem Zyklus – er hatte zuvor jeweils zehn Jahre oder auch mehr für die Zyklen „Apokalypse", „Vähtreb/Viehtrieb" und „Kreation" aufgewendet – Zeit und schlug dann in gewohnter Weise ein Loch in das „generationshohe Fass" Tradition. Diesmal ein überaus buntes und perspektivenreiches. Auf jedem Bild ist zu erkennen, dass sich der Künstler in der Alten Schlosserei, die er als Atelier für den Sommer verwendet, regelrecht austoben konnte. Austoben mit der Souveränität der Reife, kann man wohl sagen. Bei einigen Bildern hat der Betrachter den Eindruck, der Künstler habe über der Staffelei geschwebt und sie gewissermaßen aus der Vogelperspektive gemalt, andere wiederum lassen einen in die Knie gehen, um zu erkennen, welche Perspektive da gewählt worden ist. Auf jeden Fall stellen alle Brücken her zwischen zumindest zwei Welten: die des Künstlers und die des Betrachters. Da muss man an den Leitsatz seiner Gattin, der Sammlerin Hanny Frick denken, die mit ihrer Mezzanin-Stiftung das Zustandekommen dieser Ausstellung unterstützt hat. Der Leitsatz, zugleich auch eine Erklärung des Stiftungsnamens, lautet: „Kunst ist das Zwischengeschoss zum Himmel".
Mit unterstützt hat die Ausstellung die von Pater Sporschill betreute Stiftung Elijah und die Liechtensteiner Hand in Hand Anstalt, mit denen Martin Frommelt schon seit geraumer Zeit an Sozialprojekten mitarbeitet.
Beatrice UNGAR
Bei der Vernissage am Donnerstag der Vorwoche sprachen Gemäldegalerie-Direktor Alexandru Sonoc, Reiseleiter Mihai Haşegan, Martin Frommelt, Hanny Frick, Pater Georg Sporschill, Kurator Robert Strebeli (v. l. n. r.).
Foto: Fred NUSS