Ausgabe Nr. 2380
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10 Jahre Orgelbaulehrwerkstatt in Honigberg gefeiert
Als er Mitte der 1990-er Jahre erstmals in Rumänien war und die Orgellandschaft Siebenbürgen besuchte, hatte der Orgelbaumeister Ferdinand Stemmer zunächst daran gedacht, Lehrlinge aus Rumänien in die Schweiz zu holen, um sie dort zu schulen. Sehr bald stellte sich heraus, dass das vom Aufenthaltsrecht her nicht möglich ist und so wurde die Schweizerische Stiftung für Orgeln in Rumänien gegründet, die dann den Aufbau einer Orgelbaulehrwerkstatt unterstützte, die 2003 ihren Betrieb aufnahm. Am 9. Mai feierte die Werkstatt mit zahlreichen Gästen in Honigberg ihr zehntes Jubiläum.
Der Anstoß zu dem Fest kam von dem Schweizer Botschafter Jean-Hubert Lebet, der auch die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernahm und die Herausgabe einer Broschüre unter dem Titel „Zehn Jahre handwerkliche Ausbildung in Rumänien" ermöglichte. In dieser bunt bebilderten Broschüre kann man mehr über den Werdegang dieses einzigartigen Projektes erfahren.
Durch die Anwendung des bewährten Schweizer dualen Ausbildungssystems und durch das Leben im Internat gehe es darum, die Lehrlinge nicht nur fachlich vorzubereiten sondern auch auf deren Mentalität und Verhalten einzuwirken, sagte der Präsident der Schweizerischen Stiftung für Orgeln in Rumänien, Ernst Leonhardt, in seiner Ansprache bei dem Fest. Für Schweizer Qualität bei der Restaurierung der 28 Orgeln und dem Neubau von 8 Orgel, die größte davon für die Bukarester Musikhochschule, hätten die beiden Schweizer Orgelbau-Fachleute Ferdinand Stemmer und Barbara Dutli garantiert. Leonhardt dankte vor allen Barbara Dutli für ihre Bereitschaft, nach Honigberg zu ziehen und hier die Lehrlinge zu betreuen, von denen einige von der „Mutter des Betriebs" sprechen und bezeugen: „We love Barbara".
Allerdings habe der Stiftungsrat nun beschlossen, die Geschicke der als GmbH eingetragenen Werkstatt in lokale Hände zu übergeben. Mit Arpad Magyar, Endre Dénes und Daniel Popovici, den besten der früheren Lehrlinge, werde dies angepackt. Die Stiftung selbst werde natürlich auch in den folgenden Jahren mit Rat und Tat dabei sein.
Als besonderes Zeichen der Verbundenheit wertete auch Botschafter Lebet die Tatsache, dass die Mitglieder des Stiftungsrats keine Mühe gescheut hatten, um bei dem Fest dabei zu sein. Lebet bezeichnete die Orgelbaulehrwerkstatt als „bemerkenswerte Schweizer Initiative" und als „beste Botschaft, welche die Schweiz nach Rumänien senden kann." Lebet sprach auch seine Hoffnung aus, dass Rumänien die Orgeln als „Schätze" erkenne und deren Erhalt und Restaurierung ebenfalls unterstützen werde.
Bischof Reinhart Guib beglückwünschte alle Beteiligten und dankte dafür, „dass das Lob Gottes wieder voll angestimmt" werden könne.
Einen wichtigen Beitrag habe auch Honigbergs Bürgermeister Mihai Dișor, geleistet, sagte Leonhardt, die Gemeinde habe z. B. das Gebäude für das Internat kostenlos zur Verfügung gestellt.
Fachlich unterstützt wird die Werkstatt von der Fakultät für Holzwirtschaft Kronstadt, an der die theoretische Ausbildung stattfindet.
Bemerkenswert war auch der Film „Wiederbelebung barocker Orgeln" von Dan Păduraru, der von der Michael Schmidt-Stiftung finanziert wurde und zum Abschluss des offiziellen Teils gezeigt wurde, der von Sabine Rehn (Violine) und Steffen Schlandt (Orgel) musikalisch umrahmt wurde.
Beatrice UNGAR
Fotos: die Verfasserin