Auf Schnuppertour

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Ausgabe Nr. 2381
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Streiflichter von der Nacht und dem Internationalen Tag der Museen

 

Mehr als 20.000 Hermannstädter und Gäste aus dem In- und Ausland nahmen am Wochenende die Gelegenheit wahr, die Museen der Stadt in der Langen Nacht der Museen und am Internationalen Tag der Museen kostenlos zu besichtigen. Größere und kleinere Einrichtungen profitierten davon, auch wenn es in diesem Jahr weniger Besucher waren. Das Brukenthalmuseum zählte in der Museumsnacht 8.555 Besucher, am Sonntag, dem Internationalen Museumstag 8.901. Das ASTRA-Museum veranstaltete erstmals für Interessenten eine Rundfahrt zu Museen im Kreis Hermannstadt. Im Folgenden finden Sie Näheres zu den Veranstaltungen.

 

ASTRA-Museum

10.792 Besucher hatte das ASTRA-Museum, das während der Langen Nacht der Museen von Samstag 18 Uhr bis Sonntag 1 Uhr nachts geöffnet war. 7.000 davon bevorzugten das Freilichtmuseum. Im vergangenen Jahr hatten fast doppelt so viele Menschen die Abteilungen des ASTRA-Museumskomplexes erkundet. Schuld an dem Rückgang muss wohl das Wetter gewesen sein, das in Hermannstadt in diesem Jahr nicht besonders mild ausfiel. Trotzdem machten sich bei 14 Grad Celsius Außentemperatur ziemlich viele Hermannstädter am Abend auf, um den Klängen der Band „Domino“ beizuwohnen.

Die drei Hermannstädter Musiker Romulus Cipariu (Zymbal, Gesang), Sebastian Marcovici (Bass, Gesang) und Valentin Oancea (Schlagzeug) boten eine großartige Show auf der Bühne am See des Freilichtmuseums. Viele Zuschauer sangen bei den alten rumänischen Volksliedern wie „Ciuleandra“ oder „Bun îi vinul ghiurghiuliu“ mit, einige tanzten auch dazu. Die Band zieht durch ihren musikalischen Stil, Ethno-Rock, sowohl jugendliche Rockmusikliebhaber als auch die älteren Generationen, denen eher die Volksmusik zusagt, an. Als Vorband traten die Bukarester von „Trei Parale“ auf.

Außer den beiden Konzerten konnte man beim siebenbürgischen Bauernmarkt im Jungen Wald, oberhalb der Bühne, traditionelle Küche genießen. Beim Ethno Techno Park fand am Abend eine Astronomie-Werkstatt statt.

Die meisten Besucher unternahmen nach den Konzerten einen Spaziergang durch das Freilichtmuseum. Viele, vor allem die Frauen mit Stöckelschuhen beschwerten sich über die matschigen Gehwege. Der Asphalt wurde zwecks Neugestaltung der Alleen herausgerissen und übrig blieben Erde und Pfützen, durch die man teilweise waten musste, um vorwärts zu kommen. Das hinderte die meisten nicht daran, sich vor den Windmühlen bei Nacht zu fotografieren.  

155 Personen nahmen die  unter dem Motto „Caravana nopții muzeelor" angebotene Rundfahrt Hermannstadt – Jina und zurück wahr, um städtische, dörfliche und kirchliche Museen auf der Strecke zu besichtigen.

Naturhistorisches  und Historisches Museum

Wie wild fotografierten auch die Besucher der beiden Abteilungen des Brukenthalmuseums, die in der Nacht der Museen geöffnet hatten. Vor allem die Dinosaurier im Garten des Naturhistorischen Museums in der Harteneckgasse hatten es den Kindern angetan. Die spärliche Beleuchtung tat das Übrige, um Atmosphäre zu schaffen.

Das Angebot, das Historische Museum im Alten Rathaus kostenlos zu besuchen, nahmen auch viele Hermannstädter wahr, um einmal Fotos im Innenhof machen zu können.

Da das Brukenthalpalais in der Nacht gesperrt war – man konnte nur im Keller des Blauen Stadthauses die Ausstellung mit lebenden Reptilien besuchen – zählte die Ausstellung zum 130. Gründungsjubiläum der rumänischen Hermannstädter Tageszeitung Tribuna, die noch bis zum 24. Mai im Innenhof des Rathauses am Großen Ring zu sehen ist, zahlreiche Gäste.

Teutsch-Haus

Zum zweiten Mal dabei war in diesem Jahr das Museum der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien im Friedrich Teutsch-Begegnungs- und Kulturzentrum, das am Samstag bis 22 Uhr geöffnet hatte. Gerhild Rudolf, die Leiterin des Hauses,  bot persönlich Führungen an. Sie sagte am Dienstag der Hermannstädter Zeitung, das Museum sei von 72 Personen aller Altersklassen besucht worden. Eine erfreuliche Anzahl, zähle man doch für gewöhnlich im Durchschnitt fünf Besucher pro Tag. Besonders erfreulich sei, so Rudolf, dass viele Rumänen das Angebot angenommen haben und auch die Tatsache, dass das Erasmus-Büchercafé auch geöffnet hatte. Ebenfalls zu besichtigen war die Ausstellung zum 125. Geburtstag der Künstlerin Trude Schullerus im Terrassensaal. Diese Ausstellung ist noch bis einschließlich Samstag zu besichtigen. Danach beginnen die Vorbereitungen für die Ausstellung zu Leben und Werk des Architekten Fritz Balthes, die am 6. Juni d. J. eröffnet werden wird.

Brukenthalpalais und Blaues Stadthaus

Wer am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr alle Ausstellungen im Brukenthalpalais und im Blauen Stadthaus hätte besuchen wollen, hätte schon allein für die zahlreichen interessanten Sonderausstellungen wohl mehr als acht Stunden gebraucht, wenn er oder sie sich auf die Exponate und die verschiedenen Konzepte hätte einlassen mögen.

Wie dem auch sei, punkt 10 Uhr begannen die Besucher in den Hof des Palais zu strömen, das sonnige Wetter ließ viele auch in den beiden Innenhöfen verweilen. Knapp eine Stunde vor Torschluss war es dann wettermäßig vorbei, der strömende Regen scheuchte auch den letzten Besucher in die Innenräume des Palais.

Besonders einladend gestaltet ist der zweite Innenhof, wo gerade die Rosen blühen. Während die Erwachsenen sich an der Rosenblüte erfreuten und berieten, welche Räume sie noch sehen wollen, rannten die Kinder den beiden wohlgenährten getigerten Katern nach, die seit geraumer Zeit zur „Ausstattung" des Palais gehören. Die Kater heißen Antonello bzw. Donatello und jagten ihrerseits zwei Vögeln nach, die sich allerdings kaum aus der Ruhe bringen ließen.

Im Umkreis gab es gleich drei Sonderausstellungen zu sehen. Im Stichekabinett ist noch bis Ende Mai Graphik aus der Zwischenkriegszeit zu sehen, darunter z. B. Werke von Iosif Iser, Nicolae Tonitza, Aurel Jiquidi. Tonitza ist ja mehr als Maler von Blumen bekannt, in dieser Sonderschau gibt es einige Aktstudien zu sehen, die ihn als ausgezeichneten Zeichner ausweisen.

Sehenswert ist auch die Retrospektive des Tordaer Malers und Graphikers Gavril Nechifor im Landkartenkabinett, die von Valentin Mureșan kuratiert ist. Die figurativ geprägten Bilder weisen überraschende Farbgebungen und Linienführungen auf.

Farbenprächtig und verspielt kommen die Gemälde von Liviu Suhar daher, die noch bis Ende Mai in den Räumen für Sonderausstellungen zu sehen sind. Liviu Suhar ist in Iacobeni Kreis Suceava geboren und ist Professor an der George Enescu-Kunstakademie in Jassy. Jedes seiner Bilder lädt zum Träumen ein, zum Innehalten. Leider sind die Bilder sehr dicht aneinander aufgehängt, so dass es mühsam ist, sich auf jedes einzelne einzulassen.

Im Multimediasaal im Blauen Stadthaus wurde am Sonntag um die Mittagszeit die Ausstellung „Jüdische Maler in den Sammlungen des Brukenthalmuseums" eröffnet, die daselbst  leider nur bis einschließlich Sonntag, den 25. Mai, zu sehen sein wird. Die Kuratoren der Ausstellung, Iulia Mesea und Robert Strebeli haben dafür Werke der bedeutendsten jüdischen Künstler aus Rumänien ausgewählt: von Alexandru Ziffer (1880–1962), Iosif Iser (1881–1958), Samuel Mützner (1884–1959), Lola Schmierer-Roth (1893-1981), Marcel Iancu (1895–1984), Max Hermann Maxy (1895–1971), Margareta Sterian (1897–1992), Max W. Arnold (1897–1946), Viorel Huşi (1911–1972), Izsak Martin (1913–2005), Jules Perahim (1914–2008) und der Hermannstädterin Vera Marcu (1924–2000). Hinzu kamen noch je ein Bild der aus Rumänien stammenden Künstler Hary Saia und Zamira Hindes Wartenberg. Die beiden Bilder kamen 2007 in den Besitz des  Brukenthalmuseums, aus Anlass einer Ausstellung mit Werken von Künstlern aus Israel, die im Kulturhauptstadtjahr in Hermannstadt gezeigt wurde.

Iulia Mesea sagte zu der Auswahl: „Die Auswahl der Bilder stellt die künstlerische Qualität und den frischen Geist dieser Werke unter Beweis. Die jüdischen Künstler gehörten zu der Avantgarde und bestimmten die Kunst der Moderne in Rumänien maßgeblich mit. Sie trugen erheblich dazu bei, die Kunstszene in Rumänien zu erneuern und sie mit den neuesten Strömungen in der Entwicklung der Kunst in Europa zu synchronisieren. Dies gilt vor allem für die Jahre der Zwischenkriegszeit."

Einige der in der Sonderausstellung im Blauen Rathaus vertretenen jüdischen Künstler sind auch in der Ausstellung „Graphik der Zwischenkriegszeit" im Stichekabinett mit Aquarelle, Tusche- bzw. Kohlezeichnungen vertreten, u. a. Iosif Iser, Max Hermann Maxy, Max W. Arnold, Samuel Mützner.

Cynthia PINTER

Beatrice UNGAR

 

Museumsnacht im Freilichtmuseum: Die Windmühlen und die Pferdewagen waren die meist fotografierten Objekte im Freilichtmuseum. Das besondere Licht trug zur nächtlichen, mysteriösen Atmosphäre bei. Mehr dazu und zum Internationalen Tag der Museen lesen Sie auf Seite 5.

Foto: Cynthia PINTER

 

Bei dem schönen Wetter am Sonntag konnten die zahlreichen Besucher im zweiten Innenhof des Brukenthalpalais eine Pause einlegen und die blühenden Rosensträuche bewundern.                                 

Foto: Beatrice UNGAR

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.