Ausgabe Nr. 2377
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Notizen von dem vierten Theatermarathon
Was würden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit 10 Millionen Euro tun? Vorausgesetzt Sie würden Lotto spielen und auch gewinnen. Sich ein Haus auf einer kroatischen Insel kaufen? Oder gleich die ganze Insel, wenn das Geld reicht? Davon träumen auch die beiden Hauptgestalten des Theaterstücks „6/49“ von György Spiro, in der Regie von Alexandru Maftei.
Bis es tatsächlich geschieht. Dann beginnen die echten Sorgen. Was, wenn den Kindern der Reichtum zu Kopf steigt, sie teure Autos kaufen und in einem Unfall ums Leben kommen? Die Paranoia überflutet die Gedankenstränge der Gewinner bis sie zum Schluss das Unfassbare tun: Sie entscheiden, sie möchten lieber arm bleiben und zerstören den gewinnenden Lottozettel.
„6/49” ist eine der Komödien, die während der vierten Auflage des Festivals „25 Stunden Theater” am Samstagabend (5. April) im „Gong”-Theater in Hermannstadt gezeigt wurde. Der Saal war überfüllt, viele Theaterbesucher bekamen keine Sitzplätze mehr und setzten sich auf den Boden. Laut Festivalleiter Bogdan Sărătean sei der Mangel an Theatersälen in Hermannstadt das größte Problem des Festivals. An den alternativen Veranstaltungsorten wie dem Atrium Café oder dem Sigis Kulturcafé war der Andrang in der Nacht zum Sonntag noch größer. Das Festival, das 25 Stunden lang ununterbrochen bis Sonntagnacht dauerte, wurde vor allem von Jugendlichen besucht.
Auch das Stück „Parallel” unter der Regie von Ferenc Sinkó und Leta Popescu wurde mit Stehapplaus belohnt. Die beiden Schauspielerinnen Lucia Mărneanu und Kata Bodoki-Halmen schlüpften in die Rollen zweier Drag Kings. Thema der Performance, in der getanzt und gesungen wurde, war sexuelle Identität und ihre Akzeptanz.
Um Identität ging es auch in der One-Woman-Show mit der Schweizer Gastschauspielerin Natalie Sigg am Sonntag Nachmittag im Atrium Café. Natalie Sigg kam vor drei Jahren nach Hermannstadt zur deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters und hat sich sehr gut hier eingelebt. Sie spricht sogar passabel Rumänisch, konnten die zahlreichen Zuschauer erleben, die von der Schauspielerin auf eine Reise in „ihre fabelhafte Welt" mitgenommen wurden. Eine Welt der Kindheitsträume, die Natalie Sigg mit ihren neun Geschwistern teilte und an denen sie nun auch das Hermannstädter Publikum teilhaben ließ.
Cynthia PINTER
Liviu Cheloiu und Dana Voicu in „6/49”. Foto: Cynthia PINTER
Natalie Sigg im Atrium Café. Foto: Cristiana PẰSAT