„Tradition ist in“

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Ausgabe Nr. 2378
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Projekte an der Brukenthalschule in Hermannstadt

 

Im März lernten Gymnasiasten von der Brukenthalschule sächsische Volkstänze sowie Sticken im Rahmen des Projektes Meine multikulturelle Reise" kennen, wobei Schüler und Lehrer am 3. April an einer Feed-Back-Runde teilnahmen und ihr Projekt präsentierten. Die Elftklässler konnten während der Woche „Schule anders“ an dem Photovoice-Projekt Hermannstadt/Sibiu und Umgebung: Sächsisches und Deutsches in Geschichte, Gegenwart und Zukunft” teilnehmen.

 

Das Projekt „Meine multikulturelle Reise” ist ein von der Direktion für Unterricht in den Sprachen der nationalen Minderheiten im Bildungsministerium initiiertes Projekt.  Dabei wurden Schüler in Schulen aus Rumänien eingeladen, zwischen dem 21. Februar und dem 9. Mai Sprache, Kultur, Sitten und Bräuche derjenigen Minderheit, der sie angehören, kennen zu lernen. Die Schüler aus der 6., 8. und eine Schülerin aus der 7. Klasse unter der Betreuung der stellvertretenden Schuldirektorin und Deutschlehrerin Bianke Grecu, der Englischlehrerin Christine Sava und der Schulpsychologin Cătălina Birău nahmen sich vor, die siebenbürgisch-sächsische Traditionen näher kennen zu lernen. Besucht wurde das Emil Sigerus-Museum. Die Schüler erfuhren u. a.,  woraus eine siebenbürgisch-sächsische Tracht besteht oder wie echte Stickereien aussehen. Dann lernten sie siebenbürgisch-sächsische Tänze wie den Spinnradel, den Neppendörfer Ländler, Hetlinger u. a., die sie am 22. März in Tracht im Beisein der Eltern aufführten. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, es war sehr schön, in Tracht zu tanzen”, sagte Maxi, gab aber dann zu, dass ihm die Stiefel große Mühe bereiteten. „Es war eine neue Erfahrung, eine Tracht zu tragen, es hat mir gefallen”, sagte auch Ioana. „Und mir hat noch gefallen, diese Muster zu sticken”. Die Schüler lernten nämlich auch das Sticken, wobei sie nach echten Stickmustern aus dem Emil Sigerus-Museum arbeiteten. Gestickt wurde vor dem Unterricht, in den Klassenstunden. „Wir haben Dekorationen für Falschen gestickt, kleine Nadelkissen”, sagte Maria. „Ich fand des sehr schwer am Anfang”, sagte Arina. Dann habe es ihr aber gefallen: „Wenn ich das Täschchen wiederbekomme, werde ich es tragen”, sagte sie. Nach der Feed Back-Runde ging es hinunter zum Eingang, wo die Stickereien in einem Schaufenster ausgestellt sind. Zur Ausstellung gehörte auch ein Täschchen mit dem Hermannstädter Wappen, das nicht zu übersehen war. „Hier ist natürlich unser Schmuckstück: der Nudelwalker”, sagte stolz Grecu. An der Hülle des Nudelwalkers sollen nämlich drei Schüler gearbeitet haben. Bei der Einrichtung der Ausstellung hatte auch die Bibliothekarin Jutka Ropelt mitgeholfen. Handyhüllen stickten die Schüler auch. Ihr Slogan heißt übrigens „Tradition ist in”. Spaß hatten alle, aber vor allem die Jungs: „Geben sie mir Arbeit”, sollen sie die Betreuer gebeten haben, obwohl alles schon getan war.

18 Schüler der 11. C konnten während der Woche „Schule anders” vor  den Feiertagen am Photovoice-Projekt Hermannstadt/Sibiu und Umgebung: „Sächsisches und Deutsches in Geschichte, Gegenwart und Zukunft” unter der Leitung von Geschichtelehrer Hugo-Alexander Frohn, Dr. Anne F. Delouis, Ethnologin an der Universität Orléans, und Camelia Ştefan vom Emil-Sigerus-Museum teilnehmen.

 Photovoice ist ein Ansatz, der in den 1990-er Jahren entwickelt wurde. Die Teilnehmer des Projekts antworten dabei auf Fragen, indem sie ihre Erfahrungen, Beobachtungen und Meinungen aus ihrer persönlichen Sichtweise photographisch dokumentieren und mit selbst verfassten Texten kommentieren. Zur Werkschau luden Schüler und Betreuer am 11. April in die Brukenthalschule ein. Insbesondere sollte der Blick auf Aspekte gelenkt werden, die bislang nicht Teil der öffentlichen Wahrnehmung waren. Auch persönliche Lebenserfahrungen sowie private Hoffnungen und Ängste sollen in das Ergebnis mit einfließen. Ziel des Projekts ist es auch, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen jenseits von Klischees und Stereotypen zu zeigen.

Selbstverständlich ging es manchmal lustig zu. Nach der Frage „Welche Einflüsse des Sächsischen und Deutschen entdecken wir in Hermannstadt?”, folgte z. B. ein Foto von Monica Andrei und Benjamin Ruopp. „Moni und ich sind halbe Sachsen, zusammen bilden wir einen ganzen”, kommentierte Benjamin.

Um auf die Frage „Wie gehen die Menschen in verschiedenen Dörfern mit dem sächsischen Erbe um? Wie könnte die Zukunft aussehen?“ antworten zu können, besuchten Schüler Dörfer wie Rothberg, Burgberg, Neudorf, Holzmengen, Michelsberg oder Hammersdorf. Ein Kommentar unter einem Foto mit Störchen lautet: „Die Sachsen sind wie die Störche: sie heißen Sommersachsen, sie wandern im ganzen Jahr durch die Welt, kommen aber im Sommer wieder zurück.”

Das Ergebnis der Projektarbeit, eine Fotoausstellung, soll dann im Sommer auch im Emil Sigerus Museum zu sehen sein.

Werner FINK

 

Bianke Grecu zeigt einige Objekte aus dem Mini-Museum.

Foto: Werner Fink

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.