Ausgabe Nr. 2375
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Eine bebilderte Chronik der Elektrifizierung Hermannstadts und Rumäniens
„Auf Ansuchen der Hermannstädter Bürger beschloss die Hermannstädter Straßenbahngesellschaft, Zubringerbusse einzusetzen, um die Verbindung zwischen den Straßenbahnhaltestellen zu gewährleisten. Die Busse wurden im Oktober 1930 in Betrieb genommen. Zunächst waren drei Busse der Firma Saurer aus dem Schweizerischen Arbon im Einsatz, später wurden diese mit kleineren Bussen ersetzt." Diese und ähnliche Informationen findet man in dem Bildband „Sibiul și electrificarea României" von Marcel Stancu, der vor kurzem im Honterus Verlag erschienen ist.
Marcel Stancu leitet den Bereitschaftsdienst des Stromlieferanten Agenția de furnizare energie electrică. Wenn irgendwo in der Stadt plötzlich der Strom ausfällt, ist der Diplomingenieur Stancu und seine Abteilung dran. Er ist Hermannstädter in dritter Generation, hat die Mittelschule am Octavian Goga begonnen und am Gheorghe Lazăr abgeschlossen. Elektrotechnik hat er 1981- 1986 am Temeswarer Politechnikum studiert, mit Dozenten wie Toma Dordea (Prorektor) und Ioan De Sebata. Prof. Dr. Toma Dordea ist zur Zeit, im Alter von 93 Jahren noch immer aktiv. Er hat eine eigene Kanzlei im Gebäude der „Universitatea Politehnică Timișoara" auf dem Boulevard Vasile Pârvan.
Marcel Stancu habe ich 1992 kennengelernt, als ich die Ehre hatte, den frischgebackenen Bürgermeister Klaus Johannis anlässlich der Hundertjahrfeier seit der Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks Zoodt I – Sadu I zu begleiten.
Stancu hatte im „Aufboden“ der großen Halle mit den Generatoren made in Ganz/Budapest ein Museum mit alten Elektrogeräten eingerichtet. Er zeigte uns ein hundert Jahre altes Frequenzmessgerät – das ist übrigens noch in Betrieb – , sowie die Sammlung von elektrischen Schaltern, Geräten und Bildern von Leitfiguren der Hermannstädter Pionierphase der Stromerzeugung.
Marcel Stancu sagt, er sei schon immer besessen gewesen von allem was Geschichte bedeutet, Geschichte der Technik, vor allem der Elektrotechnik. Er pflegt Kontakte zu ähnlich alten Kraftwerken in Deutschland.
Sein großformatiges Buch „Sibiul și Electrificarea României. Cronica ilustrată 1891 – 2013“ (Hermannstadt und die Elektrifizierung Rumäniens), herausgegeben vom Honterus Verlag mit finanzieller Unterstützung des Departements für interethnische Beziehungen des Generalsekretariats der Regierung über das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, beinhaltet auf 389 Seiten 750 Fotos, von Alessandro Volta und Thomas Alvin Edison über Nikola Tesla, Werner von Siemens und Simon Dachler, vom HEW (Hermannstädter Elektrizitätswerk) bis zur Agenția de furnizare a energiei electrice.
Es ist in der Tat eine Chronik mit Gehalt.
Wolfgang FUCHS
Das Buch wurde am Dienstag vor einem zahlreichen und interessierten Publikum im Festsaal im fünften Stock des B-Gebäudes der Astrabibliothek vorgestellt. Unser Bild: Seitens des Siebenbürgenforums begrüßte der Vorsitzende Martin Bottesch (am Rednerpult), der sich auch tatkräftig für die Herausgabe des Buches eingesetzt hat, die Anwesenden. Anschließend sprachen Anca Vasilescu (am Tisch 1. v. l.) von der Astrabibliothek, der Autor Marcel Stancu (2. v. l.), und nicht zuletzt die beiden Historiker Volker Wollmann (3. v.l.) und Vasile Ciobanu (4. v. l.).
Foto: Fred NUSS