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Die Vertreter der Minderheiten trafen sich wieder in Schäßburg
Das Festival ProEtnica, das die Minderheiten aus Rumänien feiert, hat Ende August nach einer zweijährigen Pause wieder stattgefunden. Das Interethnische Jugendbildungszentrum, in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeisteramt Schäßburg und der Babeş-Bolyai-Universität Klausenburg haben das Festival organisiert, u. a. mit finanzieller Unterstützung vom Kulturministerium, vom Departement für interethnische Beziehungen und von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest.
Die 11. Auflage des ProEtnica-Festivals wurde am vergangenen Donnerstag in Schäßburg eröffnet. Auf der Bühne im Zentrum der Burg traten bis Sonntag Vertreter verschiedener Minderheiten aus Rumänien auf, die hier nicht nur sangen und tanzten, sondern auch die Gelegenheit hatten, ihre Kostüme zu zeigen.
Das Festival, das aus Kostengründen 2011 nicht mehr stattfinden konnte, wurde im Vorjahr – bei seiner 10. Auflage – als Teil des Mittelalterlichen Festivals vorgestellt, was leider für die meisten Zuschauer unterging.
Doch dieses Jahr ließ sich Volker Reiter, der Geschäftsführer des Interethnischen Jugendbildungszentrums Schäßburg (ibz) überzeugen, eine neue Auflage des Festivals zu organisieren, wie dieser selber in seiner Eröffnungsrede zugab. Dieses Jahr überließ er allerdings die Organisation des wissenschaftlichen Teils des Festivals dem Hisotriker Dr. Lucian Nastasă-Kovács, der im Kleinen Saal des Bürgermeisteramtes im Laufe der Tage mehrere Rundtischgespräche organisierte, aber auch Buchvorstellungen und Ausstellungen.
Nicht nur vom Kulturministerium wäre Reiter immer wieder gefragt worden, ob er was organisiert, sondern auch von Vertretern des Bürgermeisteramtes Schäßburg und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, vertreten beim Festival durch Kulturattachée Carolin Glatz. Diese erklärte für die Hermannstädter Zeitung: „Die Deutsche Botschaft begrüßt sehr gerne die Aktivitäten des ibz, und auch natürlich ProEtnica. Das Interethnischen Jugendbildungszentrum wurde auch mit Unterstützung der Botschaft gegründet und ist ein gelungenes Beispiel, wie die deutsche Minderheit mit der Mehrheitsbevölkerung und auch mit den anderen Minderheiten in Rumänien erfolgreich zusammen arbeiten kann.”
Auch wenn dieses Jahr die Gruppen, die die verschiedenen Minderheiten vertraten, aus finanziellen Günden nicht über die ganze Zeitspanne – wie bisher üblich – in Schäßburg bleiben konnten, war an jedem Tag in der Burg sehr viel los.
Auf der Bühne fanden natürlich die Auftritte statt. Hier konnte man nicht nur die Programme der Minderheitengruppen bewundern, sondern auch ihre vielfältigen Kostüme. Recht ungemütlich schienen die der ruthenischen Frauen zu sein, die auf der Bühne trippeln mussten, um die Falten nicht zu zerstören, jedoch schafften sie es, auf heitere Musik zu tanzen. Richtig in Schwung kamen die Polen und Griechen, die Ungarn brachten auch gleich ein seltenes Instrument mit, ihre Zither.
Bis spät in die Nacht wurde in der Burg getanzt und gefeiert, so richtig heizte gleich am ersten Abend die berühmte Roma-Fanfare aus Cozmeşti ein, die mit der Tänzerin und Sängerin Ina von der Bühne herunterstiegen und auch in einem einfachen Satz nach Beendung des Programms die Atmospähre des Festivals wiedergaben: „Wenn wir schon da sind, lasst uns den Zuschauern eine Freude machen!” sagte der Chef und spielte freudig drauf los. Ruxandra STANESCU
„Es ist eine Hochzeit!”
Aus den Kulissen des ProEtnica-Festivals
Volker Reiter, der Leiter des Interethnischen Jugendbildungszentrums (ibz) aus Schäßburg, sprach mit der HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u über das diesjährige ProEtnica-Festival.
Diese Auflage des ProEtnica-Festivals ist kürzer als die vorherigen. Vermissen Sie etwas?
Die diesjährige Auflage des Festivals ProEtnica ist eigentlich nicht kürzer, sondern eigentlich einfach nur gedrängter. Was wir in den vorherigen Auflagen des Festivals in zehn Tagen vorgestellt haben, musste jetzt an fünf Tagen organisiert werden. Es ist ein bisschen eng diesmal, das wird man abends merken, denn es wird in den Morgen gehen. Es ist aber auf jeden Fall effizienter, wenn es kürzer ist.
Es gab trotzdem einige Änderungen…
Diesmal haben wir das Datum ein bisschen verschoben, es ist das erste Mal, dass wir in den September hineingehen. Es sind jetzt weniger Touristen auf der Burg, für uns heißt das auch, dass wir günstigere Übernachtungsmöglichkeiten gefunden haben, es ist aber auch so, dass wir die touristische Saison in Schässburg um eine Woche verlängert haben.
Wenn Sie die erste Auflage 2002 mit der diesjährigen vergleichen…
Als ich zum ersten Mal das Festival organisiert habe, vor zwölf Jahren, war ich jünger und vielleicht auch ein bisschen größenwahnsinnig. Jetzt bin ich eigentlich realistischer geworden und auch sehr zufrieden, wie es geworden ist.
Was bedeutet für Sie persönlich ProEtnica?
Für mich persönlich bedeutet das Festival einfach nur viel Arbeit. Im Prinzip haben wir zu zweit das Festival organisiert, das war viel Arbeit, denn im Prinzip sind wir die Grundlage, dass so viele Personen einige schöne Tage erleben. In den letzten Tagen waren wir natürlich mehr, so um die 20 Personen. Dieses Jahr haben wir insgesamt etwa 900 Teilnehmer dabei.
Hat dieses Jahr alles geklappt?
Wir haben spät angefangen, etwa im April, denn wir mussten erst entscheiden, ob wir das Festival organisieren und ich muss sagen, ohne Unterstützung hätte ich das nicht gemacht. Mit der Finanzierung war es schwieriger dieses Jahr, denn durch die längere Pause haben die Unterstützer ein bisschen das Vertrauen verloren. Nächstes Jahr wird es besser.
Ab Dienstag entspannen Sie, denn die letzten Gäste sind weg?
Keine Rede! Ab Dienstag machen wir Abrechnungen, denn es dauert etwa noch einen Monat, bis das Projekt abgeschlossen ist.
Was planen Sie Neues für die nächste Auflage?
Eigentlich ist das Festival nicht so gedacht, dass konzeptionell jedes Jahr etwas Neues geboten wird, denn bei einem kirchlichen Fest fragt auch keiner, was neu ist. ProEtnica ist ein interkulturelles Fest, wie eine Hochzeit der ethnischen Gemeinschaften.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Bildtexte: Beim griechischen Tanz machten viele Anwesende begeistert mit. Foto: Ruxandra STANESCU
Die Polen traten an zwei Tagen auf. Fotos: Ruxandra STĂNESCU
Volker Reiter.