Die Seele Siebenbürgens

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Ausgabe Nr. 2349
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Der Tag des unbekannten Denkmals gefeiert

Wunderschöner Klang. Stummfilm. Die alten Bilder flimmern auf der Leinwand. Längst Verstorbene konserviert auf schwarz-weißem Filmmaterial. Ein Stummfilm von 1933, der im Gewölbe der evangelischen Kirche in Eibesdorf, durch Edith Toths Klavier und Gerhard Servatius-Depners Geige, einen wundervollen Klang verliehen bekommt. Der wohl älteste Dokumentarfilm über Siebenbürgen, gedreht von Erwin Kraus, zeigt Siebenbürger Sachsen bei der Arbeit und in voller Tracht.

Der 8. September, der Tag des unbekannten Denkmals. In diesem Rahmen fand in Eibesdorf die Veranstaltung „Entdecke die Seele Siebenbürgens“  statt. Nicht nur diese Filmvorstellung wurde angeboten, auch konnte man die Renovierungsarbeiten und Fortschritte an der Kirchenburg besichtigen. Die Architektin Gabriella Olasz und der Bauleiter Marius Bija-Kenst gaben ausführlichen Einblick in die Entwicklung der Baustelle.

185.000 Euro, ohne Mehrwertsteuer, stehen der Gemeinde für die Renovierungsarbeiten an der Kirchenburg in Eibesdorf zur Verfügung. 2015 sollen die Arbeiten an der Kirche abgeschlossen sein. So wurde schon der Dachstuhl und das Dach erneuert, die Außenmauer teilweise repariert und die Kirchenwände vom Ruß befreit, was aber nur wenige Beispiele für die Fortschritte an der Baustelle sind. Zudem soll auch das Mobiliar saniert werden, für das aber kein Geld zur Verfügung steht.

2009 bewilligte die EU den Antrag für 18 Kirchenburgen der Kreise Karlsburg, Kronstadt, Neumarkt und Hermannstadt. Alle 18 Projekte konnte man zudem in einer kleinen Fotoausstellung in der Eibesdorfer Kirche betrachten. Insgesamt stehen ca. 5 Mio. Euro aus EU-Töpfen für alle Projekte zur Verfügung. Ziel der Renovierungsarbeiten an den Gebäuden  ist die Konsolidierung des gegenwärtigen Bestandes. Die alten Gemäuer sollen erhalten bleiben, bekannter gemacht werden und so sanften Tourismus anlocken. Es ist eine Vernetzung aller 18 Standorte geplant, sowohl mit dem Auto und dem Fahrrad, als auch zu Fuß. Die schon bestehenden Wanderwege werden mit einbezogen und dadurch hofft man, Wanderfreunde auf dieses Gebiet aufmerksam zu machen. Ohne die Einnahmen der Touristen sind die Kirchenburgen wohl kaum zu tragen, da die Zahlen der Gemeindemitglieder in den letzten Jahren stark gesunken sind. Der Tag des unbekannten Denkmals, ins Leben gerufen, damit diese nicht unbekannt bleiben.

In einer Pressekonferenz am Montag gab Projektleiter Stefan Cosoroabă bekannt, dass zum Abschluss der Saison am 31. Oktober, dem Reformationstag, in Michelsberg ein interethnisches Event stattfinden werde. Um 16 Uhr wird auf der Burg eine Ausstellung zum Hermannstädter Umland, der so genannten Mărginime gezeigt, 17 Uhr ist Gottesdienst in der siebenbürgisch-säschischen Mundart in der Dorfkirche, 18 Uhr liest die Roma-Schriftstellerin Luminiţa Mihai-Cioabă im Gemeindesaal und im Anschluss gibt es Gulasch und „evangelischen Speck”.             

Julius SCHMITT

Foto 1: Architektin Gabriella Olasz bei der Führung durch die Eibesdorfer Kirchenburg.

Foto 2: Der schöne Abschluss einer schönen Veranstaltung: 40 Laternen werden unter Anleitung des Michelsberger Postboten Michael Henning (rechts) in den Himmel über Eibesdorf geschickt. 

Fotos: Andrey KOLOBOV

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.