Ausgabe Nr. 2344
>
Traditionen der Roma aus dem Harbachtal vorgestellt
„Es ist egal wie viele Bänder wir ins Haar flechten. Ich bevorzuge drei pro Zopf. Alle Farben sind erlaubt. Bloß schwarz dürfen die Bänder nicht sein.“ Es wird dunkel und Nina hat sichtlich Spaß daran, fremden Frauen und Mädchen die Haare zu flechten. Nina ist dreizehn und wohnt in Bürgisch/Bărghiș. Sie ist eine junge Roma, die auf Einladung des Astra-Museums nach Hermannstadt ins Freilichtmuseum gekommen ist, um etwas von ihren Traditionen preiszugeben.
„T-aves baxtalo“ heißt auf Romanes soviel wie „Sei glücklich“. Der Titel der Sommerschule für Roma-Kultur, die am vergangenen Wochenende im Freilichtmuseum stattgefunden hat, konnte nicht passender gewählt werden. Tatsächlich begrüßten sich alle Roma mit diesem Spruch und die Freude des Wiedersehens war bei den meisten groß. Obwohl sie aus verschiedenen Dörfern aus dem Harbachtal stammten, kannten sich alle wie eine große Familie.
Nina war mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester nach Hermannstadt gekommen. Während sie vorsichtig Zöpfe flocht, antwortete sie geduldig allen Fragen der Neugierigen. So erfuhren die Gäste der Sommerschule, dass Nina seit drei Wochen bei der Familie ihres Ehemanns wohnt. Zöpfe flechten auf Roma-Art mit bunten Bändern, das könne sie schon seit sie sieben Jahre alt war. Mit dem Kochen kenne sie sich gar nicht aus. Das lernen Roma-Mädchen erst mit 15 oder 16 Jahren.
Etwas weiter entfernt sitzt Victor Clopotar aus Pretai/Brateiu, der mit einem Hammer eine Art Deckel zurechtklopft. Er hat im Frühling bei der Kreisphase der Olympiade der kleinen Handwerker beim Astra-Museum den ersten Preis gewonnen. Der Junge stammt aus einer traditionsreichen Kalderasch-Familie. Sein Vater ist Kupferschmied und sein Großvater übte denselben Beruf aus.
Auf einmal wird es laut. Eine Geige, ein Kontrabass und eine improvisierte Trommel reichen vollkommen, um Roma-Musik zu spielen. Sofort springen die Tänzer der Gruppe „Romafest“ aus Neumarkt auf und laden alle zum Tanz ein. Schwierig sah vor allem der Teil aus, in dem die Männer hoch sprangen und dabei mit der Hand die Schuhe berührten. In Bayern wird diese Art zu tanzen Schuhplattler genannt. Leider waren kaum Lernwillige da, die den Tanz hätten lernen wollen.
Nach so vielen Informationen und Bewegung packte jeden der Hunger. Die Roma-Frauen kochten schon den ganzen Tag. Es gab eine leckere Rindsuppe mit viel Gemüse und als zweiten Gang Hühnerpaprikasch. Spät am Abend setzten sich alle um das Lagerfeuer und erzählten spannende Geschichten über das Leben als Roma und über Gott und die Welt.
Die Initiative zur Sommerschule für Roma-Kultur hatte die Museographin Oana Burcea, die auch für die Organisation zuständig war.
Cynthia PINTER
Die Tanzgruppe „Romafest" aus Neumarkt.
Foto: Cynthia PINTER