Was ist Heimat?

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Ausgabe Nr. 2328
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Deutsch-rumänisches Theaterprojekt

Eine Frage, mit der wir uns alle irgendwann zwangsläufig beschäftigen, nämlich, dann wenn wir wissen wollen, wer wir sind und wo wir herkommen. Heimat ist essentieller Bestandteil der Suche nach Identität.

Vergangene Woche haben sich Schüler der Helene-Lange-Schule in Oldenburg, Schüler des Brukenthalgymnasiums Hermannstadt, sowie Studenten der Lucian-Blaga-Universität mit genau diesen Fragen im Rahmen eines Theaterworkshops beschäftigt. Das internationale Projekt entstand auf die Initiative der DAAD-Lektorin Ellen Tichy hin, in Kooperation mit der deutschen Abteilung des Radu-Stanca-Theaters Hermannstadt. Die beiden Schauspieler Daniel Bucher und Wolfgang Kandler übernahmen dabei die Aufgaben der Mentoren. Das Ergebnis wurde am Freitag auf der Bühne des Radu-Stanca-Theaters uraufgeführt. „Heimat ist für mich, zu wissen, dass jemand zu Hause auf mich wartet. Heimat ist diese Hose. Heimat ist Familie, Kindheit, Tee, Muscheln…“ Jeder der 11 und 12 Klässler, bzw. Studenten musste sich für einen Gegenstand entscheiden, der für ihn oder sie Heimat verkörpert und in das Stück einbringen. Fazit ist, dass Heimat für jeden etwas anderes bedeutet und nicht an einen spezifischen Ort gebunden sein muss. Die 18-jährige Lara aus Oldenburg erzählt begeistert von ihren Erfahrungen während der vergangenen Tage: „Es war eine unglaublich intensive und emotionale Zeit, da ist schon die ein oder andere Träne geflossen.“ Und Annika findet es schön, dass „sich alle von Anfang an so gut verstanden haben, gleich am zweiten Tag haben wir Schuhe untereinander ausgetauscht.“ Elli aus Hermannstadt sah den Workshop als super Gelegenheit neue Leute zu treffen und von richtigen Schauspielern zu lernen. Spielleiter Daniel Bucher ist mehr als zufrieden mit der Leistung der Jugendlichen. „Wir haben die Mädels und Jungs nicht geschont und sie haben den Workshop klasse gemeistert.“ Mit glänzenden Augen erzählt er von dem Entwicklungsprozess der Gruppe: „Man entwickelt sehr viele Ideen, gibt sie in einen Topf, improvisiert hier und da ein bisschen und schon entsteht eine einzigartige Eigendynamik, aus der heraus sich das komplette Stück entwickelt hat. Eineinhalb Tage ging es richtig zur Sache. Eine wahnsinnig schöne, auspowernde Arbeit.“ Ihm war es wichtig den Teilnehmern seine eigene spezielle Art, sein Verständnis des Schauspielerns näherzubringen. Vor allem aber, sollten die Schüler und Schülerinnen „Spaß und Freude auf die Bühne mitnehmen.“ Die Mission ist ihm definitiv gelungen. Besonders in der Schlussszene in der alle Jungdarsteller sich auf der Bühne einfinden und wild zu Harlem-Shake Bässen tanzen, was in einer Art Stagediving Nummer gipfelt, kann der Zuschauer die Hingabe und Freude aller Beteiligten spüren.

Die Oldenburger Theaterpädagoginnen Alice Rölleke und Ilona Schlalos betonen, dass die Schüler des Darstellerkurses alle freiwillig während ihrer Osterferien nach Hermannstadt gekommen sind. „Das Projekt hat den jungen Leuten nicht nur die Möglichkeit gegeben eine fremde Kultur kennenzulernen, sondern auch, sich künstlerisch auf einer richtigen Bühne mit professioneller Beleuchtung und Tontechnik auszuprobieren.“ Geplant ist ein Gegenbesuch in Oldenburg, wann genau, steht noch nicht fest. „Schön, dass man sich in mit dem Bedürfnis trennt, sich wiederzusehen.“ Gefördert wurde das interkulturelle Projekt von der Donau-Schwäbischen-Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg und dem deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt. 

Larissa MILOU

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.