Ausgabe Nr. 2329
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Sozialzentrum Peter Mitterbauer-Haus in Holzmengen eröffnet
„Es ist sehr schön, dass sich Österreich und Rumänien hier in Holzmengen treffen”, sagte Pater Georg Sporschill. Vergangenen Samstag wurde nämlich das „Peter Mitterbauer-Haus”, das neue Sozialzentrum des Vereins Elijah, in Holzmengen im Beisein von Peter Mitterbauer, dem Stifter des Hauses und seiner „großen Familie“ aus Österreich sowie der Vertreter von Elijah, Ruth Zenkert und Pater Sporschill, dem Bürgermeister Ionel Vişa eröffnet.
„Wer weiß, wie dieses Land heißt, zu dem Österreich und Rumänien gehören?”, fragte Sporschill auf Rumänisch, indem er sich an die zahlreichen Kinder wandte. Es trat eine kurze Stille ein. „Europa”, antworteten schließlich vereinzelt und zögernd die Kinder. „Hier ist jetzt ein Stück Europa, wo die Menschen, die Kinder und die Armen im Mittelpunkt stehen”, bekräftigte Sporschill.
Die insgesamt 13 Gäste aus Österreich wurden mit Salz und Brot, dem rumänischen Brauch gemäß, empfangen. Dass nun das neue Sozialzentrum seinen Namen trägt, erfuhr Peter Mitterbauer erst, als er gemeinsam mit seiner Gattin Traudl Mitterbauer, die am Haus angebrachte Tafel enthüllen durfte. Im Weiteren folgte eine ökumenische Andacht in der als Kapelle funktionierenden Scheune, die vom orthodoxen Ortspfarrer Cãlin Roajdã und Pater Sporschill gemeinsam zelebriert wurde.
Im neuen Sozialzentrum gibt es ein „Tigergeschäft“. Für getane Arbeit bekommt man hier im Austausch Lebensnotwendiges. Ein Versammlungsraum dient für Aktivitäten der Kinder, es gibt Zimmer für den Musikunterricht und die Hausaufgabenbetreuung, Wohnräume für die Volontäre und einen Garten, wo Gemüse für die Selbstversorgung angebaut werden soll. Im Sanitärraum dürfen sich die Leute, die keinen Wasseranschluss haben, waschen, die Mütter dürfen hier ihre Kinder baden.
„Wir sind gekommen, um Familien zu helfen und vor allem Familien, die Probleme haben, die keine Chance haben, etwas aus ihrem Leben zu machen, weil es keinen Ansatzpunkt gibt: Frauen mit vielen Kindern, ohne Mann, oder mit Mann, der keine Arbeit hat”, sagte Zenkert in einem Gespräch. Die Idee sei, eine Musikschule für die Kinder zu machen, damit sie lernen und motiviert werden zu lernen.
In den drei Ortschaften Rothberg, Neudorf und Holzmengen werden bereits insgesamt 100 Kinder durch den Verein Elijah, der Sozialinitiative Ruth Zenkert, in diesem Sinne betreut. Fünf Musiker und Musiklehrer aus Hermannstadt unterrichten die Kinder.
Das Haus, in dem das Sozialzentrum jetzt funktioniert, wurde von der aus Holzmengen stammenden Familie Wollmann gekauft, die früher hier eine Gerberwerkstätte betrieben hat. Diese habe das Haus laut Zenkert nur schweren Herzens verkauft. Wenn die Familie nach Rumänien komme, sei sie aber in ihrem Haus jederzeit willkommen.
Peter Mitterbauer, der den Kauf und die Sanierung finanzierte, ist übrigens Vorsitzender des Vorstandes der Miba AG, ein Unternehmen, das noch sein Vater Franz Mitterbauer 1927 gründete. „Ich habe das Projekt ,mit meiner Familie finanziert, weil ich den Pater Sporschill und Ruth Zenkert sehr lange kenne und die Art und Weise was sie hier tun sehr schätze“, sagte Mitterbauer. Unterstützt habe er die Arbeit von Sporschill und Zenkert bereits schon früher, als sie noch im Verein Concordia tätig waren.
Die Musikinstrumente, die den Kindern im neuen Sozialzentrum zur Verfügung gestellt werden, hatte übrigens Mitterbauers Schwager in Österreich gesammelt und nach Holzmengen schicken lassen. Außerdem heißt der Gemeinschaftsaal „Sala Margarete“, Margaretesaal, nach der Mitspenderin Margarete, der Schwester von Mitterbauer.
Miba beschäftige laut Mitterbauer weltweit 4.500 Personen. In Österreich gäbe es unter den Mitarbeitern aber auch viele Leute die früher in Siebenbürgen und im Banat gelebt haben und deren Nachkommen verriet Mitterbauer.
Bei der Besichtigung der Räume des neuen Sozialzentrums durften die Kinder die neu erlernten Fertigkeiten zeigen. Erst gaben sie ein kurzes Konzert im Beisein ihrer Betreuer und dann folgte eine Akrobatik-Show unter der Leitung der österreichischen Volontärin Angela Kurz. Musikalisch untermalt wurde die gesamte Feier von dem Ensemble „Ja Mo Ja" des Concordia-Vereins, das von Roma-Musik bis zum Tango alles zu spielen verstand.
Werner FINK