Einmaliges Erlebnis

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Ausgabe Nr. 2330
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Kammermusik mit „Sine Nomine" im Spiegelsaal

Der bekannte Musikkritiker und langjährige Feuilletonist der Süddeutschen Zeitung, Joachim Kaiser, sagte: „Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen. Das Werk nimmt einen singulären Platz in Schuberts Schaffen, ja gar in der Musikliteratur ein. Es ist rätselhaft, und es ist vollendet … Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.“

Wer bei dem Konzert am Dienstag im Spiegelsaal des Hermannstädter Deutschen Forums dabei war, kann das nur unterschreiben. Das Ensemble „Sine Nomine" mit der Cellistin Ilse L. Herbert als Gast, hielt die Zuhörer mit einer ausgefeilten Interpretation regelrecht in Atem. Ca. 45 Minuten dauerte die Aufführung dieses Werkes. Der bekannteste Satz ist das Adagio, das aufgrund seines dramatischen Gehalts oft auch als Filmmusik bearbeitet worden ist. Nach minutenlangem Applaus schwärmten die begeisterten Zuhörer, und unterhielten sich noch lange mit den Musikern wobei sie vergebens versuchten, wie schon Kaiser schrieb, in Worte zu fassen, wie sehr diese Musik sie berührt hat. Einige von ihnen haben bestimmt daheim im Internet danach gesucht, um es noch einmal zu hören. Und stellten wohl fest: Das Erlebnis ist erst dann nahezu perfekt, ja einmalig, wenn man die Aufführung miterleben darf, wie am Dienstagabend. Summa summarum kann man sich nicht nur vor Schuberts Werk verneigen sondern auch vor den Musikerinnen Melinda Béres (Violine), eine der verlässlichsten Ersten Geigen, Ágnes Zsigmond (Violine), Margit Kardos (Viola), Ilse L. Herbert (Cello) und vor dem Musiker Kurt Philippi (Cello), der sich diese Aufführung so sehr gewünscht hatte.

Bei Wikipedia wird Schuberts Werk folgendermaßen beschrieben: „Das Streichquintett C-Dur op. post. 163, D 956, ist ein kammermusikalisches Spätwerk von Franz Schubert in vier Sätzen. Es hat die für die Gattung ungewöhnliche Besetzung zwei Violinen – Viola – zwei Violoncelli. Das Quintett wurde vermutlich im September 1828 komponiert, zwei Monate vor Schuberts Tod. Es wurde zu seinen Lebzeiten nicht mehr aufgeführt und erst 1853 gedruckt. Das Autograph gilt als verschollen."

Einleitend hatte Kurt Philippi erklärt, wie der Namen der Formation zustande gekommen ist. 2011 hatte man die Musiker zu einer Buchvorstellung nach Wien eingeladen, wo sie Paul Richters Quartett Nr. 1 aufführen sollten. Sie mussten sich einen Namen zulegen, weil, so Philippi, ein Namen nötig sei, wenn man in Wien auftritt. Sie nannten sich „Sine Nomine" und spielten inzwischen auch Richters Quartett Nr. 2 in Kronstadt und am Dienstag in Hermannstadt brachten sie Richters Quartett Nr. 3 op. 132 zu Gehör. Dann stieß die Cellistin Ilse L. Herbert bei der Aufführung von Schuberts Spätwerk dazu.

Beatrice UNGAR

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.