Ausgabe Nr. 2325
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Moderne Inszenierung eines Märchens von Petre Ispirescu
Die deutsche Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters Hermannstadt feierte letzte Woche Mittwoch die Premiere des Stückes „Jugend ohne Alter und Leben ohne Tod“ nach einem Märchen von Petre Ispirescu. Im Vordergrund steht die Idee der Menschen, höhere Ideale erreichen zu wollen, für die das gewöhnliche Leben eines Sterblichen nicht mehr genügt. Die Gruppe um Regisseur Gavriil Pinte kombiniert elegante Kostüme des 19. Jahrhunderts
mit modernen Bühnenelementen, entworfen von Roxana Ionescu, und psychedelischer Musik.
Das Märchen aus dem 19. Jahrhundert erzählt die Geschichte eines Kaiserpaares, welchem es nicht gelang, ein Kind in das Kaiserhaus zu bringen. Sie bitten den Heilkundigen und Weltweisen um Rat, der ihnen prophezeit, dass ihnen Kummer bevorstehe, wenn er ihnen diesen Wunsch erfülle. Dennoch erbitten sie ein Kind, doch als der Knabe Wunderhold (gespielt von Daniel Plier, der zunächst als Erzähler auftritt) zur Welt kommen soll, weint er bereits im Mutterleib und hört nicht auf, bis der Kaiser ihm eine Jugend ohne Alter und das Leben ohne Tod verspricht. Zu seinem 15. Geburtstag klagt er sein Versprechen ein, und begibt sich mit seinem zuvor gesund gepflegten Pferd (in diese Rolle schlüpfte Wolfgang Kandler) auf Wanderschaft, um ein solches Leben zu finden. Auf seiner Reise begegnet er der bösen Drude, die in Form eines grünes Holzbaukastens dargestellt wird, die es zu besiegen galt. Jedoch rettet er sie vor dem Tod, mit einem lustig inszenierten chirurgischen Eingriff. Anschließend begegnet er deren Schwester, der Unholdin, die aus roten Holzringen besteht, aber das gleiche seltsame knatternde Geräusch von sich gibt und sich mit demselben Slogan bedankt, dass er das Böse nicht aussterben lässt. Im weiteren Verlauf des Stücks steigert sich jedoch die Performance. Besonders das gesungene Solo von Ali Deac eines rumänischen Volksliedes während des Stückes begeisterte das Publikum.
Als Wunderhold in dem Reich ankommt, in dem man unsterblich ist, trifft er auch eine Fee (Anca Cipariu, die zuvor auch die beiden „bösen" Frauen dargestellt hatte), mit der er sich bald darauf verlobt. Diese Szenen werden mit Hilfe von Licht und Schatten vor einer weißen Leinwand inszeniert und sind als herausragender Teil des Stückes zu bewerten. Allerdings gelingt es nicht jedem, sich ins Träumen versetzen zu lassen, da das Stück von andauernden Wortwiederholungen dominiert wird, sodass man sich manchmal wünscht, dass Pferde selbst in Märchen nicht sprechen könnten. Das Stück endet damit, dass der Prinz Wunderhold ins verbotene Tränental gerät, dort ein Häschen erschießt und feststellen muss, dass er seine Eltern vermisst, die allerdings vor hunderten Jahren verstorben sind. Er kehrt trotzdem in sein Heimatland zurück, in dem der Tod ihm eine Ohrfeige verpasst, da er so lange auf ihn warten musste. Insgesamt war es eine gelungene Aufführung, der Handlung konnte gefolgt werden und die Schauspieler sind stets in ihrer Rolle geblieben, auch wenn manche Darsteller verschiedene Charaktere dargestellt haben. Jedoch gehen die Meinungen über die Notwendigkeit einer sehr modernen Darstellung auseinander und so manch einer vermisste doch tiefgründige Dialoge, die die Thematik des Seins näher erörtern.
Julia HOHMANN