Falsch gebettet im Stolz Transsylvaniens

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Ausgabe Nr. 2423
 

Vorpremiere an der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters

 

Ein heruntergekommenes Hotel, seine wunderlichen Angestellten, zwei Paare, ein Seitensprung und der Urzellauf: Das sind die Zutaten des neuen Stücks an der deutschen Abteilung, das bei der Vorpremiere am Freitag, den 20. März, auf der Bühne des Radu Stanca-Nationaltheaters das Publikum erfreute. „Ein Bett voller Urzeln“ ist der Titel der Komödie von Dave Freeman, deren siebenbürgische Bühnenadaption und Regie Șerban Puiu übernahm.

 

Die Pension Heinz, 4 Margareten, Stolz Transsylvaniens, deren Badezimmer nicht verstopft sind und in der fast alle Lichter funktionieren, ist fast vollständig besetzt. Das liegt daran, dass im Dorf gerade der Urzellauf stattfindet. Ein einziges Zimmer mit zwei Doppelbetten ist noch frei. Karak, früherer Fremdenlegionär, jetziger Chefportier und der zwielichtige Hotelmanager haben dieses Zimmer doppelt belegt. Doch auch mit den Herrschaften, die sich hier einquartieren, stimmt einiges nicht: Zunächst das von der Autofahrt auf den rumänischen Straßen erschöpfte englisch-deutsche Ehepaar Brenda und Dieter, gespielt von Johanna Adam und Daniel Bucher.

Ihre Zimmergenossen sind Claude, ein Keksvertreter auf Seitensprüngen, den Valentin Späth, der neue Schauspieler an der deutschen Abteilung spielt, während Anca Cipariu sich als Simone, die russische professionelle Geliebte über die Bühne schlängelt.

Das könnte fast noch gut gehen, würde da nicht Helga, die Ehefrau des Handelsreisenden auftreten, mit der ihn keine Lust mehr verbindet, was Emöke Boldizsar hinnimmt mit dem trockenen Humor der Frau, die sich in ihrer aussichtslosen Ehe eingerichtet hat. Karak, der Chefportier, der von Ali Deac hervorragend dargestellt wird, ist immer zur Stelle und immer bereit, für ein bisschen Trinkgeld den Mund zu halten. Und das kommt ziemlich oft vor.

Dass in einer solchen Situation ein Durcheinander, ja sogar Panik entsteht, kann sich wohl ein jeder denken. Dass aber der Hoteldirektor, gespielt von Daniel Plier, mit den Gästen flirtet, schlägt dem Fass den Boden aus. Und wenn Sie, verehrter Theatergast, glauben, es endet im Chaos, dann sind Sie selbst „falsch gebettet”.

Der Mensch findet in der größten Not immer Wege, um aus der Klemme zu kommen, da werden die vielen Türen, Fenster, Truhen, Schränke und sogar ein Heizkörper allen Beteiligten mal zum Ausweg, mal zur Falle. Ab und zu erscheint einer der Hauptdarsteller als Urzel gekleidet auf der Bühne, entweder weil er in dem Wirrwarr seine Klamotten verloren hat oder weil er an dem Urzellauf teilnimmt.

Das Hotelzimmer ist übrigens bis auf ein paar Kleinigkeiten im siebenbürgisch-sächsischen Stil mit bunt bemalten Möbeln eingerichtet. Das Bühnenbild entwarf Iuliana Gherghescu. Nach „Ein Schlüssel für zwei“ ist „Ein Bett voller Gäste“ das zweite Stück von Dave Freeman, das an der deutschen Abteilung des „Radu Stanca“-Theaters von Șerban Puiu inszeniert wurde. Ursprünglich lässt der Autor die Handlung im Elsaß spielen, doch es kam bei den ersten Leseproben die Idee auf, das Stück nach Siebenbürgen zu verpflanzen. So kam auch die Inspiration des Agnethler Urzellaufs. Da die Schauspieler der deutschen Abteilung verschiedene sprachliche Hintergründe haben, wird auch auf der Bühne deutsch, rumänisch, englisch, ungarisch und sogar russisch gesprochen. Eine herrliche Sprachverwirrung, die natürlich zu lustigen Kommunikationsmissverständnissen führt. 

„Ein Bett voller Urzeln“ ist eine turbulente Verwechslungskomödie, bei der kein Auge trocken geblieben ist.

Cynthia PINTER

Foto 1: Szenenfoto mit Daniel Bucher, Ali Deac und Johanna Adam (v. l. n. r.).                            

Foto 2: Szenenfoto mit Daniel Plier, Valentin Späth und Emöke Boldizsar (v. l. n. r.).                                                                             

Fotos: Cynthia PINTER

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Theater.