Erfolg mit Hermannstadt-Panorama

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Seit 2016 ist der Künstlerverein Brukenthal von Studio in Hermannstadt aktiv

Ausgabe Nr. 2562

An dem „Panorama Hermannstadt 2.10” (Öl und Akryl auf Leinwand, 125×500 cm), das zunächst im Innenhof des Rathauses ausgestellt war, haben, wie man sieht, fünf Künstler gearbeitet (v. l. n. r.): Ioan Muntean, Ilie Mitrea, Andrei Popa, Cătălin Precup und Robert Strebeli.

Die sieben Mitglieder des Künstlervereins „Brukenthal von Studio” vereint nicht nur eine zum Teil sehr lange Freundschaft, sondern auch die Liebe für die klassische Kunst. Fünf Maler, ein Fotograf und eine Muzeografin sind dabei, bekannt wurden sie in Hermannstadt insbesondere für das fünf Meter lange Panorama der Stadt, das in der Ausstellung Sibiu 2.0 gezeigt wurde und bald im Brukenthalmuseum am Großen Ring zu sehen sein wird.

 

Laura Coltofean (Kurator), Adrian Luca (Fotograf) und die visuellen Künstler Ilie Mitrea, Ioan Muntean, Andrei Popa, Cătălin Precup und Robert Strebeli bilden zusammen den Verein „Brukenthal von Studio”, nicht nur weil die meisten Mitglieder im Brukenthalmuseum arbeiten, bis auf Cătălin Precup, der an der Volkskunstschule Malerei und Graphik unterrichtet, sondern auch in Erinnerung an den Baron Samuel von Brukenthal, der sowohl ein Sammler bekannter Gemälde war, als auch ein großzügiger Unterstützer der lokalen Künstler. Ein Schirmherr ist heutzutage sicherlich schwer zu finden, leider gibt es in Hermannstadt auch keine moderne Variante davon, eine private Kunstgalerie, die die Hermannstädter Künstler unterstützt und deren Arbeiten verkauft.

„Wir wollen die Szene aus Hermannstadt und das Hermannstädter Publikum wieder auf die zeitgenössische Kunst aufmerksam machen,” so Laura Coltofean, die als einzige Frau im Bunde von ihren Kollegen aufgefordert wird, als erste das Wort zu ergreifen. Ganz schnell taut bei einem Kaffee die Atmosphäre beim Gespräch mit den Mitgliedern auf, gerne erzählen die Künstler über ihre Arbeiten, aber auch über ihr Leben als Künstler, über die Freuden und auch die Schwierigkeiten. „Nein, es macht keinen Spass, als hungernder Künstler in einer Mansarde zu arbeiten, das habe ich schon ausprobiert”, witzelt Cătălin Precup. „Wir sind alle angestellt – ja, ich weiß, dass viele uns deswegen kritisieren -, viele in unserer Branche haben aber dieses Glück nicht”, ergänzt Andrei Popa und sagt auch, dass es für die Gruppe seitens des Museums immer viel Unterstützung gab. Zwar ist die Zeit für eigene Projekte da knapper, da hilft es allerdings, dass sie eben gemeinsame Projekte haben, da muss man nicht so viele Arbeiten zusammen bringen wie für eine Autorenausstellung. „Uns verbindet nicht nur die Arbeitsstelle”, ergänzt Ilie Mitea, „sondern auch unser Interesse für Qualitätsarbeiten.” Langweilig wird es aber trotzdem nicht bei ihren Ausstellungen, wie Ioan Muntean lachend einwirft, „trotz dem gemeinsamen Thema finden wir uns in unserem eigenen Stil wieder, denn jeder hat natürlich seine eigene Art zu malen und wir identifizieren uns nicht in dem Maße miteinander, dass wir unsere eigenen Arbeiten nicht mehr erkennen.”

„Brukenthal von Studio”(v. l. n. r.): Ilie Mitrea, Ioan Muntean (stehend), Laura Coltofean, Andrei Popa, Adrian Luca, Robert Strebeli (hinten), Cătălin Precup.                                      
Foto: Gabriela CUZEPAN

Schnell merkt man, dass sie nicht nur gerne, sondern auch gut zusammenarbeiten, „so kommen wir auf vier-fünf gemeinsame Projekte pro Jahr”, sagt Laura Coltofean. „Bisher hatten wir recht allgemeine Themen bei unseren Ausstellungen, die uns alle angesprochen haben”, sagt Ioan Muntean, „wir besprechen natürlich jede Idee und wählen dann gemeinsam aus.” Andrei Popa ergänzt: „Es müssen natürlich nicht immer alle mitmachen”, denn wichtig ist es eigentlich, dass die Freude an der Arbeit bleibt. Dabei haben einige von ihnen ein Lieblingsprojekt – für die meisten war es das Panorama -, für manche ist es immer das letzte oder das, an welchem man gerade arbeitet. Welche Projekte dieses Jahr ins Leben gerufen werden, steht noch nicht fest, „auf jeden Fall wollen wir beim Bürgermeisteramt zwei Projekte für die Kulturagenda vorschlagen, toi, toi, toi, dass beide finanziert werden”, sagt Laura Coltofean.

Einige Arbeiten aus der letzten Ausstellung, „Teleport”, sind noch im YellowBoot Aparthotel (Schmiedgasse/Faurului Nr. 13) zu sehen. Doch am tollsten ist es für die Künstler, „wenn bei den Vernissagen die Menschen auf uns zukommen, dann können wir auch über unsere Arbeit sprechen“, sagt Cătălin Precup.

Nicht nur über die Projekte sprechen die Künstler, sondern auch über die Schwierigkeiten: „Wir stellen dort aus, wo man uns das anbietet”, sagt Ioan Muntean, „und es sind wenige Ausstellungsräume in Hermannstadt, so dass wir nicht wählerisch sein können.” Einverstanden sind auch alle, dass das ein großer Minuspunkt der sonst sehr aktiven Kulturstadt ist. „Da kann man an den Lichtverhältnissen überhaupt nicht denken und auch die Räumlichkeiten darf man nicht verändern… wenn du zum Beispiel eine Wand rot färben willst, wird das nirgends erlaubt, was im Ausland und sogar in Bukarest und auch in Temeswar gemacht werden kann”, sagt Ilie Mitrea.

Das ist aber nicht nur ein Problem der Behörden, gibt Andrei Popa zu: „Es ist auch unsere Verantwortung als Künstler, da vielleicht was zu machen – auch wenn unsere ,Macht‘ begrenzt ist, aber da könnten die privaten Kulturveranstalter eingreifen. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir uns nicht wünschen, dass alle zeitgenössischen Events mit den Institutionen verbunden werden, sondern dass private Initiativen da lebendig werden. So ist es auch im Ausland: Oft stellt das Bürgermeisteramt lediglich einen Raum zur Verfügung, für die Events werden aber hauptsächlich private Investoren an Land gezogen”, sagt Andrei Popa.

„Wenn unser Verein einen passenden Raum und vielleicht auch ein Atelier zur Verfügung hätte”, sagt Ioan Muntean, „könnten wir uns auch anders implizieren. Finanziell geht es zur Zeit doch noch recht schwierig, denn wir bringen unser Geld für die Projekte von zu Hause mit.” Die Künstler nicken: „Wir trinken ein Bier weniger”, lacht Andrei Popa. Und fahren mit dem Bus”, ergänzt ebenfalls lachend Cătălin Precup. Da ist es aber leichter, dass sie als „Brukenthal von Studio” agieren, denn sie unterstützen sich gegenseitig – auch finanziell – wenn einer von ihnen auswärts ausstellt.

Eine gemeinsame Ausstellung im Ausland bleibt bis jetzt nur ein Traum, im Inland waren sie aber bereits unterwegs, unter anderem in Bistritz, wo sie auch dieses Jahr ausstellen werden. „Für eine Ausstellung im Ausland braucht man Geld und Beziehungen“, sagt Ilie Mitrea, „da müsste eine ausländische Galerie dein Projekt unterstützen und bekannt machen und die Arbeiten müssten dann geschickt werden, das erfordert Ressourcen.“

Was den Künstlern viel Freude macht, ist die inzwischen immer bessere Teilnahme bei den Vernissagen, auch wenn nicht viele Käufer dabei sind. „Kunstliebhaber gibt es, Käufer weniger”, sagt Andrei Popa und Ioan Muntean ergänzt: „In Hermannstadt gibt es wenig Leute, die in neue Namen in der Kunst investieren wollen. Und wir sind alle neu… wir sind nämlich alle am Leben.”

Einig sind sich alle, dass man sich von den Arbeiten nicht immer ganz leicht trennen kann, Ilie Mitrea fasst es ganz realistisch zusammen: „Wenn der Preis stimmt, dann ist es leichter, sich von einer Arbeit zu trennen.” Alle geben auch zu, dass sie an den Bildern recht lange arbeiten, eben, weil sie einen Malstil bevorzugen, der nicht nur einen Plan, sondern auch viel Detailarbeit voraussetzt. Das wiederspiegelt sich natürlich auch im Preis, denn auch in der Kunst gelte, so Mitrea, „dass nicht alles, was glänzt, auch Gold ist.”

Die Freude am Malen und Fotografieren bleibt aber, und die Zeit reicht sogar für private Projekte, denn alle Künstler haben Einzelausstellungen oder schicken Arbeiten zu anderen Ausstellungen im In- und Ausland, sie arbeiten aber (auch) auf Bestellung. Ihre Arbeiten kann man hauptsächlich online finden: Ilie Mitrea: https://www.facebook.com/Artist-Ilie-Mitrea-595147873895454/; Ioan Muntean: https://www.facebook.com/pictura.restaurare/; Andrei Popa: https://www.facebook.com/AndreiKokelburg/; Cătălin Precup: https://www.facebook.com/catalinprecup; Adrian Luca: https://www.facebook.com/AdrianLuca.Fotograf.Sibiu/.

Bis die offizielle Internetseite fertig ist, „denn dafür finden wir wirklich nie Zeit”, lachen die Künstler, kann man die Projekte und Arbeiten auch unter https://www.facebook.com/brukenthalvonstudio/ finden.

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.