Erstmals Ritter hoch zu Ross dabei

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17. Mittelalterfestival in Hermannstadt stattgefunden
Ausgabe Nr. 2544

 

1-ritter

Vergangenes Wochenende fand die 17. Auflage des Mittelalterfestivals in Hermannstadt statt, wobei die hier weilenden Touristen und Hermannstädter sich drei Tage lang an rund 123 verschiedenen Vorstellungen erfreuen konnten. Angefangen mit Theatervorstellungen für Kinder bis zu interaktiven Werkstätten, Kampfvorführungen, Feuershows, Konzerten, Konferenzen, Stadtführungen gab es Veranstaltungen für jedes Alter und jeden Geschmack. Außerdem wurde das mittelalterliche Bild auf dem Großen Ring von Dekorelementen ergänzt wie dem Thronsaal, der Belagerungszene, der mittelalterlichen Stube, dem mittelalterlichen Schloss u. a.

 

Tristan und Isolde, Parzival, die Geschichten der Artussage mit den Rittern der Tafelrunde, derartige Gestalten und schöne Geschichten gingen einem durch den Kopf, wenn man sich das Treiben auf dem Großen Ring am vergangenen Wochenende ansah. Natürlich auch an alle Burgen und Schlösser die man je in Europa bis dahin besucht hatte und versuchte, sich ein Bild im Gedanken davon zu machen, wie das Leben in Hermannstadt zu jenen Zeiten ausgesehen haben könnte. Wie jedes Jahr gab es auch dieses Jahr am Freitagabend die Parade des Festivals, wobei sich rund 200 Gestalten, die aus dem Mittelalter zu stammen schienen, beim Zimmermannsturm in der Harteneckgasse versammelten, um dann über die Harteneckgasse und dann über die Heltauergasse durch die Zuschauermenge auf den Großen Ring zu ziehen. An der Spitze des Zuges erregten hoch zu Ross stolze Ritter Aufsehen. Sie stachen schon von weitem aus der Menge heraus. Das war eine Neuheit, dass in diesem Jahr von dem Reitclub Tranylvania berittene Ritter teilnahmen und die Atmosphäre der Ritterzeit nun umso echter wirkte.

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Auf dem Großen Ring wurden die Anwesenden von den Schauspielern Bogdan Sărătean, Emőke Boldizsár sowie der Neuseeländischen Choreographin und Balletttänzerin Aleisha Gardner begrüßt, die das Fest offiziell eröffneten. Es folgte das Konzert von Obscurus Orbis aus Lettland, eine Band, die in diesem Jahr zehn Jahre seit dem Bestehen feiert und auf den Mittelalterfesten in Europa seitdem stets anwesend ist. Und was wäre schon das Mittelalterfestival ohne die Feuerspucker von Crispus The Art of Fire, die den Umzug wie gewöhnlich begleiteten und den ersten Abend mit ihrer Nummer beendeten. Crispus gibt es seit 2003 in Hermannstadt.

Ein bereits bejahrter Herr hatte sich neben einen mittelalterliche Kleidung tragenden Mann gestellt und ließ mit seinem Smartphone ein Foto machen, dass er dann direkt auf Facebook stellen wollte. Vorher habe er Bayezid getroffen und habe sich mit diesem auch fotografieren lassen.

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Gemeint war wohl damit einer der Janitscharen von Terraultrasilvana und ihren Freunden aus Jassy, deren Lager sich in der Nähe befand. Da kämpften elegant gerade zwei Herren mit säbelartigen Waffen. Der eine fiel vor allem durch sein Gewand auf. Kurz davor hatten sich einige Damen aus dem Publikum mit ihm fotografieren lassen. Es war Valeriu Bumb, der dieses Mal sein selbstgeschneidertes imposantes Gewand aus dem 16. Jahrhundert angeblich aus Siebenbürgen trug.

Hintergrundinformationen zur Entstehung des Rittertums, über die damalige Glaubensauffassung aber auch darüber, wie es in Hermannstadt zu jenen Zeiten gewesen sein mag, erfuhren die interessierten Personen im Rahmen von Vorträgen u. a. des Geschichtswissenschaftlers Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter im Hermeshaus am Kleinen Ring. Philosophische Ansichten über die Ritter der Tafelrunde konnte man von Alexandru Păunescu von der Noua Acropolă erfahren.

Die Stadtführungen mit Vizebürgermeister und Historiker Răzvan Pop hatten sich in dem vergangenen Jahr als erfolgreich erwiesen und wurden auch dieses Jahr angeboten.

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Attraktionen des mittelalterlichen Marktes auf dem Großen Ring waren auch in diesem Jahr der Uhu, der Wüstenbussard, der Lannerfalken oder der Fleckenuhu von Tibor Lovász aus Cristur bei Deva und vor allem der Steppenadler von Axel Avram aus Hermannstadt, der Jung und Alt besonders zu gefallen schien.

Desgleichen mit Darbietungen dabei waren in diesem Jahr Ambient Folklore aus Bulgarien, die Szelkakas Company aus Ungarn, das Zrenjaninski Kamerni Orkestra und Novosadski Kamerni Hor aus Serbien, die Dudelsackspieler Cimpoierii din Transilvania, die Gruppen Nomen est Omen, Crispus The Art of Fire, Djembe Rumänien, Anacronism, Argotica, Paladinii de Terra Medies, Grupul de Reconstituire Istorică Terra Ultrasilvana, Nosa, der Verein Bistrița Medievală, Medieval Art, Noua Acropolă und Saltarello, die Wandergesellen, das Strada-Theater, das Theater Compania de Teatru Interactiv, die Vereine Metaphoric, Arca lui Anca und BIS.

Alles in allem, war das diesjährige Mittelalterfestival wie auch in den vergangenen Jahren eine gelungene Veranstaltung, die vermutlich auch in den nächsten Jahren weiterhin gut besucht sein wird.

Werner FINK

 

Foto 1: An der Spitze des Umzuges am Freitagabend (hier in der Heltauergasse) erregten hoch zu Ross stolze Ritter und ein Ritterfräulein vom Clubul de Echitație Transylvania Aufsehen.                        

 

Foto 2: Die Feuerspucker von Crispus The Art of Fire, die den Umzug wie gewöhnlich begleiteten, beendeten den ersten Abend mit ihrer Nummer auf dem Großen Ring.

 

Foto 3: Der Schnappgalgen – da amüsieren sich gerade zwei Freundinnen, indem sie ihren Freund „in der Klemme“ fotografieren – gehörte zu den Attraktionen des mittelalterlichen Marktes auf dem Großen Ring. 

Foto 4:  Der Hermannstädter Axel Avram präsentierte stolz seinen Steppenadler.

Fotos: Werner FINK

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.