Weltweit kann man auf Deutsch studieren



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Interview mit Björn Akstinat, dem Autor des Ratgeber-Buches „Deutschsprachige Studienangebote weltweit“:

Ausgabe Nr. 2518
4-Foto-Bjoern-AkstinatNach einem Handbuch über die deutschsprachige Presse außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachraums hat Björn Akstinat, Leiter des Verbands der deutschsprachigen Auslandsmedien, (Internationale Medienhilfe, IMH) auch eins über deutschsprachige Studienangebote im Ausland herausgebracht. Mit dem Autor sprach HZ-Chefredakteurin Beatrice U n g a r.

Wie kam es zu diesem neuen Handbuch?

 

Als Leiter vom Verband der deutschsprachigen Auslandsmedien habe ich mich vor einiger Zeit mal auf die Suche nach deutschsprachigen Journalismus-Studiengängen außerhalb Deutschlands gemacht. Mit Freude habe ich bemerkt, dass es tatsächlich einige gibt – unter anderem einen in Rumänien. Daraufhin dachte ich mir: Wenn im Ausland solche Studienangebote auf Deutsch existieren, dann wird es da vielleicht noch mehr auch in anderen Fächern geben. Meine Suche ergab letztendlich viele hundert Treffer.
Wie bekannt ist unter deutschen Abiturienten die Tatsache, dass es allein in Klausenburg 17 deutschsprachige Studiengänge gibt oder dass man in Hermannstadt Protestantische Theologie in deutscher Sprache studieren kann?

 

Die meisten deutschen Schüler wissen noch nicht einmal, dass in Rumänien deutschsprachige Menschen leben. Über deutsche Minderheiten im Ausland sprechen Lehrer in der Bundesrepublik kaum. Das Thema interessiert nur sehr wenige Politiker, die momentan in Deutschland regieren und die Lehrpläne festlegen. Für mein Buch habe ich auch beim deutschen Bildungsministerium nachgefragt, ob man mir Informationen über deutschsprachige Studienangebote international geben könne. Doch dort war man nahezu ahnungslos. Mittlerweile hat allerdings fast jedes Berufsberatungszentrum in den deutschen Arbeitsagenturen mein Buch vorliegen. Ich hoffe, das bringt was.
Wie sieht Rumänien, wo es immer schon deutschsprachige Studienmöglichkeiten gegeben hat, im internationalen Vergleich aus?

 

In keinem anderen Land werden so viele unterschiedliche deutschsprachige Studiengänge angeboten. Man muss den Rumäniendeutschen für ihr Engagement im Bildungsbereich sehr dankbar sein. Auch die rumänische Regierung ist in der Förderung solcher Studienangebote äußerst vorbildlich.
Würden Sie die Angebote in Rumänien empfehlen?

 

Ja, sie sind gut und werden immer besser. Nehmen wir das Beispiel des Theologie-Studiengangs in Hermannstadt: Dort kann man in kleinen Gruppen sehr konzentriert bei hochqualifizierten Dozenten in einer gemütlichen Atmosphäre studieren. Gleichzeitig ist man umgeben von dieser schönen Stadt, die eine einzigartige protestantische Geschichte hat.

Welche Rolle spielt bei dem breitgefächerten Angebot die Minderheitenpolitik bzw. der DAAD?

 

Die meisten Studienangebote entstehen nicht durch eine gute Minderheitenpolitik osteuropäischer Länder oder der Bundesrepublik Deutschland. Dass in Osteuropa viel auf Deutsch unterrichtet wird, hängt in erster Linie mit der dortigen Attraktivität der deutschen Sprache und des deutschen Arbeitsmarktes zusammen. Die deutsche Bundesregierung und ihre Unterorganisationen wie der DAAD tun leider noch viel zu wenig für die deutsche Sprache und die deutsche Wissenschaft im Ausland. Viele ausländische Schulabgänger bzw. Studenten – z. B. in Skandinavien, in Nordamerika oder im südlichen Afrika – wünschen sich in ihren Heimatländern deutschsprachige Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Nachfrage ist groß, aber deutsche Bildungspolitiker reagieren darauf nicht.

Danke für das Gespräch.

 

Björn Akstinats Ratgeber „Deutschsprachige Studienangebote weltweit“ (160 Seiten, IMH-Verlag) ist jüngst auch als dreiteiliges E-Buch erschienen: www.amazon.de/dp/B01N9WB804  Ganz aktuelle Informationen zu ausländischen Hochschulen mit deutschsprachigen Vorlesungen lassen sich jederzeit einzeln oder in Form von Adresslisten aus einer neu eingerichteten Datenbank beim IMH-Verlag abrufen. Dazu einfach hier melden: verlag@imh-service.de

 

Björn Akstinat.

Foto: IMH-Verlag

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Persönlichkeiten.