„Blut hat keinen Preis“

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Ausgabe Nr. 2453
 

Blutspender sind im Hermannstädter Blutzentrum immer willkommen

 

Mit Blut eine Konzertkarte bezahlen, für eine Verletzte Blutspender gesucht, immer wieder hört man von Kampagnen, die zum Blutspenden aufrufen. Punktuell hilft das, doch Rumänien ist in puncto Blutspender eigentlich eher unterbesetzt. In Hermannstadt ist die Anzahl der freiwilligen Blutspender zwar angestiegen, allerdings gilt dies auch für die Anzahl der chirurgischen Eingriffe, so dass hier manchmal „Not am Mann" herrscht.

Über das Hermannstädter Blutzentrum führte die HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u mit der Biologin Livia Mareș Pressesprecherin der Institution, folgendes Gespräch.

 Stellen Sie bitte das Hermannstädter Blutzentrum kurz vor.

Das Hermannstädter Blutzentrum ist eine eigenständige Institution, und nicht eine Abteilung des Kreiskrankenhauses, auch wenn wir den Hof mit dem Spital teilen. Wir gehören zum landesweiten Transfusionsinstitut. 20 Angestellte arbeiten hier, davon zwei Ärzte und drei Biologen – wir sind ein bisschen unterbesetzt.

Wie steht Hermannstadt in diesem Bereich da?

Als Anzahl der Blutspender befinden wir uns prozentual über dem Landesdurchschnitt, und doch haben wir nicht genug Spender, insbesondere seit in Hermannstadt in einer privaten Klinik Herzoperationen durchgeführt werden, bei denen sehr viel Blut gebraucht wird. Da muss ich sagen, dass zwar auch die Anzahl der Spender gewachsen ist, leider nicht im gleichen Rhythmus, so dass wir manchmal Schwierigkeiten haben, der Nachfrage entgegen zu kommen. Weil wir aber in einem nationalen System arbeiten, beantragen wir im Notfall Blutkonserven aus anderen Kreisen, es wird auch getauscht. Aber auf jeden Fall brauchen wir mehr Blutspender. Und je entwickelter die Medizin in einem Kreis ist, desto mehr Blut wird da gebraucht, denn es finden nicht nur mehr chirurgische Eingriffe statt, diese sind auch komplizierter, und da werden mehrere Blutkonserven gebraucht.

Haben Sie reguläre Blutspender oder kommen sie eher spontan?

Wir haben natürlich auch reguläre Blutspender, die nach dem vorgegebenen Protokoll kommen – Männer maximal vier Mal pro Jahr, Frauen drei Mal, aber wir haben täglich auch neue Spender. Wir haben auch eine Liste von Spendern, die wir im Notfall rufen und die binnen einer Stunde kommen, um Blut zu spenden. Natürlich rufen wir nur diejenigen, die ausdrücklich damit einverstanden sind.

Warum wollen Menschen Blut spenden?

Normalerweise fragen wir sie nicht nach dem Grund. Einerseits kommen sie, weil sie von einem Fall gehört haben, oder auf Nachfrage der Verwandten, aber wir haben Spender, die für die Vorteile kommen, wie Gutscheine, Preisreduzierungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auch ein arbeitsfreier Tag. Das unterstützen wir zwar nicht, weil Blut eigentlich keinen Preis haben sollte, es ist aber die rumänische Gesetzgebung. Die Spender sollten in erster Linie verstehen, dass sie eine gute Tat vollbringen, auch wenn  sie laut Gesetz eine Gegenleistung erhalten. In vielen Ländern in Europa bekommt man aber nichts, wenn man Blut spendet.

Könnte das unbezahlte Blutspenden in Rumänien klappen?

Ich hoffe schon. Man müsste aber mehr Werbung – wenn man das so bezeichnen darf – dafür machen, denn leider sind viele potentielle Blutspender einfach nicht informiert. Es wäre sehr gut, wenn sich mehr Vereine dafür einsetzen würden, denn leider sind viele potentielle Blutspender einfach nicht genügend informiert – ein Job, den die Zivilgesellschaft übernehmen könnte und sollte. Insbesondere in Schulen und Hochschulen könnten die Kampagnen Erfolg haben, denn da ist unser „Zielpublikum“. Auf solche Kampagnen reagieren die Menschen sehr gut. Wenn zum Beispiel ein Verein in einem Monat eine Kampagne durchführt, sind wir für die jeweilige Zeitspanne sehr gut eingedeckt, es kommen auch 50 Menschen pro Tag, doch sollten die Spender regelmäßig kommen, denn Blut hat eine begrenzte Konservierungszeit. Blut hält einen Monat, Plasma ein Jahr. Jedoch sollten die Blutspender auch ungerufen kommen, ein bis zwei Mal pro Jahr wäre ideal. Wenn sie sich gut fühlen, gesund sind, sollten sie einfach bei uns kurz vorbei kommen. Und insbesondere die jungen Leute erwarten wir, denn es ist bekannt, dass sie am gesündesten sind. 

Wann kommen die Blutspender eher?

Vor den Feiertagen kommen aus verschiedenen Gründen mehr Spender, einen Defizit haben wir in den Sommermonaten, genauer gesagt in der Ferien-  und Urlaubszeit. Vor einigen Jahren war das nicht sehr stark spürbar, denn auch im Krankenhaus wurden weniger Operationen durchgeführt, da auch die Ärzte im Urlaub waren, doch jetzt ist es nicht mehr der Fall, so dass Juli und August problematisch bleiben.

Es kommen aber mehr Spender, wenn die Familien, Kollegen und Freunde der Kranken sich einsetzen, da haben wir auch 50 Spender pro Tag.

Bei einem Festival in Rumänien erhielten die Blutspender kostenlos Eintrittskarten, war das eine gute Aktion?

Jede Aktion, die Blutspender identifiziert, ist eigentlich positiv. In Hermannstadt haben sich leider nur um die 20 Personen gemeldet, doch wir freuen uns über jede Aktion dieser Art.

Ist Blutspenden gefährlich?

Überhaupt nicht.  Alles ist steril, außerdem wird der Blutspender natürlich medizinisch untersucht, denn wir möchten nicht einem Kranken helfen, indem wir den Blutspender in Gefahr bringen. Da gibt es eine lange Liste von Fragen, auf die der potentielle Spender antworten muss. Es gibt sehr viele Krankheiten, die mit der Blutspende nicht kompatibel sind, außerdem muss der Spender volljährig sein und nicht älter als 65, über 50 Kilogramm wiegen und an dem Spendetag kerngesund sein. Die meisten Blutanalysen werden aber nach der Spende durchgeführt, und da liegt unsere größte Verantwortung dem Nutznießer gegenüber, denn der kleinste Fehler eines Mitarbeiters kann tödlich enden, deshalb ist der Druck bei uns recht groß.

Wenn aber nach den Analysen festgestellt wird, dass der Spender krank ist, rufen wir diesen, um ihn zu informieren und auch zum entsprechenden Arzt zu schicken.

Wie sieht die Zukunft aus?

Wir hoffen auf jeden Fall auf eine steigende Anzahl von Spendern. Landesweit spricht man auch über ein Register, auf das alle Krankenhäuser aus Rumänien Zugriff haben sollen, so dass man die entsprechenden Blutkonserven weiter geben kann, denn umsonst hat man volle Gefrierfächer, wenn der gebrauchte Typ fehlt. Aber wir freuen uns hauptsächlich auf gesunde und informierte Spender, das will ich ausdrücklich sagen, Männer wie Frauen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Blutspenderin bei der Blutabnahme.               

Foto: Ruxandra STĂNESCU

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.