Die Erlebnisreise ist geglückt

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Ausgabe Nr. 2326
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Zur Premiere des Theaterstückes „Der Meister und Margarita“ nach Bulgakow

Foto: RSTTheater, Film und Musik. Drei Künste auf einer Bühne und in einem Theaterstück. Das Meisterwerk Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“ wurde gleich drei Mal aufgeführt, auf Anfrage der Hermannstädter.

 

 

 

 

 

 

Die Karten für die ersten beiden Vorstellungen – am Freitag, dem 22. und Samstag, dem 23. März – waren nämlich zwei Wochen vor der Premiere schon ausverkauft. Das Theaterstück ist durch die Zusammenarbeit des Radu Stanca-Theaters mit dem „Maladype“-Theater aus Budapest entstanden. Es gab zwei Varianten des gleichen Stücks zur Auswahl: Am Freitag und Sonntag spielten die Hermannstädter Schauspieler, während am Samstag auch Schauspieler aus Budapest einige Rollen besetzten.

Der Roman, dessen zensierte Variante 1966 in Russland erschien, wird von vielen Kritikern zu den wichtigsten russischen Erzählwerken des 20. Jahrhunderts gezählt. Themen des Romans sind u.a. Gut und Böse, Gott und Teufel, Leben und Tod, Religion und Atheismus.

„Viele haben gesagt, dass dieser Roman nicht für das Theater inszeniert werden sollte. Wir haben es trotzdem versucht“, sagte Zoltán Balázs, der Regisseur des Stückes, der Hermannstädter Presse. Der Versuch war geglückt und die „Erlebnisreise”, auf die sich laut Balázs die Zuschauer gefasst machen sollten, war phantastisch. Es wurde einem keine Sekunde langweilig und das bei einer zweieinhalbstündigen Vorstellung.

Dazu trugen vor allem die vielen optischen und akustischen Hilfsmittel bei. So wurde etwa die Hälfte der Handlung live hinter der Bühne gefilmt und auf der Bühne auf einer riesigen Leinwand projiziert. Oftmals kommunizierten die Schauspieler durch den Film mit der Handlung auf der Bühne. Zum Beispiel stand ein Gesprächspartner während eines Telefonats auf der Bühne, während der andere live in den Kulissen gefilmt und auf die Leinwand übertragen wurde. Die Technik ist nicht neu (in Hermannstadt kennt man sie aus dem Stück „Viața cu un idiot”, unter der Regie von Andriy Zholdak), überrascht aber trotzdem immer wieder.

„Das Hermannstädter Theater hat so viele musikalisch begabte Schauspieler“, so Balázs, der das sofort ausnutzte. Der Beginn des Stückes war ein musikalischer: Pali Vecsei sang mit Klavierbegleitung das Lied „Dream A Little Dream Of Me“. Aber auch andere bewiesen, dass sie sowohl singen können, als auch ein Musikinstrument beherrschen: Florin Coșuleț spielte Klarinette und Adrian Matioc die Trommeln. 15 Minuten lang musizierten und tanzten die Schauspieler ununterbrochen. Die Szene sollte eine Varieté-Nummer darstellen, mit Voland als Leiter. Die Schauspielerin mit besonderem gesanglichen Talent Gabriela Neagu übernahm die Rolle der Diva und Hauptsängerin. Etwas verwirrend war die Tatsache, dass deutsche Lieder gesungen wurden, u.a.: „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Veronika, der Lenz ist da“ von den Comedian Harmonists.

An der schauspielerischen Leistung der Hermannstädter und Budapester ist nichts auszusetzen. Die Hauptrollen übernahmen Marius Turdeanu als Meister, Ofelia Popii als Margarita und (in der ungarischen Variante) Ákos Orosz als Voland. Letzterer schaffte es, fast seinen gesamten Text in rumänischer Sprache überzeugend wiederzugeben. Verwirrend war allerdings, dass manchmal ins Englische gewechselt wurde, was von den älteren Zuschauer im Saal, die kein Englisch verstehen, als negativ bewertet wurde.

Ein großes Lob gebührt nicht zuletzt der Bühnenbildnerin Velica Panduru, die es schaffte, eine existierende alte armenische Kirche detailgetreu nachzubauen.      

Cynthia PINTER    


Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.